Hallo alle miteinander,
eine wahnsinnig spannende und interessante Diskussion! Ich möchte jetzt nicht auf jeden einzelnen Beitrag eingehen, zumal ich die Zitierfunktion noch nicht richtig beherrsche und es nicht schaffe, Zitate so elegant zu "zerpflücken", wie ihr es tut. Naja, dass kommt schon noch.
Ich würde stattdessen einfach nochmal ein paar Gedanken in die Runde werfen, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind:
B+B vs A+A
Ich habe es immer so wahrgenommen, dass es Benny und Björn sind, die sich die, ich nenne es jetzt mal "Verwaltung" von ABBA auf die Fahnen geschrieben haben und diese voran treiben. Sicherlich sind ABBA - musikalisch gesehen - immer vier Personen, an dieser Tatsache rüttelt ja auch niemand. Agnetha und Frida haben sehr schnell nach Beginn der "Pause" eigene Sachen gemacht und sich auf andere Dinge/Projekte konzentriert. Damit meine ich jetzt sowohl musikalisch als auch das Privatleben. Auch in den letzten Jahren schien es mir nicht so, als wären sie arg am Projekt "ABBA" interessiert. Sicher, bei Premieren oder Events waren sie dabei. Aber das "Geschäftliche" haben doch immer Björn und Benny vorangetrieben. Die beiden hatten natürlich auch andere Projekte nebenbei, aber "ABBA" war immer ihr Hauptprojekt. Mamma Mia (Musical, Film, etc.), das Museum, Mono Music - das ist alles für mich mit B+B verbunden.
Ich halte also fest: Für mich gibt es einen Unterschied in der Wahrnehmung "ABBA musikalisch" und "ABBA geschäftlich".
Bei der Frage nach dem Warum begebe ich mich jetzt natürlich wieder in den Bereich der Spekulation aufgrund von mangelnden Quellen.
Kann es sein, dass Agnetha und Frida es einfach nicht (mehr?) so wichtig ist, die "Fahne" von ABBA hochzuhalten? Haben sie sich bewusst aus den geschäftlichen Dingen rausgehalten oder wurden sie "rausgedrängt"? Und: Wären sie mit Aspekten von Mamma Mia nicht einverstanden gewesen, hätten sie dann nicht von ihrem Vetorecht gebrauch gemacht? Denn das ist ja das einzige, was wir sicher wissen, dass sie ein Veto haben. Und umgekehrt gefragt: Wenn sie kein Veto eingelegt haben, bedeutet das nicht, dass sie damit einverstanden sind, was Benny und Björn entschieden haben?
Kunst und Kommerz
Über Kunst und Kommerz kann man natürlich streiten. Ich fand das Musical damals toll auf der Bühne, auch wenn es mir damals gestunken hat, dass die Texte deutsch waren. Aber es war damals neu, soweit ich weiß, waren Benny und Björn die ersten, die auf die Idee kamen, aus den Liedern einer Popgruppe ein Musical zu konstuieren. Heute gibt es ja kaum noch einen Star ohne das passende Musical dazu. Queen, Tina Turner, Udo Jürgens fallen mir da jetzt spontan ein. Sie haben da einen regelrechten Trend losgetreten. Ist das nichts?Mamma Mia den Film hab ich damals als typisches Hollywood-Produkt wahrgenommen. Den zweiten Teil hab ich gar nicht gesehen, muss ich zugeben. (Zur Erklärung: Ich bin gewiss kein ABBA "Neuling". Ich bin jetzt 31 - als 9-Jährige hab ich ABBA entdeckt und war Hardcore Fan bis ungefähr zum Abi. Dann kam das Leben und andere Dinge dazwischen und ich hab mich fast gar nicht mehr mit ABBA beschäftigt. Erst neulich, durch einen Zufall, bin ich wieder darauf gestoßen und habe mein eigenes "Fan"-Sein reflektiert. Aber das ist ein anderes Thema).Ich bin schon der Meinung, dass (zumindest bei den Filmen und bei MM The Party) kommerzielle Interessen überwiegen. Da hat jemand (evtl. sogar Benny und Börn selbst?) einen Richer dafür gehabt, wie sich das Musical kommerzialisieren lässt. Manche finden das toll, manche nicht. Mich persönlich würde jetzt so eine Mamma Mia Party nicht reizen. Ich hätte eher mal wieder Bock auf die Disco beim ABBA Fanday in Roosendaal. Aber wichtig ist doch: der Erfolg tut keinem weh, im Gegenteil. Neue Fans lernen ABBA kennen, die Musik bleibt im Gespräch und im Gedächtnis und für viele Fans, die (so wie ich) nicht schon in den 70ern dabei waren, ist es vielleicht die einzige Chance, ABBAs Songs mal live auf der Bühne zu sehen. Und solange Interesse daran besteht, sehe ich nichts schlimmes daran, wenn Hintertupfingen sein eigenes Mamma Mia Musical bekommt.
Agnetha und Frida werden doch da sicher auch mitverdienen, oder? Scotty? Was sagt deine Quelle?
Originaltext vs. veränderter Text
Da ich den zweiten Teil des Films nicht kenne, kann ich dazu nichts sagen. Für mich besteht aber ein Unterschied darin, ob B+B ihr eigenes Material "verwursten", oder ob jemand anderes kommt und das tut. Als Künstler ist es doch ihr gutes Recht, mit ihrem Material zu machen, was sie wollen. Ich sehe es so: Die Originallieder sind auf Vinyl und CD und DVD etc. festhehalten und jeder, der die Versionen besser findet, hat die Chance, sie zu hören. Es ist ja nicht so, als ob die Originale weg wären. Veränderung gehört für mich zu Kunst dazu. Ich schreibe selbst und natürlich verwurste ich meine Texte immer wieder neu, plagiiere mich selbst und zitiere mich falsch. Meine Freiheit. Wenn es jemand anderes tun würde, oh, da gäb es ärger. And once again: Agnetha und Frida haben/hatten ein Veto-Recht. Glaubt ihr nicht, sie hätten nicht das Standing, davon Gebrauch zu machen?
Diskussionskultur
Ich finde es super, über solche Dinge zu diskutieren und es ist toll, wie respektvoll das hier abläuft. (Andererseits könnte man natürlich auch feststellen, wie traurig es ist, dass sich erwachsene Menschen dazu beglückwünschen, sich nicht direkt zu zerfleischen. Herrje, da hat das Internet einiges an Diskussionskultur kaputt gemacht.) Natürlich kann man nicht immer einer Meinung sein, aber ich finde es spannend, in so einem Rahmen wie hier, wo eben nicht nur alles auf "schnell schnell" und "Daumen hoch" ausgelegt ist wie bei Social Media, auch andere Meinungen zu lesen und mir meine eigenen Gedanken dazu zu machen.
Was natürlich schade ist, dass es nie zu einem Meinungsaustausch MIT den Beteiligten kommt, also mit Benny und Björn. Das wäre doch mal superspannend. Mich würde z.B. mal interessieren, ob B+B von der Kritik (an Mamma Mia, aber auch an der Nicht-Veröffentlichung der Songs) überhaupt etwas mitbekommen. Eine einzigartige Gelegenheit hätte es beim ABBAday in Stockholm vor ein paar Jahren gegeben, als Benny als Überraschungsgast bei dem Fantreffen aufgetaucht ist. Als ich das Video bei Youtube gesehen habe, habe ich mich wirklich aufgeregt über diese (sorry) Nulpen-Fragen, die dann kamen. Gut, die Leute waren überrascht und ich weiß nicht, ob mir dann spontan eine intelligente Frage eingefallen wäre. Aber: Da hat man mal die Gelegenheit, Benny eine Frage zu stellen und dann kommt: "Wie fandest du es 1978 in Polen?" (sinngemße Wiedergabe). Klar kann er da nur sagen, dass es super war. Vielleicht hätte Benny sich über eine kritische Frage gefreut, bei der es dann zu einer wirklichen Diskussion gekommen, die ihn auch gedanklich weiter gebracht hätte.
Ich bin überhaupt kein Freund davon, alles toll zu finden und abzunicken, was "sein" Star so macht. Frida z.B. verehre ich zutiefst, aber selbst bei ihr gibt es Punkte, die ich kritisch sehe und mit denen ich nicht einverstanden bin. Aber das führt zu weit. Wie gesagt, ich mache mir derzeit viele Gedanken darüber, was "Fan-Sein" bedeutet und ob ich unter den Vorraussetzungen, die "Fan-Sein" beinhaltet, überhaupt noch einer sein möchte.
Also, soweit dazu.
@Scotty: Danke für deine Antwort! Ich hab jetzt ein bisschen im Forum gelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass du wohl Agnetha kennst. Musst du nicht beantworten, aber wenn es so wäre, würde mich das natürlich für dich freuen.
Es ist natürlich eine Gratwanderung, auf die du dich da begibst. Ich persönlich wüsste nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn ich ein ABBA-Mitglied persönlich kenne und hier im Forum diskutiere... Da kann es leicht zu Loyalitätskonflikten kommen. Von daher: Vollstes Verständnis dafür, dass du darauf nicht weiter eingehen willst.
Und noch:
Hallo, auch ich bin auch ganz neu hier, folge aber schon länger sehr interssiert den Beiträgen in diesem Forum.
Mein Impuls, hier einzusteigen war der Beitrag von Tessa. Danke für
Deine Worte, Tessa! Ich bin glücklicherweise auch noch nicht verzagt,
sondern freue mich auf das, was da noch kommen wird. Dabei vertraue ich
den Verantwortlichen, dass sie uns nicht verschaukeln wollen, egoistisch
oder einfach nur geldgierig sind. Dazu sind wir Fans ja auch
schlichtweg viel zu wichtig für Abba. Natürlich hätte ich mich
wahnsinnig in der Corona-Zeit über eine Veröffentlichung gefreut,
sozusagen als ein Trostpflaster... spätestens zu Weihnachten.... Wie
offensichtlich bei vielen hier, ist die Enttäuschung und Ungeduld groß.
Ich gehe davon aus, dass auch den Verantwortlichen von Abba solche
Gedanken bestimmt nicht fremd sind. Aber es wird seine nachvollziehbaren
Gründe haben, weshalb man sich trotzdem mit einer Veröffentlichung
zurückhält, auch wenn man um die Gemütslage der Fans sicher bescheid
weiß. Also, in diesem Sinne: "I STILL HAVE FAITH IN YOU"!!!
Hallo alicewhiting (cooler Name!)!
Vielen Dank für deine Worte. Es ist schön, hier nicht die einzige "Neue" zu sein. Ist ja immer ein wenig seltsam, wenn man neu in eine Runde kommt, die man schon ewig kennt.
Und wenn man dazu noch mit so einem Roman wie ich hier einsteigt. Hihi.
In diesem Sinne:
Euch allen noch einen schönen Tag!
Tessa