Beiträge von LateInTheGame

    Ich springe für meine zweite Rangliste mal ganz an den Anfang. Dieses Album war wohl noch die Suche nach dem eigenen Sound. Deshalb werde ich auf dieses Kriterium auch immer ein wenig mit eingehen. Einiges klingt schon ein wenig nach ABBA, die meisten Stücke sind aber für meine Ohren arg in der Entstehungszeit gefangen (fast auch schon für 1973 veraltet). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Benny schon wirklich "entfesselt" war. Es stand wohl noch zu sehr der Plan im Mittelpunkt, in den Zeitgeist zu passen. Ich habe kürzlich mal die verfügbaren Schnipsel zu den individuellen Anfängen der Mitglieder seit den 60ern gehört/gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass mir der Folk-Kram, den Björn vor seiner intensiveren Zusammenarbeit mit Benny gemacht hat, MIT ABSTAND am wenigsten zusagte. Und dieses Album hat mir eindeutig zu viele Relikte davon. Es hat wohl auch etwas mit seinem Gesang zu tun. Björns Stimme ist für eine kurze Passage als Abwechslung mal ganz nett, aber als Leadsänger über einen ganzen Song nicht so wirklich geeignet. Warum durfte hier das alte Moped so oft losknattern, obwohl man zwei Ferraris in der Garage hatte?



    1. NINA, PRETTY BALLERINA

    Der Song macht gute Laune mit einer tollen Melodie in den Strophen. Der Sound ist noch nicht wirklich ABBA. Jedoch macht Frida ihn zu ABBA und man merkt gleich, wie essentiell ihre Stimme für die Gruppe war/ist.




    2. DISILLUSION


    Dieser Song ist eine ganz eigene Nummer. Im Gegensatz zur Nummer 1 hätte ich hier keinen Anhaltspunkt, dass es sich um ABBA handeln könnte. Auch Agnethas Stimme ist ein wenig "trockener" als gewohnt. Melodie und Akkorde scheinen mir die ausgeklügeltsten auf dem Album zu sein. Ich mag den Song sehr.




    3. RING RING


    Der ist natürlich bekannt und hat immense Ohrwurmqualitäten. Mir ist vielleicht ein bisschen zu viel „Wall Of Sound“ darin, was ihn an einigen Stellen etwas aufdringlich werden lässt. Trotzdem höre ich ihn INZWISCHEN immer wieder gern. Früher war das anders, weil er im heimischen Dorflokal in Dauerschleife lief – und zwar ein textlich völlig verblödeter deutscher Abklatsch. 140703, sonst ist es aus und vorbei... 😉 Ich finde den bestimmt irgendwo noch.*




    4. PEOPLE NEED LOVE


    Die Melodie gefällt mir gut. Der Text schrammt haarscharf an irgendeiner christlichen Familienband vorbei. Aber ein großes „Hut ab“ dafür, dass man den Mut aufbrachte, eine Jodeleinheit mit reinzuschmuggeln.




    5. LOVE ISN'T EASY (BUT IT SURE IS HARD ENOUGH)


    Bringt eine fetzige Grundstimmung mit. Bin allerdings kein Fan von diesem „Knall“, den der Schlagzeuger in die Refrains einbaut. „Mamma Mia“ bedankt sich, dass hier das Marimbaphon schon mal angetestet wurde.




    6. HE IS YOUR BROTHER


    Der Song hätte mit der Nummer 5 auch tauschen können. Er kommt ein bisschen träger daher und hat einen höheren Ufftata-Faktor. Dafür ist der Refrain etwas besser. Den kann ich auch noch gut und häufig hören.




    7. FOR ME AND BOBBY AND BOBBYS BROTHER


    Der gehört für mich in den gleichen Topf wie 5 und 6. Die Reihenfolge dieser 3 Songs kann sich also je nach Tagesform ändern. Frida hebt diesen Song im Karen-Carpenter-Stil an. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diese hektische und extrem kurze Flötenpassage aus dem Nichts gut finde.




    8. ANOTHER TOWN, ANOTHER TRAIN


    Hat eine okaye Melodie und mir gefällt, wie die Mädels in den Refrain einsteigen. Da hört man schon die berühmte Verschmelzung von Frida und Agnetha heraus. Ich bin auch hier kein Fan von den Flöteneinlagen.




    9. ROCK 'N ROLL BAND


    Zu Beginn dachte ich, der Song wird richtig heavy, landet dann aber irgendwie doch in dem angesprochenen Topf der Nummern 5-7.




    Ab jetzt wird es haarig. Die kommenden Songs habe ich 1x gehört. Schön, dass es sie gibt.





    10. I AM JUST A GIRL


    An sich könnte der Song besser sein, denn die Melodie ist nicht schlecht. Allerdings ist der so extrem seicht produziert, dass ich vom Zuhören schon Karies bekomme.




    11. I SAW IT IN THE MIRROR


    Eine voluminöse Männerstimme mit ein wenig Blues im Blut hätte aus dieser Nummer bestimmt noch etwas herausholen können. Hier ist Björn eine KLARE Fehlbesetzung.




    12. SHE'S MY KIND OF GIRL


    Vielleicht wäre dieser Song 1964 ein kleiner regionaler Hit gewesen, wenn die 12-jährigen Bee Gees ihn gesungen hätten. Ich bin ja sonst nicht so empfindlich, aber der Text ist wirklich so „basic“, dass er nicht nach dem Stimmbruch gesungen werden sollte.




    Boah, sorry, ich klinge gegen Ende schon fast wie diese Musikjournalisten, dessen größter Genuss es ist, etwas zu zerreißen und zu zerpflücken. Aber ich musste mich bei 10-12 schon etwas durchquälen. Insgesamt ist es ein ordentliches Debut, wie ich finde. Einige Songs finde ich richtig gut gelungen, ein paar sind mir etwas zu gleichartig und drei Songs werde ich wohl nie wieder ganz hören wollen. Eine gute Quote, eigentlich, aber nicht für ABBA-Verhältnisse. Unfassbar, was für einen Quantensprung sie danach hinlegten.


    *Okay, ich habe den deutschen "Abklatsch" von Ring Ring bei Youtube gefunden. Der ist ja tatsächlich auch von ABBA selbst aufgenommen worden. DU LIEBE GÜTE! (Schmeißt mich dafür bitte nicht aus dem Forum ;-))

    Wo wir schon bei den Rock-Dinosauriern sind. Wie ich gerade gehört habe, gibt es heute in London das nun endgültig letzte Konzert von Genesis. Die waren ja auch immer irgendwie da. Deshalb ist mein Song des Tages "Ripples", in dem es um Vergänglichkeit geht.


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    Die Passage von 4:00-6:40 ist für mich ein einziger Ohrenschmaus.

    Nun, ich starte einfach mal ungefähr in der Mitte der ABBA-Chronologie, weil mir bei vielen Bands die mittlere Periode am besten gefällt. Oft tauchen dann die typischen „Übergangsalben“ auf. Auf zu neuen Ufern, jedoch mit vielen Überbleibseln des alten Sounds. Nach nochmaligem Durchhören scheint mir „Arrival“ aber eher DAS prototypische ABBA-Album zu sein. Es ist auch das bekannteste, oder? Der Helikopter, die schlichten weißen Overalls und selbst die Frisuren waren für mich als lange „Außenstehender“ das Bild, was mir als erstes in den Kopf schoss. Interessant ist aber, dass ich einige Titel als ältere und andere als neuere Songs eingeordnet, sie aber nie auf dem selben Album erwartet hätte. Nun denn:




    1. Knowing Me Knowing You


    Ich bin ein absoluter Fan von Songs, die zwar eine deutliche Grundstimmung erzeugen, jedoch unterschwellig noch andere Emotionen auslösen können. Das ist bei vielen ABBA-Songs der Fall (die Beach Boys waren auch Meister darin, selbst den fröhlichsten und aufgedrehtesten Songs einen melancholischen Beigeschmack zu verpassen). „Knowing Me Knowing You“ versetzt mich fast gleichzeitig in drei Aggregatzustände: Trauer, Wut und Optimismus. Der Optimismus kommt hauptsächlich durch die Gitarre am Ende der Refrains zum Vorschein. Sie fühlt sich nach Aufbruchstimmung an. Der Song ist für mich ein Meisterwerk. Ich ahne jedoch, dass er mit dem eigenen Lebensalter reift. Vor 20 Jahren hätte ich wahrscheinlich meine Nummer 2 besser gefunden.



    2. Dancing Queen


    Ich kann mir vorstellen, dass viele den Song mit einer gewissen Übersättigung betrachten. Für mich gibt es aber nichts daran zu rütteln, dass „Dancing Queen“ weiterhin eine einzigartige Produktion bleibt. So unglaublich intensiv…




    3. My Love, My Life


    Zum Gesang haben hier ja viele schon etwas geschrieben. Wenn ein Song so dermaßen trieft, bekomme ich eigentlich meistens eine Gänsehaut – aber keine gutartige. Bei ABBA klappt es aber irgendwie. Ich kann den Grund dafür nicht so richtig benennen. Es könnte daran liegen, dass solche Songs in der Regel übersungen werden und sich dabei aller erdenklichen Gesangsklischees bedienen. Die ABBA-Girls schaffen aber meist eine Punktlandung. Man hat nie den Verdacht, dass sie den Song überstrahlen wollen. Hier meistert Agnetha diesen Drahtseilakt hervorragend, verschmilzt mit dem Lied und bleibt authentisch. Das Arrangement finde ich auch toll und einige Gesangslinien erinnern mich sehr stark an meine Zeit im Chor, ganz besonders an Bach. Da hat vielleicht jemand im Studio gern Kirchenmusik gehört. Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass Agnetha als Sopran an manchen Stellen im Refrain eine bei Bach eher typische Tenor- oder gar Basslinie singt.




    4. Dum Dum Diddle


    Da muss ich sogar beim Schreiben des Titels schon lachen. Aber wisst ihr was: Wenn ein Text nie mehr sein wollte als eine etwas bekloppte Beilage, kann ich damit gut leben. Viel – wirklich viel – schlimmer finde ich Texte, die einen hochphilosophischen und bedeutungsschweren Anspruch haben sollen, aber das Ziel meilenweit verfehlen (hölzerne Metaphern etc.). Ich höre bei diesem Lied vor allem eine tolle und mitreißende Melodie, besonders bei den Strophen. Die Studioversion ist im Refrain vielleicht etwas schrill. Ich ziehe die Live-Version, die ich jüngst bei YouTube gesehen habe, knapp vor. „Dum Dum Diddle – Abbadabbadoo Edition“ 😊.




    5. That's Me


    Ein wahnsinnig „dichter“ Song. Zwei Dinge gefallen mir besonders gut: Man erwartet nach den Zeilen „Don't you realise/I may be an angel in disguise?“ intuitiv den Refrain. Er kommt aber noch nicht. Zudem ist das Outro auch irgendwie noch einmal eine Überraschung. Das ist alles toll arrangiert.




    6. Money Money Money


    Der Song ist DER Knüller bei den jüngeren Semestern. ABBAs „Yellow Submarine“. In fast allen Schulklassen, die ich bisher so hatte, waberte dieser Song irgendwann mal durch das Klassenzimmer. Das Genre ist nicht ganz so meins, aber das Intro und die Dramaturgie im Refrain sind schon genial. Ich habe ja in den letzten Monaten recht intensiv alte Interviews gesehen und dabei bemerkt, dass die Gruppe ABSURD häufig nach ihrem Umsatz und ihren Bankkontos befragt wurden. War dieses Lied vielleicht der Auslöser? Ich kenne einige Schweden und kann mir nicht vorstellen, dass sich die Band gern darüber äußerte.




    7. Why Did It Have To Be Me

    Hierzu kann ich nicht allzu viel schreiben. Bereitet mir gute Laune und passt super zu Fridas quirligeren Seite. Mir gefällt es besser als „Happy Hawaii“.




    8. Arrival


    Ich finde, das Stück fasst die Stimmung von „Arrival“ noch einmal sehr gut zusammen, ohne dass ich es irgendwie begründen kann. Es passt irgendwie auf das Album. Es wäre aus meiner Sicht aber aufgeteilt noch netter gewesen, wenn es quasi als Prolog und Epilog des Albums eingesetzt worden wäre.




    9. Tiger


    Das Stück hat eigentlich alle Grundbausteine für eine tolle rockige Nummer. Irgendetwas an der Produktion lässt es in meinen Ohren zu flach klingen. Es fehlt der Wumms. Ich wette, dass es bei Liveauftritten wie in der Dick-Cavett-Show einen viel höheren Gang eingelegt hätte.




    10. When I Kissed The Teacher


    Der ist ein Klassiker, oder? Verständlich! Es liegt an mir – oder besser gesagt an meinem Beruf. Vor ein paar Wochen hatte ich auf dem Weg zur Schule „Arrival“ ziemlich laut im Auto an. Nach Schulschluss hatte ich direkt am Wagen noch mit zwei Müttern gesprochen, setzte mich ins Auto und drehte den Zündschlüssel um. Es begann wieder Lied 1 in der Lautstärke des Hinwegs. „EVERYBODY SCREEEEEAMED, WHEN I KISSED THE TEACHER…“ Ich sah dann das Grinsen in den Gesichtern. Sowas passiert wirklich nur mir. Mir war es richtig peinlich 😉. Die denken bestimmt, ich hab den immer auf dem Weg zur Schule laufen.

    Das Motiv des Songs hat irgendwie etwas Gimmickhaftes, gerade wenn ich das Musikvideo dazu betrachte. Fast alle über 30 und machen da auf High-School-Movie. Das erinnert mich alles zu sehr an „I Kissed A Girl“ von Katy Perry. Da hatte ich auch das Gefühl, dass der Song nur dazu da war, mit einem kleinen Skandälchen (aber noch harmlos genug) auf sich aufmerksam zu machen.





    Insgesamt ist „Arrival“ natürlich ein tolles Album. Da gibt es einfach keine Diskussionen. Am meisten habe ich früher den Song „Fernando“ mit diesem Album assoziiert. Tja, der ist ja noch nicht mal da drauf.