Hello,
Um diese ganze Diskussion nicht im Kern zu verlagern, sollten wir sie ordnen. Wir reden hier nicht ( wie Du schriebst) primär über kommerzielle Popmusik, sondern setzten wir uns in erster Linie mit der Ausgangsfrage des Threadstellers auseinander.
Weiter fährst Du fort, indem Du Deine ( durchaus nachvollziehbare) Aversion gegen Begriffe der "Superlative" ( Poptitan, Superstar = "DSDS/Bohlen"-assoziiert, jedoch nicht hier) äußerst. Schon gestern entgegnete ich in meinem Beitrag zu dieser Diskussion und Dir gegenüber deutlich, daß es hier nicht um Blasphemie o.ä. gehe. Warum Du das erneut
hier erwähnst, entzieht sich meiner Kenntnis.
Deine Bemerkung, wonach ABBA gleich sehr vielen Leuten einfalle, wenn es um Legenden gehe, ist mir - so, wie Du es in einem Satz herausstellst- zu wenig begründet.
Vllt. korrigierst/erklärst Du das einmal ein wenig näher. "Denn wer kennt die nicht" ist imho noch keine sachliche Begründung dafür, daß Du ( und das ist Deine Meinung) ABBA
weniger für "Begründer der modernen Popmusik" hälst - ich erwarte zwar nicht, daß Du
entsprechende Links anführst ( was eigentlich schon wünschenswert wäre), aber das Du
Deine Thesen gut begründest.
An dieser Stelle führst Du "Depeche Mode" an ( die ich nebenbei bemerkt ebenfalls mag):
Frage: ABBA ist seit Jahrzehnten eine globale Legende. Ist da ein Vergleich mit Depeche Mode, die im Ausland zwar ebenfalls bekannt, aber bei weitem nicht so erfolgreich sind wie bspw. die Beatles oder eben ABBA, nicht fast schon obsolet?
In dem Zusammenhang führst Du "Kraftwerk" und "Einstürzende Neubauten" an, durch die sich Depeche Mode stillistisch prägen liessen. Ich respektiere Deine Meinung, aber ich kann sie vergleichend zu ABBA ganz und gar nicht teilen. Diese deutschstämmigen Bands, die Du hier anführst, kannst Du nicht mit den ganz Großen
in einem Atemzug nennen. Und falls doch, dann wären ( as mentioned) Deine Verlinkungen als Untermauerung wirklich sachlich nachvollziehbar. Aber möglich, daß Du
im Gegenzug mal Deine "Handvoll Bands" doch hier mal bennen könntest?
Ich versuche diesmal auf eine andere Art und Weise , meine Theorie des prägenden
Charackters von ABBA auf die" Kinder und Kindeskinder der Popmusik" erneut zu erklären, da Dich ja auch der von mir verlinkte ZEIT-Artikel nur bedingt überzeugen konnte ( was ja an sich nicht schlimm ist):
Wie ist es eigentlich zu erklären, daß es mittlerweile ABBA- Arrangements in Form von käuflichen Partituren in den unterschiedlichsten Bestzungen ( Orchesternoten, Bandarrangements, Klavier/Flöte etc.) gibt? ABBAs Vorgänger, die Beatles , wurden und werden ebenfalls in Notenschrift übersetzt in unzähligen Formen, sodaß jeder diese Beatlesnummern spielen kann, der diese Musik mag.
Angenommen, daß das ein Qualitätsmerkmal legendärer Bands ist, ist dann auch die Frage erlaubt, ob von Depeche Mode oder den deutschstämmigen Bands "Kraftwerk"
oder "Einstürzende Neubauten" ebenfalls weltweit viel beachtetes und viel gespieltes
Notenmaterial besteht?
Du schriebst, daß viele ABBA- Songs nicht so leicht zu singen seien, was sicher auch nicht falsch ist. Da ich eigentlich ungerne Äpfel mit Birnen vergleichen möchte, empfehle ich hier mal lieber nur Musik von Vokalgroups wie "The Kings Singers", "Take 6" oder "The New York Voices". Dann weiß man, was "schwer" ist! Ebenso aus vergangenen Tagen "Simon & Garfunkel" . Das es mehr die Farbe und Seele der ABBA-Stimmen oder sonstiger legendärer Sängerinnen/Sänger ist, ist doch eigentlich klar. Nachsingen kann das erst mal jeder halbwegs talentierte Musical/Gesangsstudent oder Profisänger- und das sind gar nicht mal so wenige.
Was "einfach" und "simpel" ( bezogen auf ABBA oder Mozart meint), reden wir aneinander vorbei. Auch das schrieb ich schon gestern, indem ich feststellte, daß diese Musik so simpel sei, daß sie schon wieder schwierig anmutet. Es meint imho ein- und
dasselbe. Und ob Du's nun "einfach" oder "simpel" nennen möchtest, ändert nichts an
der Mozart'schen Form. Er machte nix anderes, als Albertibässe ( gebrochene Dreiklänge) zu unterlegen und darüber schlichte Melodien zu setzen, die zumeist aus einfachen Bestandteilen der diversen Tonleitern bestanden. Ein wenig Variation und veränderter Rythmus und schon war diese "simple" Musik in den Herzen und das hat sich evident bis heute nicht geändert.
Benny Andersson sagte mal- das kannst Du auch an früherer Stelle in diesem Thread nachlesen- daß "nur die Melodien taugen, die nach 1-2 mal hängen bleiben". Und "Mamma Mia " bleibt auch nach ein bis zweimaligem Hören hängen, wie der Papageno
aus der Zauberflöte. Oder siehst Du das anders?
Ich mochte u.a. auch Rio Reiser oder Kraftwerk ( warum führst Du bezogen auf Depeche Mode nicht die Gruppe "Can" an?) hier und da, aber ich fand nicht, daß deren Musikl all in all sofort hängen bleibt...was das simple Element betrifft.
Subjektiv nimmst Du ABBA anders auf als ich ( auch wenn ich in meinem vorigen Beitrag
schon schrieb, daß ich das "Fröhliche bei ABBA auf den ersten, objektiven Eindruck durchaus nachvollziehen könne). So what? So sind die Menschen verschieden.
Ich habe jedenfalls in ein paar Beiträgen bislang probiert, meine Thesen ( mit entsprechenden Quellen) Dir gegenüber zu begründen. Ich schrieb auch - und das sehe ich auch jetzt nicht anders- das der "eindeutige Beweis" des enorm prägenden
Einflusses von ABBA immer nur eine Annäherung sein kann. Das begründete ich vorgestern hier bereits damit, daß ABBA entstand, nach dem die Beatles schon lange
nicht mehr existierten. Und die Beatles waren nun mal ( siehe Interviewverlinkung) Ulveaus/Anderssons große Vorbilder. Auch, wenn Lennon/Mc Cartney nie antizipieren konnten, daß diese Musikwelt den Beatles eines Tages ABBA zu verdanken haben werde. Insofern verstehe ich auch jetzt nicht, warum Du glaubst, daß es stichfeste
Beweise für den Einfluss von ABBA geben muß, um es zumindestens annehmen zu können. Vielleicht klärst Du das mal? Das wäre prima.
Du schriebst ja, daß "The Visitors" das beste Album für Dich sei. Det is jeschmackssache, würd' ick sagen. Ich sehe das anders, aber viel entscheidener ist für mich die Entwicklung von "Ring Ring" über "Arrival", "The Album" oder "Voulez Vous"
bishin zu den Visitors. Das fand ich enorm. Ich glaube übrigens nicht, daß die von Dir
angeführten Bands eine ähnlich Musikgeschichte schreibende Entwicklung hatten ( was nicht heißt, daß ich die 3 Bands nicht auch sehr wohl anerkenne und mir die ein oder andere Sache auch gefällt).
Über ABBA spricht man imho primär ganz bestimmt nicht nur, "weil die jeder kennt". Es
kommt nicht von ungefähr, daß diese Band im gleichen Atemzug wie die gestern genannten erwähnt werden. Man verbindet Schweden mit ABBA sowie Volvo oder
das Münchener Oktoberfest mit Deutschland, wenn man über uns im Ausland spricht.
Nicht mit Heino, den Scorpions der Depeche Mode- das ist imho ein riesen Unterschied.
Olav