Eigentlich unfassbar, dass Björn damals offensichtlich nicht realisiert hat, mit was für einer wunderbaren Frau er da eigentlich verheiratet war.
Er verbrachte lieber die Zeit tagsüber im Studio und sogar bis spät in die Nacht......solch ein Verhalten ist einfach nicht zu tolerieren, wenn man Familie hat.
JA, Försonade......das ist sicher eine Tragik gewesen für die kleine Familie.......Und dieses Ungleichgewicht in der Zuwendung zu der Welt des anderen hat im Prinzip auch im Endeffekt zum Ende dieser Ehe geführt.......
Agnetha hat ja in dem Interview gesagt, dass die Ehe auch ohne ABBA gescheitert wäre........weil dieses Verhalten wohl in der Persönlichkeit von Björn lag........Hätte er ein Anwaltsbüro gehabt oder wäre er Ingenieur gewesen, wäre es wohl nicht viel anders gewesen......die Weltkarriere hat das nur noch verstärkt.
Die Verhaltensweise von Björn war damals im Prinzip so, wie sie den traditionellen Normen der damaligen Zeit noch teilweise entsprochen hat.......Er war den ganzen Tag unterwegs und hat "das Geld verdient"......und die Frau war zu Hause und kümmerte sich um die Kinder..........Was er dann aber vergessen oder zumindest vernachlässigt hat, war nur, dass seine Frau vor ABBA im Prinzip noch ein größerer Star war als er selbst......und das sie jetzt bei ABBA ebenfalls für die breite Öffentlichkeit als "der Star" von ABBA galt, und dass sie für die meisten DAS ABBA-Icon schlechthin war.
Zunächst war da sicherlich der verständliche Ehrgeiz da, aber als die Dinge dann begannen, aus dem Ruder zu laufen, hat er leider nicht entgegengesteuert. Ánstelle zu verstehen, dass sie damals in 2 Welten lebten, in denen jeder seinen Beitrag zu geben hatte, ist er dann nach eigener Aussage länger abends im Studio geblieben, damit Agnetha schon schläft, wenn er nach Hause kommt......Ein für solch eine Ehe natürlich tödliches Verhalten......Da kann dann auch kein Psychologe mehr helfen.
In der einen Welt wurden alle Dinge erfüllt......Agnetha erfüllte ihren Part genauso wie alle 4 und tat alles für ABBA........Inder anderen Welt blieben diese Dinge aber unerfüllt......Björn war nicht da für Frau und Familie, so hart das auch klingen mag.........Und dabei war für Agnetha nicht einmal die Tatsache entscheidend, dass sie eben keine "Lena" war und ihre Pflichte nur zu Hause hatte, sondern es war eben ihr Verständnis von einer Familie, dass die Kinder eben genauso ihren Daddy hatten wie die Mami und die Frau auch ihren Mann..........Für eine Familie muss man eben genausoviel tun und kämpfen wie für eine Karriere.....ich denke, dessen war sich Björn damals nicht wirklich bewusst........
Es gibt ja mehrere Interviews von Björn aus den Jahren 2000 bis heute, wo er sehr bedauert, dass er sich nicht wirklich genug um seine Kinder gekümmert hat und dass er meistens nicht für sie da war (ob er das auch in seinem Verhältnis zu Agnetha denkt, kann er natürlich nicht öffentlich sagen, denn er ist glücklich verheiratet.....ob er auch in diese Richtung denkt, weiss nur er selbst).......Es ist sehr schön zu lesen, dass Björn das alles heute mit anderen Augen sieht als damals.......Aber leider kommen wie überall im Leben solche Erkenntnisse dann zu spät........Das Schicksal hat es eben anders gewollt und hat andere Bahnen gezogen....
Das betraf jetzt alles die menschliche Seite..........
Aber es gibt da noch so ein kleines Nebenprodukt, auf die ich noch kurz eingehen will, nämlich die künstlerische Seite, die zwar gegenüber der menschlichen Seite viel weniger wichtig, aber trotzdem existent ist.......
Björn lebte während der gesamten ABBA-Zeit praktisch seine künstlerischen Träume vorbehaltlos aus, ohne Einschränkungen...ob auf Viggsö, in den unzähligen Stunden im Studio oder auf den Bahamas.....und er erklärte auch in den Interviews, dass es für ihn wichtig sei, von Anfang bis Ende des Prozesses eines Liedes dabei zu sein.....Aber das bedeutete gleichermaßen, dass er damit gewissermassen dafür sorgte, dass seiner Frau die Möglichkeit, sich etwas stärker zum Beispiel als Komponistin in die Gruppe ABBA einzubringen, vorenthalten blieb, denn die musste jede Sekunde für ihre Kinder da sein, die außerhalb von ABBA übrig blieben.......Das wollte Agnetha natürlich auch, aber sie sagte auch, dass es schön gewesen wäre, wenn Björn sich mehr in die Familie eingebracht hätte, denn dann hätte auch sie etwas mehr Freiräume für diese Dinge gehabt...
Denn ich glaube an folgende These auf, mit der vielleicht der ein oder andere seine Probleme hat, aber das ist meine Meinung :
Ich glaube, dass die Komponistien Agnetha Fältskog (als alleine verantwortliche Komponistin) talentierter und auch stärker war als der Komponist Björn Ulvaeus (als alleinverantwortlicher Komponist)........wohlgemerkt rede ich hier NICHT vom Komponisten Duo Andersson/Ulvaeus, die ja nun wirklich über alle Zweifel erhaben sind........sondern ich rede nur von den beiden alleinstehenden Komponisten Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus.......und wenn ich mir da ihr Output vor ABBA anschaue, dann bestätigt das meine These..........
Diese Fähigkeit, dieses Können und dieses Talent auch weiter auszuleben, wurde ihr natürlich dann verwehrt, indem sie sich in beide Welten einbringen musste, die eine davon aber praktisch alleine bestreiten musste......
Und um nochmal auf dieses Interview zurückzukommen......Ich glaube, ein großer Grund für diese Traurigkeit war auch die Erkenntnis, zu sehen, dass sie anscheinend ganz alleine diesen Verlust dieser kleinen Familie bedauerte.....
Noch nebenbei bemerkt........Manche mögen es ja für müßig halten, über diese lange zurückliegenden Dinge zu "philosophieren"........aber ich glaube, dass GENAU AUCH DAFÜR ein ABBA-Forum da ist.........