The Visitors... ich bin beim ersten mit der Erwartungshaltung darangegangen, dass mich jetzt absolute Düsterkeit erwartet. Das stimmt auch irgendwie, aber trotzdem ist das Album noch gut "genießbar" und entspannt zu hören in den meisten Fällen.
The Visitors - was für ein atmosphärischer Einstieg (das gilt nicht nur für das Album sondern auch für die ABBAtar-Show)! Und gleichzeitig hat man es geschafft Groove und Atmosphäre zu kombinieren.
I Let The Music Speak - ach Frida, was für eine Interpretation! Hier zeigt sie wirklich, was sie kann und man hört, wie sie den Text fühlt und zum Leben erweckt. Dieser ist nämlich auch unter den ABBA-Texten einer meiner Favoriten.
When All Is Said And Done - Schönes Lied, ich ziehe es mit der Extra-Strophe vor, und natürlich sehr persönlich und schön interpretiert. Finde es allerdings immer wieder ironisch, dass "When All Is Said And Done" besser zu Agnethas und Björns Trennungssituation passt, und "The Winner Takes It All" besser zu Fridas und Bennys Trennungssituation. Allerdings könnte ich mir dir Lieder beim besten Willen nicht mit umgekehrten Sängerinnen vorstellen.
Soldiers - ich schließe mich an, "leider" sehr zeitlos, aber schön mystisch mit tollem Text und angenehmem Fluss
Slipping Through My Fingers - das Lied ist wirklich schön, allerdings kann ich mir so genuin schmerzerfüllte Lieder schlecht anhören. Düster ja, aber sowas...
Head Over Heels - Ich weiß nicht, warum dieses Lied so oft als "kühl" kritisiert wird. Agnetha singt erfrischend ironisch und das Gesamtarrangement gibt mir Vintage Glamour Vibes. Außerdem finde ich das Musikvideo ziemlich amüsant. Insbesondere Frida spielt sehr überzeugend
Two For The Price Of One - Fällt etwas aus dem Konzept, aber ich mag es trotzdem. Die Harmonien im Refrain, dieses leicht Freche. Und natürlich der Telefon-Effekt auf "Alice Whiting" - mein Highlight, und wehe, es wurde in Shows oder so nicht eingespielt. Ich weiß noch, wie eine Zeit lang meine Kopfhörer kaputt waren und diese Stelle niemals durchdrang etwas frustrierend. ABER: Was wollen ABBA immer mit dieser Kinderkarussellmusik? Die macht die Sache nur unangenehm.
One Of Us - Wirklich schön, aber auch hier das "Melancholieproblem"
Like An Angel Passing Through My Room - klar ist es etwas düster, und die Metaphern sind unmissverständlich, aber gleichzeitig ist es so friedlich und ausgeglichen. Ich meine, hier werden keine Angstgefühle geschildert, keine Beklemmung entsteht, das liebt bleibt entspannt und mit sich im Reinen - und irgendwann hört es halt mit der tickenden Uhr auf. Eigentlich eine recht friedliche und schöne Vorstellung von (der eigenen) Endlichkeit. Und es zeigt, dass ABBA neben Bombastik auch Minimalismus beherrschen. Und auch ich finde das Medley und die "Evolution" dieses Liedes faszinierend. Ein würdiger Abschluss (des ALBUMS, wie sich mittlerweile herausgestellt hat)
Und dann kommen noch die Bonus Tracks und späteren Lieder dazu:
The Day Before You Came - Mochte ich ganz lange nicht, war mir zu langatmig und ich mochte die Synths nicht. Mittlerweile weiß ich es zu schätzen, ich höre es mir dennoch selten an, denn Agnethas Gesang mitsamt der Harmonien löst teilweise solche Wehmut in mir aus, dass es mir körperlich weh tut, und das meine ich ganz ohne Ironie. Es geht mir teilweise auch so bei "I Can Be That Woman", aber auch bei Solowerken wie "I was A Flower" oder "I Keep Them On The Floor Beside My Bed". Damit wäre Agnetha die einzige Sängerin, die mir nicht aufgrund von fehlendem Talent wehtut, sondern WEGEN ihres Talents. Muss man auch erstmal schaffen.
Under Attack - Cooles Lied, auch hier haben die futuristischen Effekte auf Björns Stimme mir immer den Tag versüßt. Werde aber nicht verleugnen, dass mir das Prototypenlied besser gefällt.
Cassandra - Auch so ein richtiges Frida-Lied, wirklich wunderschön. Das Drama wird durch Fridas Stimme und das Arrangement (und auch durch Effekte wie die Hafengeräusche) super aufgebaut und man fühlt sich wie mitten in der Geschichte.
You Owe Me One - Ein typisches "Ganz nett" - Lied
Should I Laugh Or Cry - Höre ich mir echt gerne an. Gerade der schwebende Synthesizer-Sound, die regelrecht eingeworfenen Worte von Frida, die mit einem Halleffekt versehen wurden, geben dem Lied eine schöne Psychedelik.
Dream World - Mag ich ebenfalls sehr gerne, gerade die Energie und Harmonien im Refrain und Agnethas Soloteil. Aber das Kinderkarussell
Just Like That - Müssen wir nicht großartig drüber reden, ich find alle Versionen großartig.
I am The City - Obwohl das Lied irgendwie etwas "leer" klingt, kann ich diesem futuristischen Werk einfach nicht widerstehen. Fridas roboterartiger Gesang, Agnethas knappe, aber prägnante Einfwürfe, das Synth-Arrangement, das klingt, als würde es in 100 Jahren erst erfunden werden, aber vor allen Dingen DER TEXT! Er beschreibt das Phänomen "Urbanität" so gut, die Lebendigkeit wie die Anonymität der Großstadt. Ich höre das Lied immer innerlich, wenn ich in eine mir unbekannte Großstadt komme.
Mein Fazit? Ja, das Wort "speziell" beschreibt das Album sehr gut. Es ist definitiv düster, aber bei Weitem nicht so düster, wie es immer dargestellt wird. Es sticht unter den Alben heraus, ohne jedoch seine "ABBA"- Charakter zu verlieren. Es verbreitet Abschlussstimmung, aber wenn man es mit Voyage vergleicht, dann wird klar, dass es doch Voyage ist, das die Vollkommenheit der Legende ABBA würdig vertritt.