Fans in den 60zigern und 70zigern außer Rand und Band?

  • Hallo,

    habe gestern eine Reportage über die Beatles gesehen und war von dem Verhalten der Fans und der Organisation der Konzerte zum Teil völlig entsetzt. Das wird bei Abba ja ähnlich gewesen sein. Ich kann es kaum glauben, dass es da nicht zu Toten gekommen ist.

    Was ich da sah, waren Fanmassen, die völlig unreguliert schienen und von menschlichen Polizistenketten "zurückgehalten" wurden. Konzerte schienen mit keinerlei Sicherheitsbarrieren ausgestattet. Menschenmassen übten unglaublichen Druck nach vorne aus, mir tat es schon vom Zusehen weh die völlig erschöpften Mädels da zu sehen, jederzeit in Gefahr erdrückt zu werden.


    Noch schlimmer schien mir, wie mickrig die eigentlichen Stars abgeschirmt wurden. Teilweise mussten sie sich durch Menschenmassen kämpfen, kaum durch Security abgeschirmt.


    Was meint ihr hätte man die Überdrüssigkeit von Live Auftritten durch eine gescheite Konzerte Organisation verhindern können?

    Mir schien diese Fanhysterie damals viel ausgeprägter als bei heutigen Bands. War das so, entsprach das dem damaligen Zeitgeist, was meint ihr?

  • Ich glaube, da hat sich nichts geändert. Bei "Boygroups" wie z.B. Take That war das auch so. Warum die Fans so ausrasten, kann ich nicht nachvollziehen.

    Bei meinem ersten OMD-Live-Konzert war ich allerdings auch begeistert, hatte Glücksgefühle, weil ich nicht dachte, dass ich diese Band jemals live sehen würde und stand auch noch in der zweiten Reihe.

    Im Falle der "Boygroups" sind es wohl häufig junge Mädchen, die ausrasten.

    Vor ein paar Jahren war ich auf einem A-ha-Konzert der "Foot of the mountain-Tour". Hinter mir saß/stand eine Frau, die geschätzt in den 50ern war. Sie schreite/kreischte nach Morten (das ist der Sänger), als ob sie 16 Jahre alt wäre. Das war aber die Ausnahme.

    Möglicherweise hängt es mit dem Charakter zusammen. Ein introvertierter Mensch dürfte seltener ausrasten als ein extrovertierter Mensch.

    Gruß

    aiel

  • Also an diese Zeit kann ich mich auch gut erinnern.

    Ich war in den 80er und 90er an vielen Konzerten, wo vorallem Frauen massenhaft aus der Menge rausgezogen wurden, weil sie ohnmächtig wurden. Und dies nicht nur unbedingt wegen den Stars, die da vorne sangen, sondern auch weil sie beinahe erdrückt wurden. In der Zone vor der Bühne gab es oft so ein unglaubliches Gerangel und das auch oft schon vor dem Konzertbeginn, dass es einen Handorgelbewegung gab und die Leute hin und her gedrückt wurden.


    Heute ist so etwas bei all diesen verschiedenen Zonen wie Golden Circle nicht mehr so schlimm denke ich. Die Security wurde schon massiv aufgerüstet bei solchen Veranstaltungen.

  • Interessantes Thema


    Generell glaube ich auch, dass sich da zu früheren Zeiten nicht so viel geändert hat, was die Intensität von Fanhysterie betrifft, glaube aber, dass man da noch etwas stärker differenzieren muss.


    Die BEATLES sind da vielleicht nicht das beste Vergleichsbeispiel, weil sie in diesem Punkt eine absolute Ausnahmestellung darstellen, die sicherlich einzigartig ist........Selbst Guppen wie ABBA oder die Stones kamen an diese Intensität von Begeisterung, die man gerne auch als Massenhysterie bezeichnen kann, bei weitem nicht heran. In dieser Hinsicht sind die Beatles als Kulturphänomen sicherlich einzigartig, sowohl was ihre musikhistorische Bedeutung, aber auch was die psychologische Bedeutung im Hinblick auf Auslösung von massenhysterischen Bewegungen betrifft.


    Das ging weit über das hinaus, was wir von ABBA, Queen oder anderen Popgrößen kennen und war gewissermaßen auch eine Art Ausdruck eines neuen Lebensgefühls einer heranwachsenden Jugend nach dem 2. Weltkrieg und war teilweise auch Platzhalter für die Auseinandersetzung mit einer Eltern-Generation........Die Beatles standen mehr als alle anderen Gruppen für ein neu gewonnenes Lebensgefühl. .......Alle anderen Gruppen, begonnen bei den Stones über die ganzen Gruppen des Merseybeats und der "Psychedelic Era" schwammen praktisch im Fahrwasser der Beatles, auf dem sich dann auch fast alles aufbaute, was dann in den 70ern folgte.


    Ich selbst hab das als ganz kleiner Junge damals miterlebt. Richtig reflektiert habe ich es vor allem gegen Ende der Beatles-Zeit und kurz danach. Über Jahrzehnte habe ich anschliessend nichts mehr Vergleichbares erlebt.


    Für die Beatles selbst bedeutete das das Ende ihrer LIVE-Auftritte, denn Konzerte waren in dieser aufgeladenen Stimmung voller Gekreische und Hysterie einfach nicht mehr wirklich möglich, weswegen sie dann ab 1967 eine reine Studioband waren.


    Bei ABBA war das 10 Jahre später eine völlig andere Sache. Es war eine andere Begeisterung.........Ohnehin gab es wirklich im Ansatz vergleichbare Szenen allenfalls in den paar Wochen der Australien-Tour und auch hier eben nur regional bedingt.........ABBA war die erfolgreichste und beste Popgruppe der 70er-Jahre, die erfolgreichste seit den Beatles. Sie standen für die Buntheit und Unbeschwertheit der 70er-Jahrem, aber sie standen nicht für eine komplette neue Lebensphilosophie. Insofern war natürlich auch die Fanbegeisterung bei ihren Konzerten eine Andere.....


    Die generelle Begeisterung als Fan-Phänomen aber hat sich in den Jahrzehnten nur wenig geändert. Egal ob das Boygroups oder Rockgrößen waren, Popidole oder auch Stars der Schlageszene sind. Das ganze hat sich vielleicht etwas verschoben, weil heutzutage auch eine Event-Generation viel stärker präsent ist, als dies früher der Fall war, aber die Bereitschaft, sich als "Fan" einem "Idol" hinzugeben bzw. ihm zu huldigen, ist ungebrochen vorhanden....


    Trotzdem gibt es eben immer wieder historische Ausnahmen, die darüber hinausgehen


    Oft geht diese Begeisterung, die selbst über das Extreme hinausgeht, auch mit ganz besonderen gesellschaftspolitischen Veränderungen einher.......In den 60er-Jahren war das das Zusammenspiel einer sexuellen Revolution mit den Bewältigungen des Generationskampfes der Nachkriegszeit, was einem Massenphänomen, das "Beatles" hiess, den Boden bereitet hat........In unserer heutigen Zeit, fast 60 Jahre danach, ist es unter anderem das Thema Weltklima, was eine junge Generation auf die Straße bringt und bewegt und was sicherlich auch eine neue Lebensphilosophe einer jungen Generation zu Tage bringt......


    Von daher glaube ich, dass es kein Zufall ist, dass heutzutage eine Gruppe wie BLACKPINK eine neue Massenhysterie in vielen Konzertsälen dieser Welt ausgelöst hat, die zu Teilen an die 60er-Jahre und die BEATLES erinnert und die sicherlich in dieser Hinsicht fast alles in den Schatten stellt, was es in den vergangenen Jahrzehnten gab


    Wie aber oben schon geschrieben wurde, ist heutzutage das alles deutlich besser organisiert und mit ausgetüftelten Sicherheitskonzepten ausgestattet, so dass die Konzerte der heutigen Hype-Gruppen wie BLACKPINK oder BTS wesentlich gefahrloser und auch sicherer vonstatten gehen können, als dies einst bei Beatles oder Stones der Fall war

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