The day before you came; analyse von Aaron Wilde

  • Könnte ein Abba-Wiedersehen jemals the day before you came übertreffen?
    Mit einem Gefühl der Vorahnung, das im Pop kaum zu übertreffen ist, ist das letzte Lied des schwedischen Quartetts ein vergessenes Meisterwerk. Laut Rumour wurde die Stimme von Agnetha bei ausgeschaltetem Licht aufgeführt, was im gesamten Studio zu einem Flüstern führte, dass dies wirklich das Ende für die Gruppe war . Unsere Heldin beendete ihren Gesang und war es, ihre Kopfhörer abzunehmen und feierlich ins Tageslicht hinauszugehen, um niemals zurückzukehren....oder doch?


    Aber was ist das Besondere an The Day Before You Came? Sicherlich kann es nicht mit der Transzendenz von The Winner Takes It All konkurrieren?


    Ich würde argumentieren, dass die Kraft des Tracks in der Überlagerung von Langeweile und Größe, Vergänglichkeit und Untergang liegt. Es kombiniert ein wachsendes Gefühl der Melancholie, sowohl in seiner Melodie als auch in seiner Produktion, mit wehmütigen, nostalgischen Texten, während es das gewöhnliche Leben einer Frau am Tag vor der Ankunft ihres Geliebten darstellt. Es ist diese Gewöhnlichkeit, diese Universalität (ironisch angesichts des Ruhms der Band) ), der den Hörer sofort einhakt. Agnethas Bericht aus der ersten Person über einen Tag im Büro, hinterleuchtet von einer fast unbestätigten Depression, verwandelt sich in eine ungewöhnlich ergreifende Parabel darüber, was modernes Leben bedeutet. Wir werden durch einen schlammgrauen morgendlichen Pendelverkehr, "Haufen von Papieren, die darauf warten, unterschrieben zu werden" und ein regnerisches Mittagessen am "üblichen Ort" mit "dem üblichen Haufen" geführt, gefolgt von dem Slog nach Hause um 17 Uhr mit "chinesischem Essen zu" gehen". Schließlich fällt unsere weltmüde Protagonistin um Viertel nach zehn ins Bett und besteht darauf, dass sie "keinen Sinn hat, ohne Ziel zu leben".


    Wenn wir jedoch genauer hinschauen, wird es schwieriger, die Bedeutung des Songs zu ergründen. Währenddessen sind die Texte seltsamerweise ungenau - jeder Satz beginnt mit "Ich muss haben ..." oder "Ich bin mir ziemlich sicher ..." - und es ist dieser vage Erinnerungston, der ihrem Bericht einen Hauch von Unwirklichkeit verleiht, sogar Fiktion. Sie ist die perfekte unzuverlässige Erzählerin: "Ich bin sicher, mein Leben war in seinem üblichen Rahmen", singt sie an einer Stelle, und wir fürchten das Gegenteil; später behauptet sie, "zu der Zeit habe ich nie bemerkt, dass ich blau war".


    Weitere Unklarheiten liefert ihre Lesestoff am Krankenbett: die feministische amerikanische Autorin "Marilyn French oder etwas in diesem Stil". Fridas Operatics, ein stimmungsvoll expressionistisches Video und klagende Synthesizer, die so allgegenwärtig sind wie der Regen, der auf dem Dach "rasselt", und The Day Before You Came vermitteln ein Gefühl der Vorahnung, das in der Popmusik seinesgleichen sucht.


    Und all dies wird durch eine erweiterte funereale Instrumentalcoda verstärkt, die als ein großes Fragezeichen fungiert und uns das Gefühl gibt, dass dies nicht nur eine Meditation über den Quotidian ist, sondern etwas Größeres, sogar Existenzielles. Ist diese imaginäre Beziehung, wie die Band selbst, zum Scheitern verurteilt? Natürlich können wir von Abbas gemunkelter Comeback-Single keine solche Komplexität erwarten. The Guardian.

  • Ein interessanter Bericht des GUARDIAN


    Danke, Dolf, für den Text


    Ich hab mir mal den Spaß gemacht, ihn gerade bei frischen Brötchen und einer Tasse Kaffee ein bisschen zu kommentieren...... ;)


    Könnte ein Abba-Wiedersehen jemals the day before you came übertreffen?
    Nein, nicht künstlerisch....Emotional sicherlich, aber rein künstlerisch gibt's an THE DAY BEFORE YOU CAME kein Vorbeikommen
    Mit einem Gefühl der Vorahnung, das im Pop kaum zu übertreffen ist, ist das letzte Lied des schwedischen Quartetts ein vergessenes Meisterwerk.
    Inzwischen ist es ein UNvergessenes Meisterwerk
    Laut Rumour wurde die Stimme von Agnetha bei ausgeschaltetem Licht aufgeführt, was im gesamten Studio zu einem Flüstern führte, dass dies wirklich das Ende für die Gruppe war
    Ja, und das ist kein Rumour(Gerücht), sondern eine Tatsache. Allerdings hat Agnetha dieses Erlebnis ganz alleine mit Micke Tretow. erlebt, als sie in den Abendstunden alles Licht im Studio nicht nur abdunkelte, sondern komplett ausschaltete, außer einer kleinen Lampe an Micke's Regiepult. Es muss eine unglaubliche Atmosphäre gewesen sein
    Unsere Heldin beendete ihren Gesang und war es, ihre Kopfhörer abzunehmen und feierlich ins Tageslicht hinauszugehen, um niemals zurückzukehren....oder doch?
    Ja, unsere Heldin kehrte nach diesen Aufnahmen nie mehr für ABBA ins Studio zurück......Es waren die letzten Aufnahmen, die Agnetha FÜR ABBA gemeinsam mit Micke in der ersten Septemberwoche machte, mit THE DAY BEFORE YOU CAME und JUST LIKE THAT.....Dann war es vorbei....Und Agnetha und Micke verließen das Studio und gingen unter dem Abendhimmel von St6ockholm nach Hause.....Zumindest für die nächsten 35 Jahre...
    Aber was ist das Besondere an The Day Before You Came? Sicherlich kann es nicht mit der Transzendenz von The Winner Takes It All konkurrieren?
    Nein, mit der Transzendenz von THE WINNER TAKES IT ALL kann es nicht konkurrieren. Das ist richtig. Kein ABBA-Lied kann damit konkurrieren.
    Ich würde argumentieren, dass die Kraft des Tracks in der Überlagerung von Langeweile und Größe, Vergänglichkeit und Untergang liegt. Es kombiniert ein wachsendes Gefühl der Melancholie, sowohl in seiner Melodie als auch in seiner Produktion, mit wehmütigen, nostalgischen Texten, während es das gewöhnliche Leben einer Frau am Tag vor der Ankunft ihres Geliebten darstellt. Es ist diese Gewöhnlichkeit, diese Universalität (ironisch angesichts des Ruhms der Band) ), der den Hörer sofort einhakt. Agnethas Bericht aus der ersten Person über einen Tag im Büro, hinterleuchtet von einer fast unbestätigten Depression, verwandelt sich in eine ungewöhnlich ergreifende Parabel darüber, was modernes Leben bedeutet. Wir werden durch einen schlammgrauen morgendlichen Pendelverkehr, "Haufen von Papieren, die darauf warten, unterschrieben zu werden" und ein regnerisches Mittagessen am "üblichen Ort" mit "dem üblichen Haufen" geführt, gefolgt von dem Slog nach Hause um 17 Uhr mit "chinesischem Essen zu" gehen". Schließlich fällt unsere weltmüde Protagonistin um Viertel nach zehn ins Bett und besteht darauf, dass sie "keinen Sinn hat, ohne Ziel zu leben".
    Eine interessante Beschreibung, ...die Überlagerung von Langeweile und Größe, von Vergänglichkeit und Untergang.......Das besondere an TDBYC ist, dass hier die Wahrnehmung eines dramatischen Vorgangs umgedreht wird, indem nicht dieser Vorgang selbst beschrieben wird, sondern der Status quo, der zu diesem dramatischen Vorgang führte. Das Bemerkenswerte an TDBYC ist, das alles, was spannend und dramatisch ist, NICHT gesagt wird. Keine der dramatischen Veränderungen in der Psyche dieser einsamen Frau wird erwähnt oder beschrieben. Weder ihre Erkenntnis ihrer Einsamkeit, noch die neu gewonnene Ambivalenz zwischen Hoffnung und Angst, zwischen Euphorie und Verzweiflung wird beschrieben. Keine. Nur der eingefahrene Alltag, der bis gestern so wichtig war und heute seine ganze Bedeutung verloren hat, wird besungen. aber alles dreht sich nur darum, was nicht gesagt wird. Eine ganz große Kunst der gesanglichen Interpretation und der geschriebenen Lyrik.
    Wenn wir jedoch genauer hinschauen, wird es schwieriger, die Bedeutung des Songs zu ergründen. Währenddessen sind die Texte seltsamerweise ungenau - jeder Satz beginnt mit "Ich muss haben ..." oder "Ich bin mir ziemlich sicher ..." - und es ist dieser vage Erinnerungston, der ihrem Bericht einen Hauch von Unwirklichkeit verleiht, sogar Fiktion. Sie ist die perfekte unzuverlässige Erzählerin: "Ich bin sicher, mein Leben war in seinem üblichen Rahmen", singt sie an einer Stelle, und wir fürchten das Gegenteil; später behauptet sie, "zu der Zeit habe ich nie bemerkt, dass ich blau war".
    Ja... es kommt immer wieder....dieses I MUST HAVE....I MUST HAVE....I MUST HAVE......Das Zeugnis einer Frau, deren Lebenskoordinaten durcheinandergekommen sind, und die an dem Tag, als er kam, ihre bisherige Orientierung verloren hat und aus ihrem Leben herausgerissen wird.....Ein Leben voller Einförmigkeit, aber auch Sicherheit und Beschaulichkeit, das plötzlich nur noch im Gewand der Monotonie erkennbar ist.....Das trifft diese Frau wie ein Donnerschlag......Nein, der Text wird nicht ungenau, er ist keine Fiktion, er ist in seiner ganzen eigentlichen Banalität fast erschreckend plastisch. Er verrät uns das, was er eigentlich nicht sagt.
    Weitere Unklarheiten liefert ihre Lesestoff am Krankenbett: die feministische amerikanische Autorin "Marilyn French oder etwas in diesem Stil". Fridas Operatics, ein stimmungsvoll expressionistisches Video und klagende Synthesizer, die so allgegenwärtig sind wie der Regen, der auf dem Dach "rasselt", und The Day Before You Came vermitteln ein Gefühl der Vorahnung, das in der Popmusik seinesgleichen sucht.
    Ja, TDBYC vermittelt in der Tat ein Gefühl, das in der Popmusik seinegleichen sucht. Aber es ist nicht die Vorahnung, sondern die Erkenntnis über das, was eigentlich NICHT gesagt wird. Das macht das Lied so unique, so einzigartig. Und das Video ist ein fast schon cineastisches Meisterwerk von einer fast surrealen Klarheit. Und unsere Heldin hat ABBA zum Gipfel geführt
    Und all dies wird durch eine erweiterte funereale Instrumentalcoda verstärkt, die als ein großes Fragezeichen fungiert und uns das Gefühl gibt, dass dies nicht nur eine Meditation über den Quotidian ist, sondern etwas Größeres, sogar Existenzielles. Ist diese imaginäre Beziehung, wie die Band selbst, zum Scheitern verurteilt?
    Oh ja, es ist etwas Existenzielles. etwas Großes, etwas, was alles in Unordnung bringt. Ist es jene Unordnung, die wir alle brauchen, um das wahre Leben zu fühlen ? Oder ist es jene Unordnung, die noch einsamer macht, als man vorher schon war ?? Ist diese imaginäre Beziehung zum Scheitern verurteilt ??.....Aber ist das überhaupt die entscheidende Frage ??....Oder ist es nicht vielmehr die Frage, wer und wo man selbst ist...und wie man sein eigenes Glück definiert ??....Und es dann auch findet ??
    Natürlich können wir von Abbas gemunkelter Comeback-Single keine solche Komplexität erwarten. The Guardian.
    Nein, das können wir nicht. Agnetha's Schwanengesang im Zug über die Arsta-Brücke ist einzigartig und nicht mehr replizierbar..... Das war etwas, was nicht mehr wiederkommt......ABBA 2020 werden anders sein
    .

  • Agnetha hat hier aber keineswegs irgendwann in eine falsche Kamera geschaut, denn dieser Auftritt von ihr war geradezu ein Meisterwerk in der Kunst, einen solchen Auftritt mit einer Art "Dialog mit der Kamera" von der Dramaturgie her aufzubauen


    Scotty, danke für die Hintergrundinformationen :thumbup:, aber wenn man diese Infos nicht kennt, muss man doch zwangsläufig davon ausgehen, dass Agnetha in die falsche Kamera schaut, so zumindest meine Sichtweise.

  • Wieder eine Menge Informationen über TDBYC,
    VIELEN DANK!!!


    Wenn ich mir den Auftritt vom Showexpress anschaue,
    dann bin ich immer wieder begeistert!
    Ich hab damals die Veränderung schon gespürt, aber in keinster Weise gedacht, das ist das Ende!
    Zumindest nicht offen Ausgesprochen!
    Tief im Herzen war es vielleicht schon anders, aber nichts was ich gewollt oder mir gewünscht habe.
    NIEMALS!
    ABBA Trennung? Auf keinen Fall! Das waren meine 4 Lieblinge!
    Ich wartete immer Sehnsüchtig auf die nächste Single, nächstes Album, nächster Auftritt und nächste Tournee, zu der ich auf jeden Fall dann hingegangen wäre...


    UNDER ATTACK am Ende gab auch wieder etwas Hoffnung!
    Agnetha und Frida waren gut drauf und schienen Spass zu haben.
    Auch Björn und Benny haben den Beifall und die Euphorie im Studio genossen.
    Wer weiß, wenn das Musical Projekt CHESS nicht schon in den Anfangsschuhen gesteckt hätte, dann wäre vielleicht doch noch ein Album veröffentlicht worden! Geplant war es ja und es gab auch schon Songs, auf die wir bis heute noch warten!


    Wie gerne wäre ich damals dort gewesen! LIVE diesen Auftritt zu erleben!
    In einem Interview mit Pit Weyrich, dem Regisseur, erzählte er mal über den Auftritt. Wie in den Proben Agnetha zuerst immer sich mit dem ABBA Logo aus dem Bild drehte, bis sie den Dreh raus hatten.
    :rolleyes: ^^

  • ABBA Trennung? Auf keinen Fall! Das waren meine 4 Lieblinge!


    Ich hab die Zeit damals etwas anders empfunden.....


    Wohlgemerkt, NICHT durch den genialen Auftritt von Saarbrücken........sondern vielmehr durch die Ereignisse


    Es begann mit Frida's Solo-LP IKTSGO.....


    ...dann mehrten sich mehr und mehr die Gerüchte um ein geplantes Musical, an dem Benny und Björn arbeiteten


    ...dann veröffentlichte Agnetha die Single mit Tommie Ledin und trat gemeinsam u.a. im Musikladen mit ihm auf...


    ...dann spielte Agnetha eine Hauptrolle in dem großen schwedischen Kinoerfolg RASKENSTAM


    ...und schliesslich wurde es immer klarer, dass Agnetha alleinig bei den Singles/Videos in den Fokus gestellt wurde.....


    ABBA hat sich ab 1981 deutlich verändert........Nicht zum schlechteren, aber sie waren anders.......


    Künstlerisch war das nicht zum Nachteil, sondern eher zum Vorteil, denn ABBA schufen in diesen Jahren einige ihrer künstlerisch größten Werke wie etwa THE DAY BEFORE YOU CAME, ONE OF US, SOLDIERS, SLIPPING THROUGH MY FINGERS, JUST LIKE THAT.......


    Die neue Ausrichtung von ABBA ab 1981 hatte sich künstlerisch und kreativ als positiv bewährt....


    ABBA hätten diesen Weg weiterbestritten, was man an der geplanten kommenden Single JUST LIKE THAT sehen kann....


    Aber man war in ein persönliches Defizit geraten, was eine Weiterführung von ABBA betraf........speziell, was Frida, Benny und Björn betraf


    Frida fiel es immer schwerer, in ein und der gleichen Band mit Benny zu sein, der gerade wieder Vater geworden war, ......und Benny und Björn waren gedanklich zu stark auf ihre Musical-Pläne fixiert, als dass sie beides parallel hätten hinbekommen können.....


    In Saarbrücken war davon nichts zu sehen..........aber die allgemeine Entwicklung, ja, die konnte man damals spüren........
    .

  • Zitat Scotty : ABBA hat sich ab 1981 deutlich verändert........Nicht zum schlechteren, aber sie waren anders...…


    Die Veränderung die da mit ABBA stattgefunden hatte, hat mir persönlich nicht so gut gefallen.


    Im Nachhinein betrachtet fehlte dem Auftritt in Saarbrücken das was ABBA früher ausgemacht hat. Es gab keine gemeinsamen Kostüme mehr, wohlbemerkt sah ich Benny und Björn nie gut aussehender, aber die Mädels konnten unterschiedlicher nicht gekleidet sein. Dies war zum Teil sicherlich auch der damaligen Mode geschuldet, wobei ich finde das Agnetha sich in ihren darauffolgenden Soloprojekten wesentlich peppiger zeigte.


    Man spürte eine enge Verbundenheit zwischen Frida und Agnetha und man spürte das keine Gruppendynamik mehr da war. Bestimmt nicht die begeisterten Fans damals, aber mit Abstand betrachtet schon.


    Wie schon von einigen bemerkt, kann ich nur bestätigen, dies war ein Abschied von ABBA und der war von den Ladys ersehnt.


    Ich persönlich sehe mit dem Wunsch der "guten Zeiten" auf die neuen Songs. Songs die die "alten" ABBA Gefühle wieder zurückbringen, weil man sich ja wieder besser versteht und mit Spaß und Freude gemeinsam gearbeitet hat.

  • Ich hab die Zeit damals etwas anders empfunden.....

    Empfunden, ja, aber nicht ausgesprochen, so war es bei mir!


    Natürlich hab ich auch die anderen Veränderungen, Frida's SGO Album, Agnetha's Duett mit Ledin oder RASKENSTAM, aber ich wollte es nicht wahrhaben...
    Vielleicht ist das der richtige Ausdruck ^^


    Was ich empfunden habe und was ich gewollt habe, war zweierlei! Wenn auch UNDER ATTACK etwas anders klang, oder such das Album VISITORS, ich sehnte mich weiter nach neuen Liedern!
    Aus heutiger Sicht, ich glaube auch, das vermischt sich heute mit der damaligen Sicht, sieht das natürlich anders aus!


    Die Kostüme waren so normal und voll die 80iger! Angesagt, aber eigentlich kein Bühnenoutfit. Aber vielleicht haben sie auf die Kostüme keine Energie mehr verschwendet. Frida hatte sicherlich dazu keine Lust!

  • Es kann nur am Unterschied zwischen live dabei, und TV sein.


    Die Gruppe erschien und kam auch zusammen positiv rüber.
    Sie hatten eine Ausstrahlung, sie vermittelten Spaß und Freude.


    Frida tanzte zu Benny ans Klavier, was sie früher auch gerne machte.


    Dann die nette herzliche Geste bei Agnetha....für mich nichts erkennbar und annehmbar, jetzt ist Schluss !


    ABBA wußten es da ja selbst nicht....es erscheint, weil es der letzte TV Auftritt von ABBA in Deutschland war im nachhinein wohl für den ein oder anderen erkennbar !


    Ich kann nur sagen, der Auftritt vermittelte alles, aber nicht das dies der letzte Auftritt in Deutschland ist als ABBA.

  • Ich beginne mal mit Deinem Schlusssatz, Sabina....

    Ich persönlich sehe mit dem Wunsch der "guten Zeiten" auf die neuen Songs. Songs die die "alten" ABBA Gefühle wieder zurückbringen, weil man sich ja wieder besser versteht und mit Spaß und Freude gemeinsam gearbeitet hat.


    Ich verstehe, was Du meinst.......Aber für dieses Gefühl hat mir persönlich schon das Wissen gereicht, dass sie wieder was zusammen gemacht haben.....Rein menschlich ist es einfach wunderschön, zu wissen, dass sich die ABBA-Mitglieder nach so vielen Jahren wieder in einem Studio musikalisch vereinigt haben, weil sie es wollten


    Aber rein künstlerisch sehe ich es etwas anders...........THE DAY BEFORE YOU CAME war ein Abschluss, der rein künstlerisch heutzutage nicht mehr zu toppen ist........Deswegen habe ich das Lied in einem meiner Vorpostings ja auch mit dem LET IT BE der Beatles verglichen, weil es da ähnlich war.....


    Es ist oft so, dass Entwicklungen der Persönlichkeiten, gerade auch, wenn diese auseinander geht, befruchtend für einen kreativen Prozess sind.......Paul McCartney und John Lennon beispielsweise waren kreativ am stärksten, wenn sie sich darüber gestritten haben, das hat Paul mal in einem Interview erzählt........Ähnlich war das bei ABBA......Sie haben den größten Teil der künstlerisch am höchsten bewerteten Songs nach 1977/1978 erarbeitet, als es sich nicht mehr um 2 glückliche Paare handelte......


    Wir alle wünschen uns natürlich, dass sich alle verstehen.......ein grundmenschliches Bedürfnis.........aber kreativ ist dies nicht immer die Voraussetzung für das Optimum an künstlerischer Schaffenskraft


    Im Nachhinein betrachtet fehlte dem Auftritt in Saarbrücken das was ABBA früher ausgemacht hat. Es gab keine gemeinsamen Kostüme mehr, wohlbemerkt sah ich Benny und Björn nie gut aussehender, aber die Mädels konnten unterschiedlicher nicht gekleidet sein. Dies war zum Teil sicherlich auch der damaligen Mode geschuldet, wobei ich finde das Agnetha sich in ihren darauffolgenden Soloprojekten wesentlich peppiger zeigte.


    Wenn Du schreibst, dass dem Auftritt von Saarbrücken etwas fehlte, was ABBA früher ausgemacht hatte, muss ich Dir aber entgegnen, dass dieser Auftritt von Saarbrücken ganz viele Dinge hatte, die die früheren ABBA-Auftritte nicht hatten....


    Da war zunächst dieses unglaubliche persönliche Charisma von Agnetha beim Auftritt bei THE DAY BEFORE YOU CAME, dann war da diese unglaubliche Inszenierung mit der Drehbühne, dann dieses grandiose Schauspiel von ihr über diese einsame Frau, dann kam Frida mit CASSANDRA und Agnetha mit UNDER ATTACK, wo beide ABBA-Damen dann auch Teile gemeinsam sangen und nebeneinander auf der Bühne standen..........Dass die Mädels unterschiedlich gekleidet waren, entsprang ganz einfach ihrer Persönlichkeit, wobei ich das trotzdem sehr stimmig fand.....


    Frida mit einem eleganten schwarzen Pullover und einem glitzernden Faltenröckchen und Agnetha mit ihrem herrlichen roten Strickkleidchen, darunter eine Hose und dieses ikonenhafte Stirnbändchen, das auf so vielen Fotos verewigt wurde.... (und welches sie auch mit Tommie Ledin trug.....sie mochte eben schon immer "Indian-Outfits... ;) ...)........Ich fand diese Outfits großartig, besonders im Vergleich zu manchen Outfits, die sie noch 1979/80 getragen hatten.....


    Was "peppigere" Outfits von Agnetha danach betrifft, die Du angesprochen hast.........Ja, Agnetha's erster Auftritt nach ABBA in diesem wunderschönen Minikleidchen mit neuer Frisur zu THE HEAT IS ON, der war in der Tat herrlich erfrischend, jung, dynamisch, und er war sicherlich auch Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, als sie keine Kompromisse mehr machen musste, die in einer Gruppe mit 4 Menschen einfach nötig sind.......Aber die Outfits von Saarbrücken spiegeln eben das wieder, was Agnetha und Frida damals fühlten und wie sie sich damals am wohlsten fühlten.....


    Agnetha hätte ein ähnliches Outfit mit Tomie Ledin nicht getragen, wenn es ihr nicht so gut gefallen hätte...


    Das sind meine Empfindungen zu diesem Auftritt......aber ich verstehe natürlich auch, dass Deine Empfindungen eben andere sind..


    Man spürte eine enge Verbundenheit zwischen Frida und Agnetha und man spürte das keine Gruppendynamik mehr da war.


    Hier muss ich Dir insoweit etwas widersprechen, dass die Gruppendynamik sehr wohl da war.....nur.....es war eben eine völlig andere Gruppendynamik wie noch etwa 1974...


    Es stimmt, dass sich die ABBA-Damen persönlich nie so nahe standen wie in diesen beiden letzten Jahren während der ABBA-Zeit.......Ebenso hatten sich die ABBA-Damen von den ABBA-Herren etwas entfernt, was vor allem an der Trennung von Benny und Frida lag


    Aber die Gruppendynamik war da.....fordernder und sicher auch etwas disharmonischer als früher, aber gleichzeitig eben auch befruchtender und kreativer als früher....


    Ich persönlich finde, dass die Veränderung, die ABBA Anfang 1981 vorgenommen hat, der Gruppe künstlerisch sehr gut getan hat.........Ich glaube, dass ABBA damals das auch in ihrem gruppendynamischen Innenleben sehr gut gespürt haben, dass dies notwendig war......


    Und dass ich ganz persönlich als jemand, der sich besonders zu der Künstlerin Agnetha Fältskog hingezogen fühlte, diese Veränderungen sehr positiv sah, ist sicherlich nachvollziehbar...


    Man spürte an so einigen Dingen in diesen Jahren, dass sich ABBA vielleicht bald trennen würden, vor allem wegen der deutlich angestiegenen Anzahl von geplanten und bereits ausgeführten Soloprojekten der Mitglieder während der Zeit..........aber der Auftritt von Saarbrücken vermittelte damals etwas anderes........denn der war einfach nur künstlerisch der wohl beste Auftritt in einem Fernsehstudio in der Historie der Gruppe ABBA.
    .

  • Achtung: Das folgende Zitat bezieht sich auf einen Post vom 17.4.2020 - da ich erst jetzt auf diesen Thread gestoßen bin, zitiere ich erst jetzt (und hoffe, ich löse dadurch keine allzu große Verwirrung aus.



    ... Das besondere an TDBYC ist, dass hier die Wahrnehmung eines dramatischen Vorgangs umgedreht wird, indem nicht dieser Vorgang selbst beschrieben wird, sondern der Status quo, der zu diesem dramatischen Vorgang führte. Das Bemerkenswerte an TDBYC ist, das alles, was spannend und dramatisch ist, NICHT gesagt wird. Keine der dramatischen Veränderungen in der Psyche dieser einsamen Frau wird erwähnt oder beschrieben. Weder ihre Erkenntnis ihrer Einsamkeit, noch die neu gewonnene Ambivalenz zwischen Hoffnung und Angst, zwischen Euphorie und Verzweiflung wird beschrieben. Keine. Nur der eingefahrene Alltag, der bis gestern so wichtig war und heute seine ganze Bedeutung verloren hat, wird besungen. aber alles dreht sich nur darum, was nicht gesagt wird. Eine ganz große Kunst der gesanglichen Interpretation und der geschriebenen Lyrik.

    Ja, das ist eine besondere Stärke dieses Songtexts, dass das, was geschehen ist ("as you came") eben nicht beschrieben ist, sondern der Fantasie der Hörer überlassen wird.

    In dieser Beziehung erinnert mich der Text an ein Gedicht von Joachim Ringelnatz mit dem Titel "An der harten Kante". Auch hier wird das Geschehene nicht beschrieben (mit Ausnahme einer Bemerkung am Schluss).
    Im Unterschied zu "The day before you came" (hier wird der "Status ante quem" beschrieben) enthält das Gedicht eine Schilderung des Zustandes "post quem" (also nach dem Ereignis):

    "Ein leerer Kinderwagen stand
    vor der steilen Felsenwand,
    als ich abends gewandert bin.
    War kein Kind darin.
    War auch kein Mensch dabei,
    kein Mensch in der kahlen Weite.
    Aber Bettchen lagen beiseite
    und im Wagen ein Pferdchen mit nur drei
    Holzbeinchen. -- Und ein verschlossener Brief.
    Weit sieht man vom Felsen dort über das Meer,
    das tosend unter mir tief
    in blendender Brandung zerschellte
    und wieder sich wälzte und wellte.
    Ein Schiff am Horizont. Woher?
    Wohin? War nicht zu sehen,
    und was kümmerte mich das.
    Ich fühlte nur, es war etwas
    Verzweifeltes geschehen."

    Es ist wohl ausgeschlossen, dass Björn dieses Gedicht kennt - es ist nämlich von 1933 (und wohl nie außerhalb Deutschlands veröffentlicht worden). Es dürfte also kaum als Vorbild hinsichtlich des Kunstgriffs, das Geschehene unausgesprochen zu lassen, gedient haben.

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