Zwei Dinge müssen in dem hoch aufwendigen technischen Projekt schon getrennt betrachtet werden, um vielleicht auch den Kostenaspekt beider Phasen zu bedenken.
1. Phase: Motion Capturing (Bewegungsaufzeichnung, Digitalisierung und Rendering, also computergenerierte Bilder, Filmproduktion)
Das passierte, so wurde inzwischen ausreichend dokumentiert, mit ABBA in den Space-Anzügen über einen Zeitraum von fünf sehr intensiven Arbeitswochen in Stockholm. Die persönlichen Eigenheiten (Mimik, Bewegungscharakteristik usw.) mussten weitestgehend erhalten bleiben und auf die Tanzbewegungen jüngerer Doubles übertragen werden. Damit ist diese Phase ein sehr choreografischer Teil und entscheidend dafür, wie natürlich Bewegungsabläufe später wirken. Hoch anspruchsvoll, schließlich haben sollen sich reale Menschen so real wie möglich und in der Vergangenheit schon gesehen bewegen, stehen, gehen, tanzen, den Kopf neigen, Arme heben, Finger spreizen... und unendlich viel mehr. Hier wird schließlich keine Fabelwesen erfunden, wie ein über Felsen kriechender Gollum oder auf dem Bett hüpfender Hauself Dobby.
[Am Besten gelang dieser Vorgang m.E. bei Frida und Benny. Beide sind deutlich körperlicher und extrovertierter unterwegs.]
Nun kommen die Digitalkünstler von ILM und müssen auf digitale Skelette digitale Körper designen. Ebenso ein aufwendiger und teuerer Prozess. Schließlich entscheidet jede Falte, jedes Haar jede Hautpore, ob das Ergebnis wie ein echter Mensch oder wie eine Figur aus einem Computerspiel wirkt. Das Ergebnis für die Show ist hinlänglich bekannt, hier nochmal die offiziellen Close-ups in hoher Auflösung.
Alles zusammen wird schließlich animiert und gerendert, das heißt, Bild für Bild durch Hochleistungscomputer für einen Film berechnet und schließlich als riesige, mehrere Terrabyte Datenstreams gespeichert. Je nachdem in welcher Detailtreue diese Bilder gerendert werden, ist der Prozess natürlich entsprechend aufwendiger, rechenintensiver und damit teurer.
Die damals im "I Still Have Faith In You" Video gezeigten Detailtiefen waren im übrigen auch bei weitem nicht das, was in der Arena auf der Bühne gezeigt wird. Der ESC-Clip liege meiner Einschätzung nach nahe an diesen ersten Bildern.
2. Phase: Die Projektion
In der Arena läuft nun dieser Film auf einem riesigen LED-Display. Die komplette Bühne hinter der Liveband, damit auch die seitlichen Großbildschirme, wie sie auf allen realen großen Konzertbühnen heute fast Standard sind, alle hinteren Scheinwerfer, selbst der Bühnenboden, auf welchem die Abbatare agieren usw. existieren also nicht wirklich. Die komplette Bühne ist also ein einziger großer Filmclip auf einem "Riesenfernseher", keine Hologram-Projektion, wie auch immer.
Dieser Riesenfernseher besteht aus einzelnen 50x50cm großen Modulen, ROE Visual Black Pearl BP2V2 LED. Übrigens 19 Module in der Höhe, das ergibt allein eine Bildschirmhöhe von 9,5 m, bei einer Breite von ca. 60 m. Diese riesige LED-Wand erreicht übrigens Helligkeiten von 1500 Nits (moderne Fernseher ca. 500 nt) bei 7680 Bildern in der Sekunde (aktuelle Fernseher haben 100, 200, max. 400 Hz).