Beatles-ABBA-Blackpink.....She Loves You-Waterloo-Boombayah........Auslöser musikalischer Massenphänomene

  • Gerade in der Welt der Musik hat mich die Entstehung von Massenphänomenen schon immer interessiert und ich fand die verschiedenen Mechanismen, die dazu geführt haben, auch immer von einer gewissen Faszination.


    In einer britischen Musikzeitschrift habe ich vor einigen Wochen in einer Abhandlung über BLACKPINK auch einen interessanten Quervergleich gefunden, die deren Lied BOOMBAYAH als den Auslöser eines solchen Massenphänomens beschrieben hat und es in diesem Zusammenhang in einen Kontext mit unter anderem den Liedern SHE LOVES YOU von den BEATLES und WATERLOO von ABBA gebracht hat....


    Dies ist eine Einschätzung, die sich auch komplett mit meiner eigenen Wahrnehmung deckt, weswegen ich das hier einmal in aller Kürze noch etwas näher beleuchten möchte.


    Ich mache dies hier in einem gesonderten Thread, da es thematisch nicht wirklich in den anderen BP-Thread passt........Aufgrund der Länge wieder in 2 Postings..


    Hier Part 1


    Wenn man diesen Quervergleich nun einmal zugrunde zieht, erkennt man hier viele Parallelelen, die eine Auslösung einer epochalen Entwicklung zumindest innerhalb der Musik erklärbar machen...


    SHE LOVES YOU war zweifellos der Hauptauslöser der Beatlemania. Schon mit ihren ersten Songs wie PLEASE, PLEASE ME und FROM ME TO YOU hatten die Beatles eine gewisse Hysterie ausgelöst, aber es war dieses YEAH, YEAH, YEAH von SHE LOVES YOU, das für eine ganze Generation so etwas wie ein neues Lebensgefühl auslöste, sich befreiend von den Fesseln einer Nachkriegszeit und in gewisser Weise auch zumindest zeitweise von einer älteren Generation, die noch in diesen Fesseln behaftet war.......Musikalisch war SHE LOVES YOU etwas völlig Neues. Es war gewissermaßen ein Synonym für viele Dinge, die in den kommenden Jahren kommen sollten, angefangen von sexueller Revolutuion über politische Emanzipation, die schliesslich in der 68er-Bewegung mündete, Frieden war ein großes Thema.........Das YEAH, YEAH, YEAH wurde von einer jungen Generation als eine Art Befreiungsschrei wahrgenommen......


    Aber auch thematisch war der Song in gewisser Weise sinnbildlich für diese Zeit. War der Song eigentlich ein Liebeslied, so war der kleine, aber feine Unterschied, dass das Lied nicht "Sie liebt mich", sondern "Sie liebt Dich" heisst ganz typisch für diese damalige Wahrnehmung.....Dabei war der Text eigentlich durch die Banalität eines "Yeah, Yeah, Yeah" dominiert, das aber wohl genau durch diese Einfachheit auch wiederum diese Wirkung erzielen konnte


    Nach SHE LOVES YOU war sowohl das westliche Europa als auch Amerika komplett von der Beatlemania erfasst und schliesslich schwappte diese Hysterie auch in alle anderen Teile dieser Welt........In den Folgejahren veränderte sich dann nach und nach die Musik der Beatles. Sie wurde musikalisch immer perfekter, die Beatles waren schliesslich nur noch eine reine Studioband, die Texte wurden politischer und reifer, gingen weg von den reiner "Liebessongs". Songs wie A DAY IN THE LIFE sind Meisterwerke, die ihnen dann, allerdings erst Jahre später, auch die große Anerkennung über ihre eigene Generation hinaus einbrachte. Ihr genereller Einfluss auf die Musik ist unerreicht und wird in diesem Kontext wohl auch unerreicht bleiben.......Die Auslösung eines Massenphänomens zuvor war dafür vielleicht nicht die Voraussetzung, jedoch ein wichtiger Teil dafür


    SHE LOVES YOU, THE BEATLES.....Manchester, 1965


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    Exakt 10 Jahre später betraten dann ABBA die große Bühne.....Auch sie waren zuvor zumindest national eine gewisse Größe mit Liedern wie RING, RING. Aber es war ein international im großen medialen Fokus stehender Auftritt mit dem Song WATERLOO bei einem kontinentalen Wettbewerb, der ein musikalisches Phänomen auslöste, das zwar nicht so abrupt und wie ein Donnerschlag erschien, wie das bei den Beatles der Fall war, das aber musikhistorisch genauso nachhaltig ist.........Mit diesem Song, mit dem Auftritt mit bunten Outfits und Glitzergitarren, revolutionierte ABBA diesen Wettbewerb, der ansonsten mit den Jahren in einen gewissen routinehaften Mief abzugleiten schien. WATERLOO war Dynamik, Lebensfreude und jugendliche Energie........ABBA standen damit für die Buntheit und die nach den 60ern gewonnene Unbekümmertheit der 70er-Jahre. Auch sie waren das Ergebnis einer herangewachsenen und sich weiterentwickelt habenden Generation......Und genau dafür war WATERLOO der Ausdruck.....


    Dabei hatten ABBA im Gegensatz zu den Beatles, die nur mit der Akzeptanz anderer Generationen kämpfen mussten und die der Zustimmung ihrer eigenen Generation relativ sicher sein konnten, auch mit Teilen ihrer eigenen Generation zu kämpfen, da sie von den Anhängern der "Rockmusik-Fraktion" eher angefeindet wurden. Aber auch hier hat sich die Nachhaltigkeit dann durchgesetzt, nachdem auch die Musik von ABBA sich immer weiterentwickelt hat. Das manifestierte sich zwar weniger in politischen, sondern eher in gesellschaftskritischen Texten. Und in gesanglichen und musikalischen Meisterwerken wie THE WINNER TAKES IT ALL und LAY ALL YOUR LOVE ON ME


    Aber es war WATERLOO, dass das alles ausglöst hat. Ein Lied mit einem eigentlich ebenfalls relativ banalen Liebeslied-Text, der aber ein bestimmtes Lebendgefühl ausgedrückt hat....


    Auch ABBA mussten gerade außerhalb ihrer eigenen Generation sehr lange auf jene künstlerische Anerkennung warten, bis sie ihnen schliesslich verdientermaßen zuteil wurde...


    WATEROO, ABBA..........Brighton, 1974


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    Part 2 im folgenden Posting....

  • Part 2 meines Vorpostings....



    Gut 40 Jahre später betraten dann im Jahre 2016 vier junge Frauen aus Korea und Thailand die Szene, die mit ihrem Song BOOMBAYAH wie ein Naturereignis einschlugen und einen ganzen Kontinent musikalsich in Hysterie versetzten, eine Hysterie, die dann auch den Weg in die ganz übrige Welt fand...


    Und auch BOOMBAYAH ist ein Song, der komplett für das Lebensgefühl einer ganzen Generation steht, sowohl musikalisch, thematisch und auch aus seiner Interpretation heraus........BOOMBAYAH vermittelt ein Lebensgefühl von Freiheit, von weiblicher Emanzipation und Selbstsicherheit, er ist frech, kennt weder Konventionen noch Kompromisse und er traf damit genau in das Herz und in die Köpfe der heutigen jungen Generation...


    BOOMBAYAH macht dabei in verschiedener Art und Weise keine Kompromisse. Ich habe nur ganz selten Popmusik-Songs erlebt, die von solch klaren und unmissverständlichen Ansagen dominiert werden wie BOOMBAYAH......Und er ist musikalisch, obwohl das andere Generationen vielleicht nicht sofort so empfinden, sehr komplex.....


    Da sind zunächst diese Ansagen.......Da gibt es Zeilen wie


    Been a bad girl, I know i am
    And I'm so hot, I need a fan
    I don't want a boy, I need a man

    oder
    I'm Immature, i have no fear, man
    Middle finger up, F***, you pay me
    90s baby, i pump up the jam


    .....und noch so einige mehr......Das sind natürlich Ansagen, die in ihrer Deutlichkeit nur schwerlich zu übertreffen sind ........Und sie sind noch angereichert mit szenebekannten Signalsätzen wie etwa einem...


    I'm gonna go brrrrr rambo


    Das sind natürlich keine direkt autobiographischen Sätze.........genausowenig, wie es damals auch bei Beatles und ABBA keine waren......aber damit hat sich eine Gruppe wie BLACKPINK in ihrer inhaltlichen Aussage, die hier nun wiederum extrem authentisch ist, von Beginn an eindeutig positioniert und sie haben damit genau das Lebensgefühl einer heutigen neuen Generation getroffen...


    Und sie führen das auch in aller Authentizität in ihrer Interpretation vor........Wenn beispielsweise LALISA MANOBAN die oben zitierten Sätze performt, dann ist das rough, tough und kompromisslos, es sind knallharte Ansagen gegenüber allen sich anbiedernden und doppelmoralischen Konventionen.......Wenn JENNIE KIM und ROSE PARK erscheinen, dann ist das nicht brav und willfährig, wie man das aus vielen popmusikalischen Werken anderer Künstler gewohnt ist, sondern es ist unangepasst und fernab jeder political correctness.......und wenn JI-SOO KIM erscheint, dann verleiht das dem Ganzen eine auch ganz entscheidende künstlerische Reife............Es ist dieser Mix, der heute die jungen Menschen anspricht, die sich nicht mit den soundsovielten Erklärungen über eben diese political correctness, abstrusen Erklärungen über angeblich nicht vorhandene Klimakatastrophen und weitere solche Phrasen abspeisen lassen wollen.


    Und rein musikalisch bietet BOOMBAYAH auch eine ganze Menge...............Ältere Musikliebhaber werden vielleicht eine "billige Produktion" monieren, was durch solche Merkmale wie das signalhafte Intro des Songs natürlich noch befördert wird.......Aber dieses Intro ist natürlich auch ganz bewusst so gewählt, weil es in den Kontext des Songs passt........Wenn man aber einen solchen Song wie BOOMBAYAH analysiert, wird man beispielsweise feststellen, dass er bereits vor seinem ikonenhaften Refrain, der natürlich in der Lage ist, jedes Dance-Event zum Kochen zu bringen, alleine in der ersten Strophe, über 3 stilistisch völlig unterschiedliche musikalische Teile verfügt der dem Song immer wieder eine neue Wendung gibt und ihn in diesem Kontext auch sehr komplex macht.....Des weiteren wurde der Spannungsaufbau zu seinem Refrain hin nach gerade zu perfekt gefunden...


    Auch BLACKPINK haben sich seither weiter entwickelt. Die Texte sind teilweise extrem gesellschaftskritisch, wie etwa bei einem YOU NEVER KNOW. Und sie stehen ja auch noch inmitten ihrer noch sehr jungen Karriere, die auch schon mit den bitteren Begleiterscheinungen einer Pandemi behaftet war


    Aus dieser, aufgrund der Kürze natürlich nur angerissenen Parallelität dieser Songs wie SHE LOVES YOU, WATERLOO und BOOMBAYAH kann man meiner Meinung nach zumindest in entscheidenden Ansätzen erkennen, wo Gründe dafür liegen, die gewisse Massenphänomene in der Musik bewirkt haben......Etwas, was auch in dieser oben schon erwähnten Musikzeitschrift rezitiert wurde...............Sie haben jedenfalls alle gemeinsam, dass sie alle drei solche Massenphänomene ausgelöst haben


    Hier auch noch Videos zu BOOMBAYAH


    Zunächst das schon als ikonenhaft angesehene Promovideo, dass wirklich keinerlei Fragen offenlässt und das in der Anzahl seiner unverblümten klaren Ansagen ziemlich kompromisslos ist.......Vor allem Lalisa lässt im zweiten Teil wirklich keine dieser Frage offen....


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    Dann jener LIVE-Auftritt bei INKIGAYO, mit dem BLACKPINK wie ein Naturereignis über Asien hereingebrochen sind..


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    und hier auch noch der "neueste" Live-Auftritt mit dem Song, kurz vor dem Corona-Ausbruch 2020 in Tokio


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    Für manche mag diese grundsätzliche Thematik auftretender Massenphänomene in der Musik vielleicht weniger interessant sein, ich persönlich fand diese Mechanismen und psychologischen wie gesellschaftspolitischen Entwicklungen immer sehr spannend

    Vielleicht ja auch noch manche andere, weswegen mich andere Meinungen auch immer interessieren.....

  • Ganz interessant bei dieser Thematik ist vielleicht auch mal, Bilder und Atmosphäre gegeneinanderzu stellen und in einer Art Zeitmaschine vom Jahr 1965 über das Jahr 1979 ins Jahr 2019 zu reisen, an gleicher Stelle, nämlich Wembley, und diese Eindrücke auf sich wirken zu lassen...


    Als die Beatles dort 1965 ihren damals zeitlich relativ kurzen Auftritt hatten, war die Beatlemania in vollem Gange, Massenhysterie und Fangeschrei, welches schliesslich kurze Zeit später ihren Höhepunkt im Shea-Stadium erfuhr, was die Beatles schliesslich veranlasste, keine solchen Live-Konzerte mehr zu geben. Ein Massenphänomen, was es in einer solchen Intensität Jahrzehnte nicht mehr geben sollte, hatte sich Bahn gebrochen und war an einer Grenze angelangt.


    Als ABBA dort 14 Jahre später auftraten, war alles etwas gediegener und ruhiger, gleichwohl hatte aber auch bei ABBA die sogenannte ABBAmania, die ihren Höhepunkt 2 Jahre zuvor in Australien hatte, ihre Spuren hinterlassen und auch ABBA beendeten schliesslich, ähnlich wie die Beatles, kurz nach ihren Wembley-Konzerten, ihre Karriere als Live-Band auf Bühnen.


    Und nun ein weiterer Zeitsprung, diesmal sogar 40 Jahre weiter, ins Jahr 2019.....Solch exzessive Massenhysterie hat es in dieser Intensität über ein halbes Jahrhundert nicht mehr gegeben, bevor BLACKPINK die popmusikalische Szene betrat. Als sie 2019 auf ihrer Europa-Tournee außer in Städten wie Berlin und Barcelona auch in Wembley auftraten, hatte die Massenhysterie um sie in Asien schon über 2 Jahre ihre Bahn gebrochen, bevor nun auch Europa und Amerika davon erfasst wurden. Das Geschrei und die Massenhysterie bei ihrem Auftritt in London hatte ähnliche Ausmaße wie bei ihren männlichen Pendanten 54 Jahre zuvor. Man konnte sowohl Sprache und Musik nur noch bedingt verstehen.


    Interessant dabei übrigens, dass es sich hier bei allen 3 Bands um Musikgruppen handelt, wo 4 gleichberechtigte Protagonisten das Gruppenbild verkörpern. Zwar hatten bzw. haben alle 3 Gruppen in einer öffentlichen Wahrnehmung ihre "heimlichen Superstars" in Paul McCartney, Agnetha Fältskog und Ji-Soo Kim, aber alle diese 3 haben ihre exponierte Rolle niemals befördert, sondern sie haben sich im Gesamtbild der Gruppe nahtlos eingegliedert. Sowohl Beatles als auch ABBA und Blackpink waren bzw. sind extrem "demokratische" Gruppen von gleichberechtigten Mitgliedern. Das steht im Gegensatz zu der Mehrheit des popmusikalischen Geschehens, wo Musikgruppen oft von Einzelpersonen dominiert werden, wie etwa bei QUEEN etc. .......Die Beatles hatten mit Paul und John ein kongeniales Komponistenduo, dem George nur wenig nachstand, wofür dieser sicherlich als Leadgittarist das wichtigste Musikinstrument spielte. Bei ABBA standen 2 geniale Sängerinnen zwei genialen Komponisten gegenüber, wobei gerade bei Agnetha hier die Grenzen auch als großartige Arrangeurin sicherlich fliessend waren. Und bei Blackpink stehen mit Ji-Soo, Jennie, Rose und Lisa 4 großartige Individualistinnen zusammen, die jede für sich über großartige und auch in der Qualität vergleichbare Stärken verfügt.


    Allen 3 Gruppen ist auch gleich, dass ihre perfektionistischen Studiowerke extrem schwierig auf der Bühne nachzuproduzieren waren bzw. sind, was sicherlich bei den Beatles und ABBA ein weiterer Grund dafür war, ihre Bühnenpräsenz ab einem gewissen Punkt zu beenden. Die Blackpink-Werke mit ihren dazugehörigen absolutv perfektionistischen Videos von teilweise über 300 Schnitten sind ebenfalls unfassbar schwierig auf der Bühne nachzuproduzieren und es ist umso erstaunlicher, dass ihnen das in solch großartiger Manier gelingt. Leider ist es bei ihnen nun die Pandemie, die sie zumindest vorläufig zum Stopp ihrer Bühnenauftritte gezwungen hat, aber ein anderes Verhalten in der Pandemie auf dem asiatischen Kontinent und eine gewisse Kreativität bei Alternativ-Konzepten lässt die berechtigte realistische Hoffnung, dass sich das kurzfristig wieder ändern wird.


    Von eingefleischten Hardcore-Beatles- oder vor allem von Hardcore-ABBA-Fans hört man im Nachhall des in meinem Eröffnungsposting dieses Threads thematisierten Zeitungsartikels, dass man Blackpink mit entweder Beatles oder ABBA nur bedingt oder nicht vergleichen könnte........Kann man nicht ?......Ich finde, das kann man sehr wohl und ich bin da ganz auf der Linie jener journalistischen Abhandlung......Es ist eine kulturelle Eigenart, dass künstlerische Werke oder Künstler einer Gegenwart immer mit Vorbehalten bewertet werden, wenn sie mit erfolgreichen zeitgeschichtlichen Werken und Künstler vergleichen werden, das ging auch Beatles und ABBA damals so und das muss in einen entsprechenden Kontext gesetzt werden.......Die historischen Realitäten sagen uns nämlich Anderes....


    Ich bin in einem Alter, in dem ich beides erleben konnte, die Massenhjysterie bei den Beatles als kleiner Junge und die Massenhysterie bei Blackpink als reifer Mann fast im Rentenalter......und ich nehme da keinen Unterschied wahr........Und das sage ich als lebenslanger Beatles-Fan, was sicherlich wiederum eines der größten Komplimente für die Mädchen von Blackpink ist


    Wembley, 1965, The Beatles......5 Songs


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    Wembley 1979, ABBA........Gimme


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    Wembley, 2019, Blackpink.......hier leider nur durch Fan-Aufnahmen, die aber die Atmosphäre ähnlich gut wiederspiegeln..........Hier das ENDE des Konzerts mit zweien ihrer Superhits, das hier thematisierte Boombayah und Forever Young


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  • Ich hole diesen Thread noch einmal hervor, weil mir gerade bei dem Erscheinen der neuen Songs von ABBA in der öffentlichen Wahrnehmung einer allgemeinen Fankultur etwas aufgefallen ist, was ich persönlich für schwierig halte und weil ich jetzt dafür keinen neuen Thread eröffnen wollte...


    Im Gegensatz zu diesem Forum, wo die mitschreibenden User mit der Begeisterung für die neue Musik von ABBA nach meiner Meinung wundervoll umgehen und wo auch diverse Meinungen ihren Platz finden, habe ich im Netz auf diversen FB-Seiten oder anderen Stellen unter ABBA-Fans doch eine sehr große Intoleranz oder gar schon Verächtlichmachung anderer Musik und anderer Geschmäcker gefunden. Da wird ABBA fast heilig gesprochen, alles, was sie tun ist das Größte, Beste und Erhabenste, während andere Künstler der heutigen Generationen wie Lady Gaga, Dua Lipa, Blackpink oder auch Ed Sheeran teilweise schon verächtlich gemacht werden. Das geht teilweise böse unter die Gürtellinie, so dass das Auftreten einer Lady Gaga schon mal als "nuttig" oder die Musik von Blackpink als "künstlicher Mist" oder eine Dua Lipa als "Möchtegern-Sängerin" bezeichnet wird. ABBA dagegen wird in einer bemerkenswerten Impertinenz als das künstlerisch Überlegene und Wertvollere, das über allem anderen steht, gesehen.


    Woher kommt diese Intoleranz ?


    Diese ABBA-Fans tun exakt das Gleiche, was sie anderen immer vorgeworfen haben. Etwa jenen Beatles-Fans oder Stones-Fans oder Deep Purple-Fans, die damals die ABBA-Musik als "peinlich" oder "Heile-Welt-Quatsch" bezeichnet haben..


    Ist das die Form, wie generell Anhänger von Gruppen, deren Popularität solche angesprochenen Massenphänomenen ausgelöst haben, mit Neuem, neuer Musik oder der Musik jüngerer Generationen umgehen ?


    Ich kann mich noch erinnern an die Zeiten in den 70ern, als wir Jungen uns über die Intoleranz der Älteren aufregten, die Beatles oder ABBA verächtlich machten, und wir uns dann sagten, dass wir das mal alles ganz anders machen wollen, wenn wir in deren Alter sind...


    Und was ist daraus geworden ?.......Heute spüre ich da die gleiche Intoleranz und Überheblichkeit wie damals und das gleiche Unverständnis über die heutige, junge Musik, das teilweise in abstrusen und absurden pseudo musik-wissenschaftlichen Erklärungen mündet, warum ABBA soviel besser, überlegener und perfekter sind als all die Anderen


    Das ist natürlich nicht nur ein negatives Phänomen bei ABBA-Fans, sondern das kann man auch bei Fans anderer Gruppen finden, doch gerade in ABBA-FB-Seiten etc. habe ich diese Überhöhung des Eigenen doch zuletzt verstärkt gefunden.


    Umso dankbarer muss man sein, dass es auch noch einige "Inseln" wie dieses (einzig wirklich relevante) deutsche ABBA-Forum gibt, wo man diese Negativkultur nicht findet und wo mit der uns allen eigenen Begeisterung über die neuen und tollen ABBA-Songs doch sehr positiv, aber nicht ignorant, umgegangen wird.


    Ich frage mich heute, wie das mit den Blackpink-Fans oder Dua Lipa-Fans mal in 20,30 Jahren sein wird ? Werden sie sich auch noch dieser Mechanismen bedienen ? Oder wird da jene Emanzipatiion der diversen Meinungen stattgefunden haben, die unsere Generation anscheinend nicht hinbekommen hat ? Wer weiss das heute schon....


    Wie seht ihr das alles ? Welche Erfahrungen habt ihr da schon gemacht ?

  • Danke Dir Scotty,


    dass Du das Thema aufgreifst!


    Dieses Verhalten wundert mich auch immer wieder und ich erkläre es mir wie diese Chartshörigkeit als Minderwertigkeitskomplex den manche Fans scheinbar haben.

    Gut, ein wenig habe ich das selbst kennengelernt. Als ich als Teen ABBA Fan wurde, bekam ich von meinem Stiefvater immer gesagt, dass ABBA in 10 Jahren niemanden mehr interessiert und sie im Gegensatz zu den richtigen "Klassikern" wie den Beatles keiner mehr kennen würde.


    Ich konnte es mir nicht verkneifen ihm die Nachricht, dass ABBA die ersten Künstler mit einem Album mit über 1000 Wochen in den englischen Charts sind, auf WhatsApp zu schicken 😂.


    Sauer werde ich aber wenn behauptet wird dass nur damals mit ABBA noch Qualität in der Musik war und es heutigen Popstars abgesprochen wird. Das Totschlagsargument beim Singen ist das Autotuning. Ich sehe das anders. Leute wie Blackpink, Dua Lips, Ariane Grande, Lady Gaga, Ed Sheran oder auch Christina Aguilera singen viel häufiger live und treten auch noch mit ausgefeilten Choreographien auf, die es auch nicht einfacher machen einen Ton zu halten...

  • Ganz genau das ist es, was auch mich stört. Und ehrlich gesagt lese ich das nirgendwo so oft wie in ABBA-Fankreisen.


    Dieses ständige Vorbeten, dass nur damals mit ABBA noch Qualität in der Musik war, und überhaupt niemand an die Qualität von ABBA herankommt, während heutzutage dies allen jungen Popstars abgesprochen wird mit teilweise unglaublich ignoranten und völlig inkompetenten und überheblichen Argumenten, die oft auch tief unter die Gürtellinie abtauchen, ist nur noch nervend.


    Dies ist übrigens eine aus Komplexen erwachsene Überheblichkeit, die meilenweit von der Bodenständigkeit und Bescheidenheit der ABBA-Mitglieder selbst entfernt ist.


    Und auch bei dem von Dir angesprochenen Totschlagargument des Autotunings beim Singen kann ich Dir vorbehaltlos beipflichten. Wir hatten hier ja auch mal so einen "Zauberer", der meinte, uns beim Thema Autotuning seine wissenschaftlichen Pseudo-Argumente als Experten-Expertise verkaufen zu können. Du hast das sehr schön beschrieben. ABBA hatte damals nicht einmal ein Zehntel an Live-Auftritten, was heutige Künstler wie die von Dir angesprochenen Blackpink, Lady Gaga, Dua Lipa usw. bewältigen. TV-Auftritte waren damals im Gegensatz zu den meisten heutigen Stars bis auf wenige Ausnahmen (und die waren auch nur erzwungen durch die British Musical Union) Voll-Playback-Auftritte....Und auf Live-Tour war ABBA auch nur einen Bruchteil von dem, was heutige Popstars bewältigen. Dazu kommen die voin Dir angesprochenen Choreographien, die ABBA auch nicht hatte. Da werden heutzutage, neben dem Singen, oft noch absolute sportliche Höchstleistungen vollbracht. Und wenn ich dann von manchen ABBA-Fans daraufhin höre, dass man solche Choreographien nur braucht, wenn man nicht singen kann, dann kann ich nur sagen, dass diese Fans vor 40 Jahren stehengeblieben sind und denen ich dann auch abspreche, das realistisch beurteilen zu können


    Die von Dir hier und auch schon im anderen Thread angesprochenen Minderwertigkeitskomplexe von diesem Teil der ABBA-Fans kann ich aus meiner Sicht nur bestätigen. Etwas, was mir im Kosmos bei Teilen der ABBA-Fangemeinde schon seit geraumer Zeit aufgefallen ist und was u.a. auch ein Grund für so manche A v F-Diskussion in der Vergangenheit war.

  • Musikalische Qualität hat rein gar nichts mit den Charts zu tun. Im Prinzip ist das höchstens ein Gradmesser für Massentauglichkeit. Manchmal kommt beides zusammen, oft aber auch nicht. Ich höre das was mir gefällt. Auch aktuelle Künstler, wobei ich schon sagen muss, dass besonders die Balladen alle ziemlich gleich klingen. Es scheint dem Zeitgeschmack zu entsprechen. Ich horche immer dann auf, wenn eine schöne Melodie dabei ist und die Gesangsstimme gut klingt. Da gibt es jede Menge Künstler, die durchaus was auf dem Kasten haben. Meine Favoriten sind da zur Zeit Haevn, Harry Styles, Isak Danielson, Jordan Smith, Troye Sivan, Years & Years, Dimash Kudaibergen. Nicht alles und nicht jeder Song, aber die genannten Künstler haben ihre Momente. Von Billie Eilish mag ich zum Beispiel "No time to die" sehr.

    Gerade in der Soundqualität hat sich eine Menge getan. Ich bin immer wieder überrascht, wie intim die Gesangsstimmen in den aktuellen Aufnahmen klingen können. Besonders wenn man das unter Kopfhörern hört, klingt es oft so, als wenn man ganz nah beim Interpreten steht. Sehr schön und besonders für Balladen geeignet. Ihr merkt schon, ich bin der Balladenfreak. ;)

  • Ich kann nur für mich sprechen.


    Und ich behaupte von mir, dass ich auch für neuere Musik sehr aufgeschlossen bin und auch immer wieder Songs aus der Hitparade oder Radio aufschnappe, die ich sehr gut finde.


    Aber ...... das war schon in den 80er, 90er, 00er und 10er Jahren so, und trotzdem nimmt die Dichte an guter Musik aus meiner Sicht merklich ab. Bis auf wenige Künstler werden Songs in Massenproduktion auf den Markt geschmissen. Es geht in erster Linie nur noch um den kurzfristigen Erfolg.


    Wo sind die Bands und Künstler geblieben, die noch Monate oder Jahre an einem neuen Album gearbeitet haben?

  • Mmmh, Chabba, ich glaube das liegt an dem völlig veränderten Konsumverhalten, Künstler veröffentlichen viel direkter auf den Social Media Kanälen ihre Musik, die warten nicht bis irgendwann eine Plattenfirma kommt die irgendwann ein Album mit ihnen produzieren wollen, das funktioniert so nicht mehr. Und die Dichte von produzierter Musik allgemein ist viel höher als früher!

    In der Hinsicht der Länge einer Produktion haben ABBA sich ja nun selbst übertroffen, die Produktionszeit von Voyage nimmt ja quasi 4 Jahre in Anspruch ^^

  • Obwohl... Adele und Ed Sheerans letzte Alben liegen auch Ewigkeiten zurück und ich glaube schon dass sie lange daran tüfteln...

  • Obwohl... Adele und Ed Sheerans letzte Alben liegen auch Ewigkeiten zurück und ich glaube schon dass sie lange daran tüfteln...

    Eben, das sind die wenigen Ausnahmen ..... wobei wenn du mich fragst, bin ich nicht überzeugt, ob der Erfolg dieser Beiden weiter anhält.

  • Ich finde diesen Vergleich ABBA damals und verschiedenste Künstler heute irgendwie komisch und falsch. Wir haben heute ganz andere Zeiten, einen ganz anderen Musik (nicht nur) Geschmack, ganz andere Möglichkeiten. Allein die Entwicklung der Technik ist 40 Jahre weiter.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann mit der heutigen Musik im Großen und Ganzen nicht viel anfangen, ich beschäftige mich auch nicht wirklich viel damit. Ich schaue mir das an, was hier immer mal so reingestellt wird und ich gebe auch zu, manches davon ist nicht schlecht. Aber wenn ich wirklich mal ein Radio einschalte - ganz ehrlich, das ist sehr schnell wieder ausgeschaltet. Ich möchte jetzt auch nicht zum Beispiel eine Lady Gaga schlecht machen, aber diese Möglichkeiten, zum Beispiel die Entwicklung der Technik, ist doch heute auf einem ganz anderen Niveau, als damals. Heute werden doch auch ganz andere Anforderungen an die Vermarktung gestellt. Eine tolle Stimme, ein tolles Lied geht doch ganz schnell unter, wenn es nicht entsprechend vermarktet werden kann, vermarktet wird. Heute ist auffallen ein ganz wichtiger Teil im Musikgeschäft.

    Wenn ich mir vorstelle, Blackpink hätten ein Mikrofon mit einem meterlangen Kabel in der Hand oder eine 10 kg Batterie auf dem Rücken - die würden keine ihrer Choreografien hinbekommen. Und ein Versuch dies zu tun würde wahrscheinlich sehr lächerlich wirken. Heute ist das für viele Bands, Künstler Standard. Mal mehr, mal weniger gut ausgeführt.

    Damals war so etwas auch nicht wirklich erforderlich und erst Recht nicht möglich. Da wurde doch schon ungläubig der Mund aufgerissen über die Kostüme der ABBA Frauen, von Freddy Mercury oder KISS (es gäbe da jetzt sicherlich noch Dutzende andere Beispiele). Als dann auch noch Dschinghis Khan anfingen zu tanzen oder den Frauen von Bucks Fizz beim Grand Prix die Röcke weggerissen wurden - das waren doch schon showmäßig absolute Highlights. Heute wird darüber müde gelächelt. Es gibt halt, wie in jedem Bereich, eine ständige Entwicklung.

    Die WM Elf der Engländer von 1966 würde heute wahrscheinlich in Deutschland 3. oder Regionalliga spielen. Ob sie die Regeln verstehen würden, das würde ich auch mal ganz stark anzweifeln. Damals gab es ja noch nicht einmal rote und gelbe Karten, da wurde noch gesagt, man soll doch bitte den Platz verlassen. Aber zu ihrer Zeit waren sie trotzdem das Maß aller Dinge und das kann ihnen Keiner mehr nehmen. Nur das war halt damals.


    Ob ABBA nun im Verhältnis zu heutigen Stars weniger Konzerte gegeben haben und es sich damit leichter gemacht haben - es waren andere Zeiten. Vielleicht war es ja damals etwas aufwendiger, etwas teurer, etwas komplizierter rund um die Welt Konzerte zu geben? Und gerade das eine A war ja, vom fliegen nicht wirklich begeistert - milde ausgedrückt.

    Und ob ein Liveauftritt in einer (aufgezeichneten) Fernsehshow das absolute Highlight ist - ich wäre da durchaus anderer Meinung. Es ist sicherlich immer eine Frage der Kosten und der Vorbereitungszeit.


    Ich glaube, auch wenn das jetzt blöd klingt, es ist mehr ein Konflikt der Generationen. Die vergangene Zeit war immer besser, als die Gegenwart oder Zukunft. Glauben wenigstens viele (ältere) Menschen und klammern sich daran fest. Und dann war halt die Musik früher auch besser, langlebiger, als das, was gerade in Mode ist. Genau so wie die Politik, die Menschen, der Sport, die Bücher, die Filme.... Das sind halt Erinnerungen, die wir mit der Zeit verklären, wo wir nur noch das Positive sehen, das Schwere verdrängen oder sagen, wir haben das aber trotzdem geschafft. Wir wollen schließlich stolz auf das sein, was wir gemacht, erschaffen haben. Vor der Gegenwart, der Zukunft haben wir halt oft ein wenig Respekt, Angst.

    Insofern kann ich das sehr gut verstehen, wenn Jemand sagt, die Musik war früher einfach besser. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich würde das auch sagen. Damit verurteile ich aber doch nicht die heutige Musik. Heute werden ganz andere Anforderungen gestellt. Ich sage doch nur, es ist nicht nach meinem Geschmack. Niemand zwingt mich ja, diese Musik zu hören. Wie ich auch Niemanden zwinge, "alte" Musik zu hören.


    Man kann das gut finden oder auch nicht, aber heute gehört es einfach dazu, aus allem eine große Show zu machen. Wer das nicht kann, der hat ein Problem. Der Kern einer Sache wird immer mehr versteckt unter großen Wolken, viel Drumherum. Anscheinend wollen das die Leute, dann sollen sie es auch haben. Diese ganze Übertragung von ABBA war doch auch nicht wirklich etwas anderes als eine gigantische Show - für zwei neue Lieder.

    Ich fand den Anfang, diese Schaltungen rund um die Welt, war totaler Mumpitz. Das hat mir überhaupt Nichts gegeben. Es war einfach nur Füllmaterial. Das war wie die Zusammenfassungen beim Fussball. 10 Minuten Bericht, davon 6 Minuten Interviews und 4 Minuten Spiel.

    Es hat mir allerdings gezeigt, ABBA gehen mit der Zeit und machen das Spiel mit. Weil sie es können und weil der "Kern" es auch wert ist.

  • Ja, ABBA haben auch damals schon immer das Neueste an Technik mitgenommen.

    1974 haben unter anderem auch deswegen gewonnen, weil Waterloo knallig arrangiert war - die legale Möglichkeit, das Arrangement als Backingtrack laufen zu lassen, haben die anderen halt nicht so ausgenutzt.


    Ich sehe da zwei Komponenten:

    1.) Großenteils ist das ein Generationenkonflikt. Man merkt, daß man alt wird, wenn man sagt: "Also, die Musik, die die Kinder heute hören, das ist doch alles nur Lärm!" Das sagten unsere Eltern auch schon, als wir in den 70ern Sweet, ABBA und Suzi Quatro hörten. Und natürlich habe ich das angesichts deutscher Hip-Hop-Elaborate auch schon gesagt. Das darf man also nicht so ernst nehmen, schließlich ist durch Bill Haley, Elvis und die Beatles das Abendland auch nicht untergegangen.


    Das Andere ist ernster. Es hat mit der menschlichen Natur zu tun: Bei Gefahr zieht man sich in sein Team zurück. Auch im übertragenen Sinne. Wenn ich mich zu einer Gruppe bekenne, und es besteht die Gefahr, daß mein Weltbild erschüttert wird, mache ich die Schotten dicht, sehe und höre nichts mehr außerhalb meiner Gruppe und fühle mich wieder sicher. Leider ist das eine gefährliche Eigenschaft des Menschen, denn es ist in der Politik ebenso. Und welcher Hund beißt am ehesten? Der, der Angst hat und sich in die Enge getrieben fühlt.

    "Magst du lieber Agnetha oder Anni-Frid?" --- "Ja!"

  • Wenn ich mir vorstelle, Blackpink hätten ein Mikrofon mit einem meterlangen Kabel in der Hand oder eine 10 kg Batterie auf dem Rücken - die würden keine ihrer Choreografien hinbekommen. Und ein Versuch dies zu tun würde wahrscheinlich sehr lächerlich wirken. Heute ist das für viele Bands, Künstler Standard. Mal mehr, mal weniger gut ausgeführt.

    Hallo Peter


    Ich denke, man muss das genau umgekehrt sehen. Und zwar in dem Kontext, dass die Anforderungen heute deutlich höher sind als früher. Gruppen wie ABBA konnten sich früher nur auf das Singen konzentrieren und hatten keine bzw. nur eine eher improvisierte und doch eher amateurhafte (wenn auch sehr nette) Choreographie zu bieten.

    Eine Gruppe wie BLACKPINK dagegen leistet neben ihren immer (auch in TV-Auftritten) LIVE gesungenen Liedern eine hochprofessionelle und ausgefeilte Choreographie, die physisch ähnliches verlangt wie von einem Hochleistungssportler. Das bedeutet wiederum, dass die von ihnen gebotenen LIVE-Stimmen noch sehr viel höher zu bewerten sind als bei jenen Sängerinnen oder Sänger, die da einfach nur dasitzen oder dastehen und ins Mikro singen.

    Ich weiss nicht, wie die Sängerinnen und Sänger früherer Bands, auch ABBA, geklungen hätten, wenn sie daneben ebenfalls dieses schon an Hochleistungssport erinnernde Choreographie-Programm NEBEN ihren Gesangsstimmen hätten leisten müssen bzw. wollen.


    Gleichzeitig gab es auch früher schon Gruppen mit einer einstudierten Choreographie, aber die haben dann wiederum NICHT live gesungen


    Ich denke, da wird heutzutage generell schon mehr geleistet als früher.


    Die WM Elf der Engländer von 1966 würde heute wahrscheinlich in Deutschland 3. oder Regionalliga spielen. Ob sie die Regeln verstehen würden, das würde ich auch mal ganz stark anzweifeln. Damals gab es ja noch nicht einmal rote und gelbe Karten, da wurde noch gesagt, man soll doch bitte den Platz verlassen. Aber zu ihrer Zeit waren sie trotzdem das Maß aller Dinge und das kann ihnen Keiner mehr nehmen. Nur das war halt damals.

    Nix gegen meine Jungs von '66. Die sind Legende....;)....Einer von ihnen ist übrigens gerade vorgestern verstorben, ich habs ja in einem anderen Thread geschrieben, Roger Hunt.........Aber ich weiss natürlich, was Du meinst und ja, sie waren zu ihrer Zeit das Maß aller Dinge, und das ist in diesem Kontext das einzig Entscheidende.


    Aber ich würde deswegen niemals sagen, dass das früher alles Genies waren und heute keine Qualität mehr da ist. Genau das aber wird eben von einem großen Teil der heutzutage älteren Musikkonsumenten, und hier vor allem auch von einem Teil der ABBA-Fangemeinde gemacht. Ich hab ja kein Problem damit, wenn man die eigenen Heroes in den Himmel lobt, sondern ich hab nur dann ein Problem damit, wenn man die Anderen gleichzeitig abwertet mit Argumenten, die von der Realität etwa soweit entfernt sind wie wir Erden-Bewohner von der nächsten Galaxie.


    Ich glaube, auch wenn das jetzt blöd klingt, es ist mehr ein Konflikt der Generationen. Die vergangene Zeit war immer besser, als die Gegenwart oder Zukunft. Glauben wenigstens viele (ältere) Menschen und klammern sich daran fest. Und dann war halt die Musik früher auch besser, langlebiger, als das, was gerade in Mode ist. Genau so wie die Politik, die Menschen, der Sport, die Bücher, die Filme.... Das sind halt Erinnerungen, die wir mit der Zeit verklären, wo wir nur noch das Positive sehen, das Schwere verdrängen oder sagen, wir haben das aber trotzdem geschafft. Wir wollen schließlich stolz auf das sein, was wir gemacht, erschaffen haben. Vor der Gegenwart, der Zukunft haben wir halt oft ein wenig Respekt, Angst.

    Da gehen wir absolut konform, Das sehe ich ganz genauso.


    Insofern kann ich das sehr gut verstehen, wenn Jemand sagt, die Musik war früher einfach besser. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich würde das auch sagen. Damit verurteile ich aber doch nicht die heutige Musik. Heute werden ganz andere Anforderungen gestellt. Ich sage doch nur, es ist nicht nach meinem Geschmack. Niemand zwingt mich ja, diese Musik zu hören. Wie ich auch Niemanden zwinge, "alte" Musik zu hören.

    Das ist ja auch aller Ehren wert und überhaupt kein Problem. Zu sagen, dass einem die Musik von früher besser gefällt und die heutige eben weniger ist doch absolut legitim und in Ordnung. Aber leider bleibt es oft nicht dabei, gerade auch in so manchen ABBA-Fangruppen. Da wird immer wieder die "überlegene Qualität" von ABBA reklamiert und heutige Musikgruppen und Künstler werden als Schrott, künstlicher Müll, Nichtskönner oder noch als schlimmeres tituliert.


    Und da kommen dann eben jene Minderwertigkeitskomplexe dieser Klientel ins Spiel, über die Harry hier schon geschrieben hat........Das Schlimme ist dann, dass diese Leute dann das alles selbst noch glauben, was sie da von sich geben, was man dann wiederum als disfunktionale Realitätswahrnehmung bezeichnen könnte.


    Das Andere ist ernster. Es hat mit der menschlichen Natur zu tun: Bei Gefahr zieht man sich in sein Team zurück. Auch im übertragenen Sinne. Wenn ich mich zu einer Gruppe bekenne, und es besteht die Gefahr, daß mein Weltbild erschüttert wird, mache ich die Schotten dicht, sehe und höre nichts mehr außerhalb meiner Gruppe und fühle mich wieder sicher. Leider ist das eine gefährliche Eigenschaft des Menschen, denn es ist in der Politik ebenso. Und welcher Hund beißt am ehesten? Der, der Angst hat und sich in die Enge getrieben fühlt.

    JA, da ist leider etwas sehr Wahres dran. Diese, wie Du sagst, "gefährliche Eigenschaft des Menschen" hat schon für so manches Unheil gesorgt

  • Hallo Scotty,

    ich verstehe nicht, warum man es genau andersherum sehen sollte. Ich bin da doch eigentlich voll bei dir, das die Anforderungen an einen erfolgreichen Song, eine erfolgreiche Band heute deutlich höher sind, als damals. Aber es haben sich halt auch die Möglichkeiten drastisch geändert. Möglichkeiten die ABBA damals nicht hatte, aber auch nicht brauchte.

    Heute geht es doch gar nicht mehr ohne Nebel, Feuerwerk und Videoleinwand. Das kann man gut finden, muss es aber nicht. Natürlich sind das dann bombastische Shows (die in meinen Augen auch oft von Defiziten ablenken) und das will das Publikum auch sehen.

    Ich gebe dir auch durchaus Recht Scotty, wenn du sagst, das geht in Richtung Leistungssport (und das ist durchaus bewundernswert). Aber wenn ich ein gutes Lied hören möchte, dann höre ich es mir einfach an. Und wenn ich Sport sehen möchte, dann würde ich im Zweifelsfall immer zum Original greifen, ob das nun ein Fußballspiel oder ein 10.000 m Lauf ist.


    Zu deiner Elf - eckst du damit nicht ständig an? Immerhin klingt es ja manchmal so, als ob der Titel damals nicht wirklich rechtmäßig war.

  • Na ja, rechtmäßig insofern schon, als das "Wembley-Tor" ja durch einen Irrtum und nicht durch bösen Willen gegeben wurde. Hier kann man natürlich erst recht die vorsintflutliche Technik von damals bedauern.

    "Magst du lieber Agnetha oder Anni-Frid?" --- "Ja!"

  • Hallo Scotty,

    ich verstehe nicht, warum man es genau andersherum sehen sollte. Ich bin da doch eigentlich voll bei dir, das die Anforderungen an einen erfolgreichen Song, eine erfolgreiche Band heute deutlich höher sind, als damals. Aber es haben sich halt auch die Möglichkeiten drastisch geändert. Möglichkeiten die ABBA damals nicht hatte, aber auch nicht brauchte.

    Heute geht es doch gar nicht mehr ohne Nebel, Feuerwerk und Videoleinwand. Das kann man gut finden, muss es aber nicht. Natürlich sind das dann bombastische Shows (die in meinen Augen auch oft von Defiziten ablenken) und das will das Publikum auch sehen.

    Ich gebe dir auch durchaus Recht Scotty, wenn du sagst, das geht in Richtung Leistungssport (und das ist durchaus bewundernswert). Aber wenn ich ein gutes Lied hören möchte, dann höre ich es mir einfach an. Und wenn ich Sport sehen möchte, dann würde ich im Zweifelsfall immer zum Original greifen, ob das nun ein Fußballspiel oder ein 10.000 m Lauf ist.

    Ja, wir sehen das durchaus ähnlich, Peter, wir drücken es vielleicht nur von zwei unterschiedlichen Seiten aus. Bei Dir klingt es dann etwas vorteilhafter für die Gruppen von damals, bei mir eher für die von heute


    Nebel, Feuerwerk oder Videoleinwände waren ja auch nicht auf einmal da, sondern waren immer auch Gegenstände von Entwicklungen und Abbilde der jeweiligen Zeiten. Werten möchte ich das eher nicht, jede Zeit hat sich eben immer danach ausgerichtet, was so möglich war, damals genauso wie heute


    Die Sache mit den Choreographien (Leistungssport) und den Gesangeskünsten sehe ich da etwas differenziert. Ich bin ja mindestens ein ebenso großer Sportfan wie Musikfan und unterscheide da schon sehr klar. Wenn ich Musik hören möchte, hör ich mir Agnetha, Teresa oder andere von mir favorisierten Musiker-/innen an, und wenn ich mir Sport anschauen möchte, schau ich mir an, wie Chen Meng oder Ding Ning Tischtennis spielen, wie die Jungs aus Liverpool Fussball spielen oder wie Mariya Lasitskene hochspringt.


    Aber bei der Kombination Gesang/Tanzchoreographien geht's ja um etwas Anderes. Da geht's ja darum, mit diesen Tanzchoreographien den Rhythmus eines Liedes, die Atmosphäre eines Liedes und das Flair eines Liedes noch zusätzlich zu dem vorhandenen Gesang zu transportieren. Und zwar nicht, um etwa einen schwächeren Gesang zu überspielen (zugegeben, das gibt es bei einigen weniger guten Künstlern auch), sondern vor allem, um dem musikalischen Werk noch eine zusätzliche Komponente zu verleihen bzw. um das musikalische Werk noch kompletter zu machen.


    Wenn Du Dir mal bei dem oben verlinkten Promo-Video des Songs BOOMBAYAH die Tanzchoreographie speziell beim Refrain des Songs anschaust, dann vermittelt das pure Lebensfreude, pure Lust am Leben, herrliche Dynamik und hier leistet diese Tanzchoreographie einen herrlichen Dialog zu dem Gesang. Da werden Gesang und das Tanzen, der Rhythmus, sozusagen eins, sie verbinden sich zu einem tollen Gesamtwerk voller Dynamik. Das mag vielleicht für diejenigen, die mit dem Song weniger anfangen können, weniger wichtig zu sein, aber für mich ist das eine herrliche Fusion zwischen Körper, Geist und Stimme und es ist nach meiner Meinung eine große Kunst, dies so perfekt hinzubekommen.


    Zu deiner Elf - eckst du damit nicht ständig an? Immerhin klingt es ja manchmal so, als ob der Titel damals nicht wirklich rechtmäßig war.

    Fussballmäßig bin ich eben schon von Kind auf durch die britische Fussballkultur sozialisiert. Liverpool war schon immer "mein" Club und das wissen auch alle in meinem Umfeld. Das ist aber auch von der Sportart abhängig. Beim Tischtennis begeistern mich beispielsweise die grandiosen chinesischen Tischtennis-Virtuosinnen.........Sorry für den kleinen Off-Topic-Ausflug, aber ich wollte Dir hier auch kurz antworten.....


    Na ja, rechtmäßig insofern schon, als das "Wembley-Tor" ja durch einen Irrtum und nicht durch bösen Willen gegeben wurde. Hier kann man natürlich erst recht die vorsintflutliche Technik von damals bedauern.

    Ja, das stimmt. Aber das war ja 2010 ja immer noch so vorsintflutlich. Da hat dann Deutschland davon profitiert.

  • Im Wesentlichen liegt mir die Erklärung von Scotty sehr nahe.
    Ich sehe jedoch auch eine ideologische Entwicklung nicht nur in unserem Land, sondern auch fast weltweit, wobei dieser Umstand in Deutschland sehr auffällig ist.
    Seit Jahren macht sich bemerkbar, dass das Interesse der dominierenden Medien an internationaler "Kunst" kontinuierlich abnimmt.
    Die Sender des öffentlich rechtlichen Fernsehens haben praktisch alle Sendungen, in denen internationale Musik vorkam, entweder verändert, dass sie nicht mehr enthalten ist oder gänzlich gestrichen.
    Das wirkt sich natürlich auf den Konsumenten von Kultur im TV aus. Er hört und sieht nur noch Schlager, interpretiert von Leuten, die den Vorstellungen der gegenwärtigen Kulturförderern entsprechen.

    Künstler, die wirklich was drauf haben und gerade auch Legenden, die vielleicht an die Zeit von Früher erinnern, gelten als dekadent und sind in dieser Gesellschaft nicht mehr tragbar, wird gesagt...

  • Viele alte Säcke wie ich sagen, in den 60er, 70er Jahren war die Musik viel besser.


    Daraufhin melden sich ebenso regelmäßig Menschen, die darauf verweisen, das stimme überhaupt nicht; man müsse nur ausreichend ausdauernd abseits des Mainstreams suchen. Das mag sein.


    ABER: Damals ind den 60er und 70er Jahren - Beatles, Stones, Animals, The Who, DDDBM&T, Mamas & Papas, ABBA, Sweet, etc.etc. - das WAR alles Mainstream! Warum muß man sich heute danach blöd suchen?

    "Magst du lieber Agnetha oder Anni-Frid?" --- "Ja!"

  • Wenn ich da in Puncto Medien mal etwas anmerken darf: Ja, die gute, alte Samstagabend Familien Unterhaltung ist passè, die Abendshow mit Musik hat ausgedient... Aber: Seit Dezember letzten Jahres wurde ABBA ( allerdings incl. der Mamma Mia Filme) im Fernsehen rauf und runter gespielt! Für eine Musikgruppe die ihr letztes Album vor 40 Jahren rausgebracht hat war das doch sehr beachtlich!

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