Bennys Synthesizer/Yamaha GX1 wurde restauriert

  • Danke für die Links, sehr interessant! Da geht es ja nicht nur um die Erhaltung des Sounds, sondern generell darum dass ein so seltenes Instrument wieder auf Vordermann gebracht wird.


    Tuomas Seppälä von Amberian Dawn sagte ja auch, er habe im Riksmixningsverket-Studio auf Bennys alten Keyboards gespielt, vielleicht war da auch der GX1 dabei. Und vielleicht hört man das Ding sogar auf deren nächsten Album… :)

  • Danke für den Link.


    Ich als grosser Synthi-Fan bin damals gleich voll darauf abgefahren, als ABBA aufeinmal mit diesem geilen Sound daherkamen.


    Meine Synthi Lieblingsnummer ist natürlich auch "Lay all you Love on". Aber ich glaube erstmal bewusst wurde mir dieser neue GX1 Sound mit "Gimme Gimme Gimme" ...

  • Das muß ich direkt mal kommentieren, zumal da auch einiges an Halb- und Unwahrheiten zusammengekommen ist.


    Bennys Gx1 hat die Seriennr. 5088 und war das allerletzte von Yamaha ausgelieferte Exemplar.


    Da fragt sich doch, mit welcher Seriennummer die GX-1 anfing. Mehr als 50 wurden nämlich höchstwahrscheinlich nicht gebaut. Sollten tatsächlich 88 gebaut worden sein, frage ich mich, wieviele davon an was für Orten in Japan gelandet sind, wenn kaum mehr als 12 oder 13 exportiert worden sind.


    Lustigerweise gibt's auch das Gerücht, daß Benny die erste bekam. Da frage ich mich dann aber, wo die all die Jahre gestanden hat. Die letzte klingt plausibler. Bei den Stückzahlen muß man eh davon ausgehen, daß die GX-1 nur auf Bestellung gebaut wurde und nicht in dem Sinne in Serie, daß Benny also Ende der 70er nochmal eine bestellt hat. Er bekam sie, als sie eigentlich schon wieder veraltet war und er selbst noch im selben Jahr mit einem der ersten Sequential Circuits Prophet-5 (ein Rev. 1, der noch bei Dave Smith zu Hause zusammengebaut worden war) einen wesentlich zeitgemäßeren Synth bekam. Fürs Touren waren beide nicht geeignet, und doch tourten beide.


    Er hat ihn erst 1979 bekommen, obwohl es den schon seit 1974 gab, und das erste mal wurde er auf "Does your Mother know" eingesetzt. Benny hat den Basssound, mit dem Dymk anfängt, selbst programmiert, was sehr umständlich war.


    Meines Wissens war das ein Werkspreset, und Benny wurde vom Herumspielen mit diesem Werkspreset überhaupt erst zu dem Song inspiriert.


    Der Soundbau ist in der Tat umständlich, weil die GX-1 keine Bedienelemente dafür hat (außer für den zweiten Tone des Solomanuals). Dafür braucht man die Setting Box, einen Koffer mit entsprechenden Reglern, der an die GX-1 angeschlossen werden muß. Und auch die ist kein externer Programmer, wie es ihn in den 80er für Roland-Synthesizer gab. Der Spaß geht wie folgt vonstatten:

    • Eine der beiden Tone-Module-Klappen oben auf dem Spieltisch öffnen. Darunter stecken insgesamt 70 Tone Modules, Fixed Tone Modules für die festen Werkspresets und Variable Tone Modules für Eigenkreationen.
    • Ein Variable Tone Module entnehmen, dessen Einstellungen man verändern will.
    • An dieser Stelle das Kabel der Setting Box anschließen.
    • An der Setting Box den gewünschten Sound zusammendrehen.
    • Entnommenes Variable Tone Module auf die Setting Box stecken.
    • Mit einem Schraubendreher die 26 Potis im Variable Tone Module so einstellen, daß sie mit den Einstellungen der Setting Box übereinstimmen (das wird zum Glück optisch angezeigt).
    • Kabel der Setting Box abziehen.
    • Variable Tone Module an dieser Stelle wieder einsetzen.
    • Klappe wieder schließen.


    Man hat also eine kleine Plastikkiste mit Potis als Sound-"Speicher", die zum Einstellen auch noch entnommen werden muß, und einen externen "Programmer", der am angeschlossenen Gerät gar nichts einstellen kann. Das hier ist ähnlich kompliziert wie Sounderstellung am Polymoog – der arbeitet mit Lochkarten, die man selber stanzen muß. Im Vergleich dazu sind die vierfach vorhandenen Fader unter der Klappe beim Yamaha CS80 schon wesentlich komfortabler – von richtigen Speicherplätzen, wie sie mit dem Prophet-5 aufkamen, ganz zu schweigen.


    Der GX1 hatte Prototypcharakter, war sehr teuer, wog über eine Tonne und neben Benny gab es nur wenige andere, die auch einen GX1 ihr Eigentum nennen konnten.


    "Über eine Tonne" ist kompletter Blödsinn.


    Spieltisch: 300 kg.
    Bank: 60 kg.
    Baßpedal: 27 kg.
    Lautsprecherkabinett TX-II mit Röhrenverstärkern: 141 kg, in Standardkonfiguration zweimal vorhanden, kann bis zu viermal angeschlossen werden.


    Das Instrument an sich wiegt also 300 + 60 + 27 = 387 kg.


    Mit den zwei standardmäßig mitgelieferten Kabinetten kommt es auf 300 + 60 + 27 + 2 × 141 = 669 kg.


    Mit den maximal möglichen vier Kabinetten kommt es auf 300 + 60 + 27 + 4 × 141 = 951 kg.


    Selbst mit den Staubschutzhüllen auf dem Spieltisch und auf allen vier Kabinetten und der optionalen Setting Box wird man die Tonne nicht erreichen, geschweige denn überschreiten.


    Bennys GX-1 hat übrigens nur zwei Kabinette.


    Stevie Wonder und Keith Emerson hatten auch einen.


    Stevie Wonder und Keith Emerson waren ausgerechnet die einzigen beiden Personen, die schon in den 70ern zwei davon besaßen.


    Keith hat beide verkauft – das Exemplar, das er neu gekauft und mit auf Tour genommen hatte, ging an Hans Zimmer, der es auch nicht mehr hat; das Reservegerät, das er John Paul Jones von Led Zeppelin abgekauft hatte, der es schwarz hatte umlackieren lassen, ging an den italienischen Sammler Riccardo Grotto.


    Stevie hat beide noch. Eine steht einsatzbereit in seinem Studio, die andere bei Madame Tussaud's in Las Vegas mit einer Stevie-Wonder-Wachsfigur dahinter.


    Nur eine weitere Person wüßte ich, die je zwei GX-1 gleichzeitig besaß. Das ist ein Japaner mir unbekannten Namens, und der hat beide erst im 21. Jahrhundert gekauft.


    Die Chance heute noch so ein Instrument auf EBay zu ersteigern sind gleich null.


    Ich sag mal so: Daß eine auftaucht, ist extrem selten. Sie zu ersteigern, ist um so einfacher, wenn man das Geld hat, weil sowas nicht mit $1 Startgebot eingestellt wird, sondern direktweg zu fünfstelligen Preisen. Sie dann nach Hause zu kriegen, ist das nächste große Problem.


    Da sind die Chancen über japanische Kleinanzeigen schon größer.


    Es wurden außerhalb Japans wahrscheinlich nur ein Dutzend davon ausgeliefert.


    Ich konnte elf konkrete Exemplare nachverfolgen, die dauerhaft außerhalb Japans verblieben, von denen nur neun tatsächlich an acht Kunden außerhalb Japans geliefert wurden; ein paar andere bleiben nebulös:

    • Benny Andersson (ABBA) → Roth-Händle-Studios → Riksmixningsverket
      (Nr. 5088)
    • Keith Emerson (Emerson, Lake & Palmer; Tourgerät) → 1995 Hans Zimmer (MIDI-Einbau) → unbekannt
    • John Paul Jones (Led Zeppelin; schwarz umlackiert) → Keith Emerson (Reservegerät) → 1995 Riccardo Grotto
    • Stevie Wonder (Studio)
    • Stevie Wonder (Madame Tussaud's)
    • Rick van der Linden (Ekseption, außerdem ein Soloalbum mit dem Titel GX-1) → unbekannt
    • Jürgen Fritz (Triumvirat) → unbekannt
    • L. Ron Hubbards Sammlung (Church of Scientology)
    • Mickie Most (RAK Records) → 2007 Aphex Twin
    • Yamaha-Vorführgerät in Australien → australische Orgellehrerin → 1993 Gordon Reid (Sound on Sound Magazine; hat einen zweiteiligen Bericht darüber verfaßt, einen Teil darüber, wie er sie aus Australien nach England schaffen ließ, der zweite ist ein Testbericht)
      (Nr. 5073)
    • Yamaha-Vorführgerät in Australien → Aufkauf durch australischen Geschäftsmann → "PinballIdiot" (der 2003 versucht hat, sie für 250.000 Dollar zu verbuchten, und sie auch nach Preissenkungen nicht losgeworden ist)
    • Es wird gemutmaßt, daß Richard Wright (Pink Floyd) kurzzeitig eine GX-1 hatte. Es gibt dafür aber keinerlei Belege.
    • Irgendwoher tauchte vor ein paar Jahren ein GX-1-Spieltisch ohne jegliches Zubehör auf – ohne Bank, ohne Baßpedal, ohne Kabinette, meines Wissens auch ohne Notenpult, nur der Spieltisch mit Sockel. Die Herkunft des Geräts blieb unbekannt.


    Zumindest zwei davon kamen zu Live-Einsätzen, nämlich die beiden erstgenannten. Benny hatte seine bekanntlich 1979 dabei, auch in Wembley. Keith spielte seine "eigene" unter anderem 1977 im verschneiten, ansonsten menschenleeren Olympiastadion in Montréal. Keith sagte mal, es waren acht Roadies nötig, um nur den Spieltisch zu bewegen.


    Aber ich glaube erstmal bewusst wurde mir dieser neue GX1 Sound mit "Gimme Gimme Gimme" ...


    In "Gimme! Gimme! Gimme!" hält sich die GX-1 wohl noch ziemlich zurück. Das einzige, was von dem Ungetüm kommen kann, sind die oktavierten Streichereinwürfe, und auch die müssen durch eine heftige Effektkette gelaufen sein – trocken klingt die GX-1 nicht so. Was hier für die GX-1 spricht, ist, daß der Part mit Anschlagdynamik gespielt wurde.


    Die Instrumentalmelodie ist jedenfalls 100% GX-1-frei. Der "Flötensound" ist das selbstoszillierende Zweipol-Tiefpaßfilter eines ARP Odyssey Mk. I – das kann mit Korgs drei Neuauflagen (dem "normalen" geschrumpften, dem Expander und dem Fullsize) sehr originalnah nachempfunden werden. Und die Strings darunter kommen von einer Stringmachine, einer Yamaha SS-30.

  • Tuomas Seppälä von Amberian Dawn sagte ja auch, er habe im Riksmixningsverket-Studio auf Bennys alten Keyboards gespielt, vielleicht war da auch der GX1 dabei. Und vielleicht hört man das Ding sogar auf deren nächsten Album… :)

    I can confirm that Tuomas Seppälä has indeed been using Benny Anderssons Yamaha GX-1 on the new Amberian Dawn album to be released during the fall of 2017:


  • Wurde die Demoversion von 'When The Waves Roll Out To Sea' wohl auch damit arrangiert?


    As far as i can tell, yes. A lot of the initial work for the musical Chess at Polar Studios was done on the Bösendorfer Imperial Grand and the Yamaha GX-1.


    Then:


    When The Waves Roll Out To Sea: https://soundcloud.com/chapyl/…aves-roll-out-to-sea-1982


    ---


    Now:


    The GX-1 after it was restored: https://www.youtube.com/watch?v=ajP6hXHrqkk&feature=youtu.be

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