Heute hab ich mir den Soundtrack des neuen Mamma Mia-Films zugelegt… Ein ABBA-Fan muss eben alles haben…
Somit ist der Soundtrack meine erste Annäherung an das Thema. Und im Prinzip ist das nun eine Ansammlung diverser Coverversionen von ABBA-Liedern, wie es schon der erste Teil war. Ich möchte daher die Filmhandlung, die ich noch gar nicht kenne, nicht thematisieren. Und vielleicht ist es ja gut, diese vorerst beiseite zu lassen und mich nur mit der Musik zu beschäftigen. Bisher hab ich die CD ein mal angehört.
Ein Blick auf die Liste der teilnehmenden Musiker ist für mich immer aufschlussreich. Zuallererst spielt natürlich Benny selbst Piano und Keyboards – schon allein deshalb ist das Album keine verlorene Investition . Dann haben wir hier noch Per Lindvall und Lasse Wellander, die schon bei ABBA mitgespielt haben. Aber inzwischen sind die BAO-Mitglieder in der Überzahl, mit Jörgen Stenberg und Pär Grebacken, und Göran Arnberg werkte in bewährter Weise an der Orchestration und Transkription.
Die Lieder orientieren sich großteils stark an den Arrangements, die auch schon bei ABBA verwendet wurden, mit ein paar interessanten Detaillösungen hier und dort. Somit könnten auch manche von Agnethas Arrangements bis zum heutigen Tag in dem Soundtarck überlebt haben…
Und was hat es nun mit dem Gesang auf sich? Also Pierce Brosnan durfte diesmal Knowing Me Knowing You verhunzen, und auch Dancing Queen. Ansonsten ist alles nicht so schlimm wie es scheint, aber klar ist natürlich, an ABBA kommt keines der Lieder heran, nicht mal entfernt. Instrumental gibt es nichts zu kritisieren, das ist einwandfrei, aber gesanglich, hmmm…
Bei Cher hab ich besonders hingehört, nachdem sie ja gerade in aller Munde ist. Nun ja, es ist halt ihre Stimme, sogar sehr charakteristisch, aber wirklich nach meinem Geschmack ist sie nicht. Und darum dieser ganze Hype? Sie ist natürlich jemand, eine Person mit langjähriger Geschichte, aber ich kann eigentlich nach der Leistung nicht nachvollziehen, warum sie so berühmt wurde. Vielleicht war sie ja früher besser. Wenn Björn hier meint, das wäre „perfect“ dann muss er wohl Topfen auf den Ohren gehabt haben. Aber es ist natürlich klar, dass man über ein eigenes Produkt nicht schlecht reden kann – und der Film ist eben letztlich auch ein Produkt, das er initiiert hat. Hätten sie doch lieber Kristina – The Movie gemacht…
Meryl Streep interpretiert The Day Before You Came, und komischerweise kann ich damit mehr anfangen als mit Chers (und Andy Garcias) Fernando. Sie ist zwar auch keine so hervorragende Sängerin, aber das Lied ist hier doch etwas anders dargeboten als bei ABBA, vielleicht auch eher auf Meryl zugeschnitten…
Allerdings, am positivsten fiel mir persönlich Lily James auf. Sie kann durchaus singen, zumindest so wie die meisten Schlagersternchen oder sogar besser. Und allemal eindrucksvoller als Cher, das muss ich auch sagen. Großer Name hin oder her… So kann man sich Lieder wie I Have A Dream oder Andante Andante gut anhören und es klingt angenehm und angemessen. Und dass I Have A Dream zum Syrtaki mutieren könnte, hätte ich auch nicht erwartet, finde ich aber sehr originell. Aber, von der Klasse einer Agnetha oder Frida ist Lily weit entfernt, sehr weit.
Ich sehe es also doch als Verschwendung von Talenten, wenn da viele hervorragende Musiker das Letzte geben, um den Soundtrack perfekt zu machen, und dann eben doch nur durchschnittliche bis schlechte Sänger und Sängerinnen zu hören sind. Es mutet wirklich wie Hohn an, wenn Benny mehr oder weniger sagt, man sollte die BAO-Aufnahmen der ABBA-Lieder nicht öffentlich verbreiten, weil sie nicht mit den Originalen konkurrieren sollen – und dann kommt so ein Soundtrack. Aber gut, es ist eben ein Film, da gelten wohl andere Regeln. Und die Logik dabei ist wohl, dieser Soundtrack ist eben gerade keine Konkurrenz für die Originale. Ich kann aber für mich nur sagen, die BAO-Interpretationen gefallen mir um Lichtjahre besser als diese mittelmäßigen Gesänge.
Hätte man doch genau diese Backingtracks, die hier jetzt zu hören sind, mit den Stimmen von Helen und Tommy verbunden, oder von mir aus auch mit den Stimmen etwa von Sissel, Bettan Andreassen, Damaris Ilves, Patrik Lundström etc – das wäre wirklich großartig gewesen. Vielleicht sogar zu gut?