Nun ja, mag schon sein. Allerdings war Sting heuer auch schon dort…Und so wirklich kann ich das mit der musikhistorischen Bedeutung nicht nachvollziehen, zumindest nicht in Bezug auf Dalhalla. Natürlich sind die USA sehr viel größer als Schweden, daher auch der Markt größer und damit hatte Emmylou Harris eine weit größere musikhistorische Bedeutung. Wer in den USA groß ist, wird ziemlich sicher auch sonst auf der Welt groß. Übertragen auf Deutschland/Österreich/Schweiz könnte man dann folgern, Helene Fischer hat eine wesentlich größere musikhistorische Bedeutung als Helen Sjöholm, weil sie verkauft ja so viel mehr und das in einem Markt der um einiges größer ist als Skandinavien… Wobei ich jetzt aber keineswegs Emmylou auf eine Stufe mit der guten Jelena stellen will, da sind wirklich Lichtjahre dazwischen…
Ob Emmylou aus der Sicht der Organisatoren von Dalhalla so viel zählt? Einerseits ist es für die Amerikaner vermutlich ohne große Bedeutung, ob sie in einem unbekannten Steinbruch in Schweden auftritt…(hat es da nicht neulich einen Vorfall gegeben, hat doch Mr. President erzählt…) Und für Dalhalla und für Schweden insgesamt dürften Malena und Helen heuer wirklich die absoluten Top-Stars dort gewesen sein. Nicht umsonst gab es gleich drei Konzerte hintereinander, wovon eines noch zusätzlich angesetzt werden musste aufgrund der hohen Nachfrage. Für Emmylou ist nur eines vorgesehen… Und dort sind die Ticketpreise, wie ich gesehen habe, nun keineswegs in dreifacher Höhe im Vergleich zu den schwedischen Ladies, wie man es bei einem solchen „absoluten Weltstar“ erwarten müsste. Im Gegenteil, da geht es billiger her… Wobei ich keineswegs sage dass der Preis ein Qualitätskriterium ist. Ich sehe aber nicht unbedingt warum das Auftreten von Emmylou Harris ein höheres Prestige für Dalhalla darstellen soll, oder den „Weltruf“ dieses Veranstaltungsorts stärker fördern sollte als Helen und Malena (wobei letztere ja ohnehin schon Weltruf hat).
Eher ist es doch so, dass das Ansehen verschiedener Stars gegenseitig aufeinander abfärbt. Für Helen ist es zum Beispiel sicher vorteilhaft sich mit Malena sehen zu lassen, und genau solche Konzerte könnte ich mir durchaus auch in Wien, Zürich oder Verona vorstellen… Da wäre Malena natürlich zunächst das Zugpferd, aber nachher gäbe es sicher etliche Besucher die sich sagen: Diese Sjöholm war doch eigentlich sensationell, wie kommt es dass wir die noch nie gehört haben?
Zu Kåta Maja fällt mir ja ein schwedisches Sprichwort ein, das ich in einer Doku mal gehört habe: Betrunken ist man erst dann wenn man schon am Boden liegt und sich nicht mal da mehr festhalten kann… Interessant welche Eigendynamik dieser einstige „hidden track“ von Visor entwickelt (ähnlich wie das immer wiederkehrende Spiralsången). Ich kann das Stück auch kaum anhören, aber dennoch bemerkenswert, welche stimmlichen Facetten Helen da entfaltet…
Aber Scotty, du meinst solche Ulk-Nummern wären Helens Ruf nicht zuträglich? Na also, da kehrst du aber jetzt den Oberlehrer raus, von wegen Kultur und so… Das ist doch gerade einer von Helens wunderbaren Aspekten dass sie derartig vielseitig ist. Sie ist ja ohnehin sehr stark auf der dramatischen Seite, da ist es sicher kein Fehler öfters in den komödiantischen Bereich abzuschweifen, und ruhig auch mal die Contenance abzulegen! Da kannst du natürlich sagen das gehört sich nicht für eine Dame. Ja, sie geht definitiv manchmal unter die Gürtellinie – aber vielleicht ist sie gerade deshalb so glaubwürdig. Umgekehrt kann sie ebenso glaubwürdig eine Lichtgestalt sein, wie in Gabriellas sang… Ich finde jedenfalls, sie hat das Herz am rechten Fleck… Und dass die Leute sie „auch so“ mögen, ja darauf kannst du wetten!
Übrigens ist bei Malena auch so ein gewisser Sinn für Komödiantisches vorhanden – was bei ihr manchmal sogar schon etwas übertrieben wirkt, im Gegensatz zu Helen. Aber – ich weiß nicht warum aber ich sagte es ja schon früher mal, ich finde sie trotzdem sehr sympathisch, ich mag sie einfach… Wenn man die beiden so anschaut, sie sind wirklich ein interessantes Gespann. Ich bin mir nicht sicher ob man diese Zusammenarbeit vertiefen sollte, aber manches deutet darauf hin, dass sie ein kongeniales Duo sind. Dabei sind sie äußerlich so verschieden, Malena ist ja wirklich eine athletische Frau und Helen wirkt so klein neben ihr (ist sie ja auch), aber ich fand es zB witzig wie Malena Helen bei Ett herrans underverk aufhob und herumdrehte. Trotz der großen Unterschiede, nicht zuletzt in ihren Stimmen, es ist etwas sehr Interessantes darin… Like an eagle flying with a dove…
Und natürlich, wenn man zwei schwedische Sängerinnen nebeneinander sieht, werden gewisse Assoziationen wach…