Heute vor 1 Jahr – I STILL HAVE FAITH IN YOU und DON'T SHUT ME DOWN – Abbas erste Veröffentlichung nach 39 Jahren!
Am 2. September 2021 war es endlich soweit – die "neuen" Songs wurden der breiten Öffentlichkeit vorgestellt – und viele Menschen saßen vor dem Livestream im Internet und lauschten fasziniert den Klängen.
Was eine Sensation! Das, was Jahrzehnte niemand für möglich gehalten hätte, war eingetreten – es gab neue Musik von Abba! Die Pause, die damals verkündet wurde, war nicht das Ende, sondern tatsächlich eine Pause, die endlich ihr Ende fand.
Was war geschehen? Wie ist es nochmal dazu gekommen?
Wir erinnern uns:
1982 wurde von Abba eine Pause verkündet – und in den Jahren darauf waren die vier Mitglieder zu keinem Zeitpunkt gleichzeitig zu einer neuen musikalischen Zusammenarbeit bereit
Das Jahr 2016 markierte dann den Wendepunkt:
Es gab diesen magischen Moment bei der Eröffnung des MM-Restaurants am 20. Januar 2016, als sie sich das erste Mal wieder gemeinsam auf einer kleinen Bühne zeigten und offensichtlich von ihren Gefühlen überwältigt wurden und als Agnetha davon sprach, dass man "die anderen" fragen müsse, ob man wieder etwas Musikalisches gemeinsam machen könnte, ein klares und in aller Öffentlichkeit ausgesprochenes Signal, dass sie dazu bereit war
Darauf folgte anlässlich Björns und Bennys Jubiläum (50 Jahre Zusammenarbeit) das Duett von Agnetha und Frida im Berns in Stockholm am 5. Juni 2016 mit The way old friends do – diesmal standen sie nicht nur auf der Bühne und umarmten sich, sondern Frida und Agnetha SANGEN auch
Es hatte sich etwas im Innenleben der "Gruppe, die niemals zurückkommt" verändert - die Emotionalität der Frauen hatte letztendlich die Rationalität der Männer "weichgeklopft", Björn und Benny brauchten zwar den Avatar-Aufhänger, um sich selbst zu erklären, warum sie das machten, aber der Ursprung von allem waren die Verbundenheit und die Freundschaft der vier – nicht von ungefähr wurde auch der erste veröffentlichte und namentlich bekannte Titel ISHFIY genannt
Und dann, im Jahr darauf
Das Ganze begann, als Björn der HUFFINGTON POST INDIA im Dezember 2017 ein Interview gab und etwas ausplauderte (hier nochmal Auszüge):
Q: So have the four of you Agneta, Frida, Benny and you actually come together for the 2019 event?
Björn: Oh yeah, yeah. When we meet & jam it is just like old times.
Q: So the ABBA group has reunited?
Björn: (Laughs) We have been working together for this project. You are absolutely right.
Q: That is news! Are you rehearsing together like old times?
Björn: Yes we have been working together. And I must say here that we are the best of friends. We continue to be really good friends. And it is really strange because when we sit together, the four of us in a room, and it just takes a minute before we are back where we ended as a group. It is quite a feeling.
Q: Do you also jam together?
Björn: [Laughs]. We did, we did. We did some of that too.
Überraschenderweise wurde diese "Indiskretion" in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen – bis am 27.April 2018 in der TIMES offiziell verkündet wurde:
Super Trouper! 2 New Songs by Swedish Pop Icons ABBA Have Been Recorded
The iconic Swedish pop quartet ABBA has revealed that the band has recorded two new songs set for release later this year, 18 months after announcing a 2019 virtual reality tour.
“We all four felt that, after some 35 years, it could be fun to join forces again and go into the recording studio,” ABBA wrote on their official Instagram page. “So we did. And it was like time had stood still and that we only had been away on a short holiday. An extremely joyful experience!”
ABBA released the name of one of the two new songs: “I Still Have Faith In You,” which will be produced in a joint NBC/BBC special and broadcast in December.
In 2016, the group, comprised of Agnetha Faltskog, Bjorn Ulvaeus, Benny Andersson, and Anni-Frid (Frida) Lyngstad, performed together for the first time in more than 30 years at a private event in downtown Stockholm, Sweden. Earlier that year, they had gathered in the same city to celebrate the opening of a new entertainment venture called Mamma Mia! The Party.
Das schlug ein wie eine Bombe! Wovon zuvor nur gemunkelt wurde, war jetzt wahr geworden – eine Rückkehr ins Studio!
Was war die Vorfreude groß! Die Fans waren schier aus dem Häuschen und ihre Kommentare überschlugen sich ("dass ich das noch erleben darf" war die einhellige Meinung der älteren Fans) und die Musikwelt war fasziniert – die "Gruppe, die niemals zurückkommt", die Gruppe, die irrsinnige Angebote zur Reunion ausgeschlagen hatte und immer standhaft geblieben war, diese Band war tatsächlich im Studio gewesen und hatte im deutlich fortgeschrittenen Alter doch tatsächlich neue Musik aufgenommen!
Der eine Song sollte im Dezember 2018 erscheinen, der andere 2019 mit einer Avatar-Show, von der sich kaum einer so recht vorstellen konnte, was das wohl werden sollte, aber egal, Hauptsache neue Musik – und das war ja gar nicht mehr so lang!
Und dann begann das Warten, und warten, und warten und warten – und dann kam Corona, und weiter warten und warten und warten – die Vorfreude nahm stetig ab, es wurde zu einem Running Gag, von dem Veröffentlichungstermin der nicht mehr wirklich neuen Songs zu sprechen, irgendwann glaubte kaum noch einer, dass es wirklich dazu käme – vielleicht verschwänden die Lieder auch im Archiv, wo noch andere Perlen schlummerten? Ich glaub's erst, wenn es soweit ist, dachte ich in der ganzen Zeit, jedes neue Statement nahm ich gleichgültiger und mit einem Schulterzucken hin – die anfängliche Faszination, dieses elektrisiert-sein, dass es neue Songs geben sollte, war mittlerweile gänzlich verschwunden.
Und irgendwann im August des vergangenen Jahres, mit einer Verzögerung von 4 Jahren, erschienen auf einmal kryptische Bilder und Ankündigungen im Netz - wurde es tatsächlich wahr? Alle fieberten einem greifbaren Datum entgegen
Am 2.9. ging der Livestream weltweit ins Netz und Millionen Menschen hörten die beiden – nicht mehr ganz neuen – Songs.
Selten hat mich etwas so emotional berührt wie die Veröffentlichung dieser beiden Songs – aus dem Abba-Spektrum waren das nach dem Ende von Abba nur noch die Veröffentlichungen von My Colouring Book und A sowie 2013 Agnethas Live-Auftritt in London bei Children in Need. Niemals habe ich nach 1985 damit gerechnet, dass die 4 noch einmal gemeinsam etwas veröffentlichen. Jetzt nach den ganzen Verzögerungen endlich den neuen Songs zu lauschen, etwas zu hören, was der gemeinsamen Arbeit entsprungen ist, war schlicht und einfach überwältigend. Genauso wie die Ankündigung, dass es sogar ein ganzes Album geben wird, nicht nur 2, sondern 10 Songs – es war irgendwie surreal. In den Tagen darauf gingen mir weder die Lieder noch die Szenen des Livestreams aus dem Kopf.
Mit ISHFIY und DSMD haben Abba heute vor 1 Jahr zwei wunderschöne, sehr unterschiedliche Songs veröffentlicht, die ihre nach wie vor großartigen Fähigkeiten zeigen – als wären sie nie weg gewesen.
Die emotionale Eröffnung mit ISHFIY war dem Anlass entsprechend. Eine großartige Hymne an die Freundschaft und den Glauben aneinander, wunderbar gesungen von Frida, ein sehr getragenes, sentimentales Lied, das all die Emotionen toll transportiert.
DSMD wurde zum Schluss präsentiert – ein Song, wie nur Abba ihn bringen kann, Abba pur, frisch und dynamisch wie in alten Zeiten könnte man fast sagen – der Song ist einfach "catchy", er hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Er war in der ganzen Corona-Depression mit seinem unwiderstehlichen Sound und Agnethas immer noch großartiger Stimme ein ungeheurer Lichtblick – wie die Veröffentlichung überhaupt.
Ich konnte mich nicht satthören an den beiden Songs, denen Wochen später ein weiterer Album-Appetizer mit JAN noch folgen sollte, und freute mich natürlich auch auf das ganze Album.
Und heute, 1 Jahr danach?
Bin ich immer noch überglücklich über die Songs, die Abba uns geschenkt haben, die 2 vom 2. September 2021, und die weiteren 8, die folgten. Genau das ist es für mich, ein Geschenk, und zwar die Tatsache, dass die vier wieder zusammengefunden haben und gemeinsam etwas Musikalisches gemacht haben – nicht die Anzahl der Songs oder deren kommerzieller Erfolg ist mir wichtig, sondern einfach, dass sie es gemacht haben!
Und dann gab es ja in diesem Jahr noch den gemeinsamen Auftritt der 4 in London – aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.