Beiträge von midnight man

    Mit etwas Abstand zum Waterloo-Jubiläumstag und den zahlreichen Veranstaltungen, Berichten und auch „neuen“ Produkten stelle ich fest, daß mich derlei Trubel ohne wirklich essenziell Bedeutsames an Geschehen eher übersauert und ich seltener ABBA höre als sonst. Mir kommen die Songs momentan ziemlich ausgelutscht vor, überhört und teils auch altbacken. Und dann kann ich wieder verstehen, warum die Band bei mir Anfang 1983 für fast 10 Jahre in der Versenkung verschwand. Da gab es dann soviel andere Musik, die für mich spannender war - erstaunlicherweise fühlt es sich heute erneut so an. Und manchmal verstehe ich auch nicht, warum ABBA jetzt noch soviel Zuspruch erfährt - im Katalog gibt es echt üble Klopper. Derzeit ist meine Liebe für Goldfrapp wieder aufgeflammt, deren (ganz unterschiedliche) Alben für mich nicht einen einzigen schwachen Song beinhalten. Und das ist auch alles dichter an der Gegenwart dran, als ein regelmäßig wiederkehrendes Beschäftigen mit einem Ereignis aus dem Jahre 1974, dessen Steine schon vor Ewigkeiten alle umgedreht worden sind. Ein neues ABBA-Lied würde mich wieder hellhörig werden lassen, bis dahin brauche ich erstmal deutlich Abstand von den Werken der Jahre 73-82 (Voyage trenne ich musikalisch eh davon. Ideell klasse, musikalisch mager, der Mix ein Desaster).

    Die Dolby Atmos-Version klingt furchtbar. Ich merke immer mehr, daß ich mit den Mixen von Bernhard Löhr wenig anfangen kann. Daher blicke ich eher mit Sorge auf die Ankündigung, daß er sich den gesamten ABBA-Katalog diesbezüglich vornimmt. Tretows Mixe für die LPs ab 1976 und die ersten CDs in den 80ern haben für mich weiterhin den mit Abstand besten Klang.

    Ich kann mich nach mehrmaligen Hören des Albums weitgehend Chabba anschließen. "Eye Of The Hurricane" ragt positiv raus (allerdings ist es mir etwas zu lang), die anderen Stücke sind (musikalisch und textlich) teils banal, mitunter beliebig, im besten Fall auf Luv- und Maywood-Niveau (um mal im Spät-70er-, Früh-80er-Kontext zu bleiben) - und einfach viel zu voll mit ABBA-, Gemini- und Chess-Zitaten. Mein Eindruck ist, der gute Martin hat sich mit seinem Anspruch an das Album arg verhoben - 10 Jahre Produktionszeit für ein Album sind zudem in der Pop-Musik einfach eine zu lange Strecke, um ein homogenes Werk zustande zu bekommen. Nach der Hälfte der CD setzen beim Hören ziemlich markant Abnutzungserscheinungen ein - und man greift zu ABBA oder ganz was anderem. "Just Like That" als beste Komposition auf der CD ist leider in der Bearbeitung sehr lieblos - was war das für eine Riesenchance, den Song nun endlich mit einer tollen Fassung richtig populär zu machen (das Video ist übrigens unterirdisch). Unterm Strich bin ich mir (leider) sicher, daß sich für Groenalund kein Erfolg mit #Lovestorm einstellen wird. Für die 3 Sängerinnen hoffe ich, daß sie sich künftig nicht mehr zu sehr vor den ABBA-Karren spannen lassen - in eigenständigen Kompositionen könnten ihre Stimmen deutlich besser und interessanter zur Entfaltung kommen.

    Das Foto vom Single-Cover entstand Ende 1981. Nun aber zum Song: Das Jahr 1982 war für Benny & Björn als Songwriter schwierig. Nachdem sie Anfang des Jahres beide Papa geworden waren, dauerte es bis Mitte März, bis man wieder gemeinsam im Studio arbeitete. Doch die Idee, einen Song für Fridas Solo-Album beizusteuern, scheiterte an einer brauchbaren Komposition. Als Fridas Aufnahmen abgeschlossen waren, traf man sich Anfang Mai erstmals wieder als ABBA im Studio. Das schwache „You Owe Me One“ war das erste Lied an dem man eher lustlos werkelte, „I Am The City“ folgte (als möglicher Album-Track Ok) - und dann kam „Just Like That“ (ein potentieller Hit, aber noch etwas spröde). Anfang Juni war klar, daß der 82er-Output nicht für ein neues Studio-Album reichen würde. So entstand die Idee, stattdessen im Herbst eine karriereumfassende Singles-Compilation zu veröffentlichen - mit 2 neuen Tracks (und B-Seiten für die 7“). Keines der bisherigen Stücke drängte sich als A-Seite auf und so ging es im August an neue Aufnahmen. Bei „Cassandra“ bedienten sich B&B bei „Put On Your White Sombrero“ (1980 zu recht unter Verschluss gelassen) und den schon arg strapazierten spanischen Anklängen. Auch bei „Under Attack“ kamen Versatzstücke aus früheren Kompositionen zum Tragen: „Rubber Ball Man“, „ Under My Sun“ und (leider auch) „Just Like That“ wurden angezapft, zudem von den Buggles „Elstree“ und Andy Gibbs „Desire“. Mit der letzten 82er-Aufnahme „The Day Before You Came“ war dann das Schicksal von „Just Like That“ endgültig besiegelt, da der thematische Überbau „Alltags-Tristesse“ nun hier textlich zum Zuge kam. Und zwar großartig. Dennoch blieb die erste (deutlich stärkere) Single vielerorts weit hinter den Erwartungen zurück. Dies ließ übles für den Single-Release von „Under Attack“ befürchten, der aber - da Bestandteil der Compilation - unausweichlich war. Kein Bandmitglied hatte Interesse an der Aufnahme einer neuen B-Seite und da man sich „I Am The City“ und „Just Like That“ doch „aufheben“ wollte, kam „You Owe Me One“ tatsächlich als B-Seite ans Tageslicht. So endete 1982 mit einer der schwächsten ABBA-Single-Veröffentlichungen seit 1975.

    Die Chor-Version bringt es echt fertig, den eh schon durchwachsenen Song noch zäher werden zu lassen. Ähnlich wie bei Just A Notion haben sich B&B bei dem Stück im Arrangement gewaltig vergaloppiert. Leider! Einen Christmas-Klassiker habe ich mir immer von ABBA gewünscht.

    Ich tippe auf „Little Things“. Das bisherige Arrangement ist doch arg wurmstichig, um aus dem Song perspektivisch einen Weihnachtsklassiker zu machen. Ein paar mehr Finessen, das Ganze mid-/uptempo und mit Frida und Agnetha zu gleichen Teilen könnten dem Stück einen Kick verpassen.

    Und auch dieser Song (von 2002) wird angezapft:

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    Mir gefällt der Song ziemlich gut, etwas spröde, aber die Melodie bohrt sich dann doch ins Ohr. Bennys Keyboardspuren passen definitiv zu dieser modernen Produktion. Ich merke immer mehr, wie sehr ich mir gewünscht hätte, daß auf Voyage etwas modernere Töne und Songwriting Einzug gehalten hätten. Keep An Eye On Dan wirkt noch am ehesten in der Gegenwart verortet - und gefällt mir auch mit Abstand am Besten (neben Ode To Freedom, das auf andere Art und Weise aus dem Rahmen fällt). Der Rest der Songs kommt doch eher sehr konservativ daher - schade, daß Benny da nicht offen für Einflüsse jenseits der bekannten Pfade war.

    "No Doubt About It" weckt zwar durchaus Erinnerungen an manch ABBA-Stück aus den 70er-Jahren (allerdings nicht den großen Single-Hits), hat aber für mich nicht die Raffinesse im Arrangement, die ich von ABBA-Singles erwarte (oder mir wünsche). "Keep An Eye On Dan" ist auch für mich der deutlich stärkere Single-Kandidat, der Song fügt sich auch mit am ehesten in den Zeitgeist der Gegenwart ein. Kleine Manöverkritik an dem Track: Die Synthie-Linie wirkt recht schnell programmiert und nicht wirklich originell in der Melodie. Und die große Nähe zu Roxettes "Good Karma".

    Das ist ein schöner Sprung zurück in die TOP 10 und zeigt, daß viele andere aktuelle Neuveröffentlichungen nach ihrem hohen Charteinstieg in der VÖ-Woche schnell an Käuferschaft verlieren und entsprechend recht zügig wieder aus den TOP 10 rauschen. Bei `Voyage´ hingegen gibt es auch noch mehr als 3 Monate nach VÖ eine recht stattliche Zahl an Käufern. Ich habe heute das Album nach einiger Zeit mal wieder durchgehört - abgesehen von "Little Things" (ging erstmal nur bis Weihnachten) und "Just A Notion" (kann ich leider gar nichts mit anfangen) gefiel mir das Album "erneut". Es entsteht übrigens ein schöner Übergang, wenn man nach "Ode To Freedom" nochmal mit "I Still..." startet.

    Eine Deluxe-Edition von `Voyage´ erscheint mir auch am wahrscheinlichsten. Universal Music hat dies eigentlich bei all seinen Top-Acts in den letzten Jahren konsequent so gehandhabt. Allerdings wurden auf die Deluxe-Version Minimum 4 neue Songs gepackt - soviel haben ABBA nach unserem Kenntnisstand aber nicht im Köcher...

    Kurz zu den bisherigen Single-Auskopplungen des Albums - klar alles müßig zu spekulieren, ob die Singles dann erfolgreicher gewesen wären: Ich hätte mit "I Still..." begonnen (nach 39 Jahren Pause hätte für mich 1 Song gereicht, mit dem hätte ich mich erstmal zu genüge befassen können), hätte im Oktober "Keep An Eye..." nachgelegt (um zu zeigen "wir können auch modernen Pop") und unmittelbar vor dem Album-Release "Don´t Shut Me Down´ ("klassisch ABBA") ausgekoppelt. "Little Things" als Single im Dezember wäre OK, aber das Lied hätte ich nicht mit aufs Album gepackt, ich habe bereits jetzt im Januar Schwierigkeiten mit dem Song an 3. Position auf dem Album.

    Zu "Dancing Queen" gab es im Thread ja bereits den Hinweis, daß aus einem Stück von Al Bano Elemente als Inspiration dienten. Hier nun der Song von Delaney & Bonnie, dessen Intro sich dann ins "Dancing Queen"-Intro schlich.

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    Bennys Liebe zur Klassik ist ja bekannt. Im Intro von Händels Orgelkonzert Nr. 2 hat er die Strophe von "I`ve Been Waiting For You" `gefunden´.

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    Auf dem selben Buggles-Album ("The Age Of Plastic", VÖ: 10.01.1980) ist der Song "Johnny On The Monorail" enthalten. Die gute "Elaine" scheint hier ihren Ursprung zu haben. Das Buggles-Album (u.a. mit dem Hit "Video Killed The Radio Star") scheint bei B&B hoch im Kurs gestanden zu haben.

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