Vor dreißig Jahren gewann ABBA den Grand Prix d?Eurovision.

  • Schwedens Musikindustrie: Money! Money! Money!
    Von Clemens Bomsdorf, Stockholm - Financial Times vom 9-4-04


    Vor dreißig Jahren gewann ABBA den Grand Prix d?Eurovision. Heute ist Schweden drittgrößter Musikexporteur der Welt.




    Die schwedische Popgruppe Abba (von links: Bjoern Ulvaeus , Agnetha Faeltskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Anderson)

    Solide Autos, preiswerte Möbel und blütenweißes Papier - das sind Schwedens bekannteste Exportschlager. Doch die Skandinavier sind auch einer der größten Musikexporteure der Welt. Gemessen an der Einwohnerzahl exportieren nur die US-amerikanische und britische Musikindustrie mehr.


    Ihren internationalen Durchbruch feierte die schwedische Musikbranche mit der Kultband ABBA. Im April 1974 siegte das bis dahin im Ausland noch weitgehend unbekannte Quartett mit dem Song "Waterloo" beim Grand Prix d`Eurovision de la Chanson. "Damals erkannte man, dass es ein internationales Publikum für diese Musik gab und begann systematisch, andere Märkte zu erschließen", sagt Christer Lundblad vom Branchenverband Export Music Sweden.


    Seither sind ABBA und Schweden aus dem internationalen Musikgeschäft nicht mehr wegzudenken. Die längst aufgelöste Band hat bis heute weit mehr als 300 Millionen Platten verkauft - nur die Beatles bringen es auf mehr.


    Millioneneinnahmen


    Schweden hat durch den Musikexport im vergangenen Jahr über 700 Mio. Euro eingenommen - mehr als je zuvor. In diese Summe sind neben Tantiemen unter anderem auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Maschinen zur Herstellung von CDs und DVDs enthalten.


    Es war kein Zufall, dass ausgerechnet Schweden im internationalen Musikgeschäft so groß raus kam. Das Land sei den Einflüssen der amerikanischen Populärkultur schon immer aufgeschlossener gewesen als andere, sagt Holger Larsen, Musikwissenschaftler an der Universität Stockholm. Schweden habe sich deshalb schnell an die Spitze der internationalen Musiktrends setzen können.


    Weil man mit der schwedischen Sprache außerhalb Skandinaviens nicht weit kommt, sprechen zudem schon die meisten Schweden als Jugendliche fließend Englisch und haben daher auch keine Probleme, in der Weltsprache zu singen. Im Gegensatz zu französischen, italienischen und deutschen Musikern ist es den schwedischen aber bis heute nicht gelungen, im Ausland auch mit Liedtexten in ihrer Muttersprache erfolgreich zu sein.



    Staatliche Förderung


    Der schwedische Wohlfahrtsstaat hat ebenfalls seinen Teil zum musikalischen Erfolg des Landes beigetragen. Ohne die staatlich ko-finanzierten Musikschulen hätten sich viele keine musikalische Ausbildung schaffen können, so Lundblad.


    Der Erfolg von ABBA zog zahlreiche weitere schwedische Musiker wie Cardigans, Roxette und Eagle Eye Cherry nach sich. In deren Umfeld entstanden Produzenten, Tonstudios und CD-Hersteller, die längst nicht mehr nur für heimische Bands arbeiten. Musikvideos von Madonna wurden von Schweden produziert und Britney Spears Hit "Baby, one more time" schrieb der Schwede Max Martin. Led Zeppelin und Rammstein spielten ihre Platten in den Stockholmer Polar-Studios, in denen schon ABBA ihre Aufnahmen machten, ein.


    Dank der guten Verbindungen zu ausländischen Größen aus dem Musikgeschäft, sieht sich die Branche in Schweden auch für die Zukunft gut gerüstet. Doch ein Teil der Erlöse fließt direkt wieder ins Ausland. Denn nicht nur die Autohersteller Volvo und Saab sind heute in ausländischer Hand, auch die erfolgreichsten schwedischen Labels sind mittlerweile Tochterunternehmen der großen Plattenfirmen BMG, EMI, Sony und Universal.


    Lundblad vom Musikexportbüro ist überzeugt, dass der weltweite Erfolg der heimischen Klänge viel mehr als nur der Musikbranche helfe. "Schwedische Musik trägt dazu bei, dass man ein Bild von Schweden als kreatives, unternehmerisches Land bekommt", sagt er. Das mache Touristen, Konsumenten und Investoren auf Schweden aufmerksam. "Es beeinflusst die Verkäufe von Ericsson Handys oder Volvos", meint Lundblad.


    --------------------------------------------------------------------------------


    Musik-Nation
    Erfolgreich So wie das Popduo Marie Fredriksson und Per Gessle ("Roxette") haben sich auch andere schwedische Musiker international durchgesetzt.


    Exportschlager Gemessen an der Einwohnerzahl exportieren nur die US- und die britische Musikindustrie mehr.


    Einnahmen Schweden hat 2003 am Musikexport über 700 Mio. Euro verdient. Darin enthalten sind neben Tantiemen auch Verkaufserlöse für Maschinen zur CD-Herstellung

  • Ein herzliches Danke für deinen hochqualifizierten Eintrag, Los Porches!
    Damit kann selbst ein eingefleischter ABBA-Kenner noch viel lernen.
    Ich jedenfalls freue mich immer wieder über klasse Leute, die mich an ihrem Wissen teilhaben lassen. great

  • Habs beim Stöbern entdeckt und teile immer gerne.


    Hab heute beim Keller aufräumen noch alte Artikel aus den 70er gefunden, vielleicht scann ich die auch mal wenn ihr da Lust drauf habt. :wink:

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!