The Day Before You Came - Eine Betrachtung der Aufnahmen eines großen Werkes

  • Agnetha hat für mich das Lied genauso in diese Stimmung gepackt in der sie mir gefällt.
    Die Stimmung, die auch ABBAs Ende eingeläutet hat.
    Vielleicht auch diese Stimmung ist in diesem Lied.
    Die Atmosphäre im Studio war bestimmt sehr drückend, traurig und hoffnungslos... das Ende war da.


    Ich glaube, den speziellsten Moment dieses Ende von ABBA haben Frida, Benny und Björn gar nicht mitbekommen........das war ein Abend im Studio, den nur Agnetha und Micke zusammen erlebt haben


    Agnetha hat ja viele der in diesem Thread beschriebenen Änderungen und Aufnahmen ohne Benny und Björn vorgenommen.........in den späten Nachmittagsstunden und abends, nach den eigentlichen Sessions.......Man hatte sich ja generell nicht mehr so viel zu sagen.............Einziger Anwesender an diesem speziellen Abend neben Agnetha war Micke Tretow.......


    Agnetha begann an diesem Abend, das Lied nochmals einzusingen mit diesen ganzen Komponenten ihres neuen Arrangements.......Aber sie war mit der Atmosphäre im Studio unzufrieden........Sie wollte eine andere und zwar eine für das Lied sehr authentische Stimmung für die Aufnahmen kreieren........


    Da kam sie auf die Idee, das Licht im ganzen Studio abzudunkeln, um das Lied in dieser sehr speziellen Atmosphäre aufzunehmen.......Aber als sie die Aufnahmen fortgesetzt hat, kam sie zum Schluss, dass das Ganze noch nicht konsequent genug war..........So begann sie, nach und nach das komplette Licht im Studio zu löschen und nur noch eine kleine Beleuchtung über Mickes Mischpult anzulassen.......


    Sie sang dann große Teile dieses Liedes in fast völliger Dunkelheit ein, weil sie so nach ihrer eigenen Aussage perfekt in die Atmosphäre und in den Flow dieses Liedes hineinkam, so wie sie sich die Atmosphäre und Stimmung, die dieses Lied repräsentieren sollte, vorstellte


    Es muss wirklich eine fast bizarre und sehr denkwürdige Atmosphäre in diesen Minuten und Stunden im Studio geherrscht haben........


    Micke Tretow war von dieser Stimmung sehr beeindruckt und er hat später öfter darüber gesprochen, wie speziell das alles gewesen sei und dass er in diesem Moment auch ein bisschen gefühlt habe, dass das Ende von ABBA gekommen sei..........Dunkles Studio und Agnetha alleine im Studio..........Und am Nachmittag hatte eine sehr kühle Atmosphäre geherrscht, als die anderen 3 noch da waren......


    Agnetha selbst hat dieses Endzeitgefühl bei der entsprechenden Aufnahme damals nicht so empfunden, weil sie sich nach ihrer eigenen Aussage bei der Aufnahme in fast völliger Dunkelheit ganz auf die Atmosphäre dieses Liedes und auf die Frau, über die sie sang, konzentrierte......Sie habe sich damals komplett auf diese Stimmung eingelassen......,Sie sei komplett in die Rolle dieser Frau hineingeschlüpft..............


    Nach den Aufnahmen redeten Agnetha und Micke über alles.............Es herrschte ja ein großes Vertrauensverhältnis zwischen den beiden...........Wohl noch mehr als zwischen Micke und den anderen 3 ABBAs........Das sieht man nebenbei bemerkt auch ein bisschen daran, dass Micke auch später bei allen Solo-Aktivitäten von Agnetha dabei war.... (außer bei ihrem Kalifornien-Trip).......bis ihn seine schwere Krankheit während der Arbeiten an MY COLOURING BOOK zum Aufhören zwang..........


    An diesem Abend redete man noch eine ganze Weile über alles auch bei ABBA...........Und man saß dann auch noch eine ganze Weile am Mischpult und probierte aus.....


    Ich denke, dass diese Momente gerade für Micke aber auch für Agnetha schon sehr speziell waren.......


    Ich denke, das alles........diese ganze Authentizität während diesen Aufnahmen seitens Agnetha..........hat entscheidend dazu beigetragen, dass dieses Lied heute zurecht als Meisterwerk der Popmusik-Historie angesehen wird......

  • Das ist es zweifellos, und es ist auch als letzte Aufnahme ein würdiger Abschluss. Die Idee den Gesang im Dunkeln aufzunehmen ist interessant, so konnte sich Agnetha genau auf ihren Part konzentrieren.


    Björn mag das Lied vielleicht anders gesehen haben…


    Auf jeden Fall war die Stimmung nicht gerade berauschend – ich vermute ein optimistisches Lied konnten ABBA zu der Zeit gar nicht mehr machen… das erreichte Agnetha dann erst wieder mit ihren Solo-Projekten.

  • Das ist es zweifellos, und es ist auch als letzte Aufnahme ein würdiger Abschluss. Die Idee den Gesang im Dunkeln aufzunehmen ist interessant, so konnte sich Agnetha genau auf ihren Part konzentrieren.


    Björn mag das Lied vielleicht anders gesehen haben…


    Auf jeden Fall war die Stimmung nicht gerade berauschend – ich vermute ein optimistisches Lied konnten ABBA zu der Zeit gar nicht mehr machen… das erreichte Agnetha dann erst wieder mit ihren Solo-Projekten.


    In der tat ist es wohl so, dass Agnetha und Björn den Text des Liedes etwas unterschiedlich gesehen haben und interpretiert haben, wenn man sich die Aussage von Björn in dem CMP-Buch ansieht......


    Aber das ist eben immer möglich, wenn Lyriker und Interpret nicht identisch sind.......


    An was muss man sich also halten, wenn man ihn bewerten will ????


    Wenn man den Text nur auf einem Blatt Papier lesen würde, dann vielleicht an Björn, weil er ihn geschrieben hat..........Aber wenn man sich das Lied anhört, wenn man sich die Videos ansieht, dann kann man sich nur an Agnethas Interpretation und Auslegung des Textes halten.........denn sie hat ihn musikalisch interpretiert..............Ihre Intrepretation des Textes hören wir, wenn wir das Album hören, ihre Intrepretation sehen wir, wenn wir die Videos dazu sehen......


    Und das ist dann wohl auch die relevante Sichtweise, denn bei THE DAY BEFORE YOU CAME handelt es sich eben um keine Schrift, sondern um ein Lied


    Ein optimistisches Lied war zum Schluss in der Tat nur noch schwierig möglich..........HEAD OVER HEELS war sicher das einzige in dieser Richtung auf dem letzten Album.......Auch UNDER ATTACK war ja eher ein düsteres Lied, trotz seiner eher fröhlichen Melodie


    Welch ein Unterschied dann zu Agnethas erstem Auftritt navh ABBA im Apirl 1983.........


    Da war sie plötzlich wieder........die Fröhlichkeit von HONEY, HONEY und RING, RING


    @ Scotty,


    das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Elba mit diesem Song nichts anfangen kann.


    Fungierst Du jetzt als Pressesprecher von Elba, Webmark ??...... :D :D


    Aber ganz im Ernst,,,,,


    Natürlich werden diese Diskussionen in diesem Thread wohl nichts daran ändern, dass Elba mit diesem Lied nicht viel anfangen kann.....


    Aber deswegen kann man ja trotzdem seine Meinungen austauschen und trotzdem über die Bedeutungen von Texten philosophieren und über Intentionen von Interpetationen diskutieren, denke ich...... ;)

  • Warum muss man sich an etwas halten, um TDBYC zu bewerten? Muss man es überhaupt bewerten? Ich finde dass dieses Stück gerade von dieser Ungewissheit profitiert. Es soll wahrscheinlich auch nicht alles geklärt werden, der Hörer soll selbst zu seinen Schlüssen kommen, und das Ende ist ja offen. Man kann es so sehen wie Björn, oder auch wie Agnetha, oder wieder jemand anders. Genau das ist ja ein Teil der Genialität dieses Liedes, dass es eben keine fertige Lösung darstellt – jedenfalls nicht in textlicher Hinsicht.

  • Ist "TDBYC" ein Lied gewesen, mit dem sich ABBA schwertaten?


    Es gibt Lieder, die von Anfang an in die richtige Richtung gehen und man gleich spürt, wie es am Ende klingen muss.
    Und dann gibt es Lieder, an denen man ewig herumexperimentiert und man doch nie ganz das richtige findet, was man finden möchte. Manchmal hat dann vielleicht Einer die zündende Idee...


    Deshalb meine Frage:
    Ist "TDBYC" eins der Lieder, die sich als Schwierig herausstellen, weil sich das nicht finden lässt, was man in der Melodie sucht? Und dann feilt man Monat für Monat daran herum, bis endlich einem die zündende Idee einfällt. Die wiederrum aber auch nicht vom Himmel fällt.


    Es ist ein gelungenes Meisterwerk und man spürt auch, das es nicht die Leichtigkeit hat. Und das liegt, nach heutigem Wissen an der Endzeitstimmung, die Schwierigkeit in diesem Umbruch ein Lied zu produzieren.
    Als sie noch Paare waren, schien das Einfacher gewesen zu sein. Da sprudelte es nur so von Ideen.
    Obwohl ich glaube, das eine Idee, ein Takt, ein Klang oder auch ein Geräusch nicht immer eine Super Melodie zaubert.
    So einfach stelle ich mir das nicht vor.


    Aber es gibt schon Melodielinien, da weiss man gleich, welchen Stil es werden wird. Beim anderen , ist es der Text, der die Richtung vergibt, oder auch der Künstler oder Künstlerin, die durch ihre Stimme, aus dem Lied das herausholt, was in der Melodie noch schlummerte.


    Ging mir durch die paar letzten Postings hier durch den Kopf.
    Ich bin noch nie bei einem Werdegang einer Melodie dabei gewesen und stell mir das aber alles andere als einfach vor.

  • Da hast Du mich falsch verstanden, Highway


    Natürlich kann jeder für sich so ein Lied und seinen Text auch ganz persönlich für sich bewerten oder auslegen.........


    Das ist ja auch eine Stärke von solchen Liedern, dass man sie auch im ganz eigenen Umfeld für sich selbst bewerten kann.........Das beste Beispiel ist vielleicht SLIPPING THROUGH MY FINGERS, das ja geschrieben wurde über Linda, Agnetha und Björn.......


    Trotzdem kann das jeder auch für sich persönlich auslegen.......für sein ganz persönliches Leben.......Nicht mal 1 : 1, sondern oft auch im übertragenen Sinne.........


    Und ich selbst weiss von was ich da rede, habe ich doch meinen beiden Kids jahrelang nachgeschaut,als sie noch klein waren mit Schultaschen, die fast so groß wie sie selbst waren, wenn sie in die Schule am anderen Ende unseres kleinen Ortes gelaufen sind........Da hatte ich immer dieses Lied auch im Kopf.......SLIPPING THROUGH MY FINGERS........über eine so wunderschöne Zeit, die uns durch die Finger gleitet.......


    Aber darum ging es hier in meinem letzten Posting nicht.......


    Denn um ein Lied von seiner Lyrik zu verstehen oder gar zu bewerten, ist es natürlich auch essentiell wichtig, zu wissen, was der Autor des Liedes damit sagen wollte....und was der Interpret des Liedes damit sagen wollte......was sie damit ausdrücken wollten......


    Nur darum ging es mir hier......


    Natürlich kann jeder mit dem Text von THE DAY BEFORE YOU CAME anfangen was er will........aber das ist dann seine ganz persönliche Sache......


    Wenn ich aber die INTENTION eines LIEDES kennen will......verstehen will......bewerten will.......dann muss ich selbstverständlich wissen, was der Autor damit ausdrücken will.....und was der Interpret damit ausdrücken will....


    Denn DIES.......und NUR DIES........ist die einzige OBJEKTIVE Interpretation, die wir haben, und die es gibt.........


    Alles andere sind rein subjektive Sichtweisen....

  • Ich denke, das alles........diese ganze Authentizität während diesen Aufnahmen seitens Agnetha..........hat entscheidend dazu beigetragen, dass dieses Lied heute zurecht als Meisterwerk der Popmusik-Historie angesehen wird......

    Wenn ich das alles so lese, wie Agnetha zusammen mit Mike diesen Hammer-Song eingespielt hat, dann ist auch klar, warum es letztendlich zum Meisterwerk geworden ist. Es ist der perfekte Pop-Song, von Perfektionisten produziert !!!


    TDBYC hat mich schon damals gleich beim ersten Mal anhören so gepackt, dass es auch nach knapp 35 Jahren für mich immer noch die NUMMER 1 von ABBA ist.

  • Ich sehe es auch so....dieses Lied lässt eigentlich das Ende offen. Jeder kann sich das für sich gemeinte hier zu hören herausnehmen....wenn man sich den Auftritt in Saarbrücken anschaut kann man an Agnethas Mimik bei diesem Song gut sehen wie sich diese " Frau " fühlte....es spricht eigentlich für sich und doch lässt es das Ende für jeden Zuhörer offen.


    TDBYC hatte mich damals schon mit dem ersten Ton gefangen genommen, gerade der Sound der für mich eine gewisse Schewere ausstrahlt macht diesen Song so einzigartig....trotz seiner Länge wirkt er zu keiner Zeit kangweilig oder gar banal....er ist in Gesang und Instrumentierung für mich perfekt und erstklassig.
    Ich möchte dieses Lied nicht anders hören als genauso wie es dann erschien.

  • Die Instrumentierung ist auch das, was ich seit Erstveröffentlichung 1982 bis heute an dem Song so sehr schätze.
    Über die Jahre höre ich immer wieder andere Nuancen, die dazu beitragen, dass der Song für mich niemals alt wirkt.


    Ich wünschte, ABBA hätten damals so weiter gemacht...

  • Und genau dieser Drumcomputer macht den fetten Sound aus....und unterstützt so ganz hervorragend Agnethas Stimme....die in diesem Lied einfach ganz ganz ganz wunderbar ist.


  • Über die Jahre höre ich immer wieder andere Nuancen, die dazu beitragen, dass der Song für mich niemals alt wirkt.


    Ich wünschte, ABBA hätten damals so weiter gemacht...


    Ditto! Kenne das Lied erst seit 20 Jahren (da 32), aber seit ich letztes Jahr wieder ABBA höre und v.a. auch den Texten hohe Beachtung schenke, höre ich das Lied anders...


    Es ist zu einem Ritual geworden, dass ich den Song fast täglich am frühen Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, höre. Jedes Mal höre ich eine andere Nuance, ein anderes Detail der Aussprache, Nuancierung des Gesangs oder der Musik. Wow.


    Und ich habe oft diese Stimmung wenn ich zur Arbeit fahre, die ich nicht beschreiben kann - wo das Lied genau mich beschreibt...


    Ist meine persönliche Nummer 2. Davor ist für mich persönlich THE VISITORS und danach kommt SOS.

  • Ich habe jetzt einen Roman gefunden, das in meinen Augen exakt das Lebensgefühl dieses Songs wiedergibt:


    Null Komma Irgendwas von Lavinia Braniste


    Handlung: Junge Frau lebt im jetzigen Bukarest vor sich hin. Ihre Beziehung hält nicht lang, es gibt keine Möglichkeit ihre Lebensumstände zu verbessern. Der Tag verläuft ohne Höhepunkte, sie geht zur Arbeit, trifft ab und zu ihre Mutter, sonst passiert nichts. Das Leben plätschert vor sich hin.

  • Danke für diesen Thread!


    "The day before you came" hat mich schon immer positiv gereizt. Auch das Video wo Agnetha als erstes sang, und durch einen Kreisel der Rest der Band ankam-mit dem Jubel im Publikum-toll!


    Die Hintergrundaktivitäten hier haben mich schon immer interessiert.


    Der Song stand für mich:

    - das Ende einer Karriere einer Kult- Band

    - die schmerzhaften Trennungen der Bandmitglieder

    - ein toller Song, Agnetha, und vor allem auch Frieda mit dieser opernhaften Hymne im Hintergrund.

    - Die Gesichter von Björn und Benny- sehr nachdenklich


    Was habe ich den Song durchgehört?


    Vor allem zum Nachdenken hat er mich animiert.

    Die Stimme Friedas im Hintergrund.

    Eigentlich passt hier alles.


    Ich freue mich aber auch, das doch noch ein Nachfolgeralbum kam. Das macht den Song nicht mehr so traurig und nachdenklich.

    Das Comeback kam ja! Natürlich wäre ich scharf drauf', wenn Sie es nochmals wagen würden, denn die haben es ja noch drauf...kommt, da geht noch was!

    Jetzt bleibt "ode to freedom" der Abschluss, der ist aber nicht mehr so traurig wie "the day before you came."


    Danke für diesen Thread. Ich konnte noch nicht alles durchlesen, werde es aber demnächst nachholen.

  • Von Instrumentierung kann hier aber nur teilweise die Rede sein. Ein Drumcomputer :thumbdown: ist schließlich kein Instrument.

    Und wie steht es mit den Synthesizern, die über die Jahre und Alben eingesetzt wurden ? Deiner Argumentation folgend sind alle Töne, die nicht von Klavier, Hammondorgel, Gitarre (natürlich ohne Effekte) und echten Bläsern stammen, keine richtige instrumentierte Musik. Nun ja… dann bleibt nicht viel . Demnach magst du dann sicher Musik von Phil Collins nicht so besonders gern ?

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