Björns Kindheit, sein Weg zur Musik und die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft

  • Hallo ABBA-Forum!


    In diesem Thread soll es nun einmal um Björn und seine Kindheit gehen, sowie seinen Weg in die Musikwelt und die Rolle einer ganz besonderen Freundschaft, ohne die viele Dinge möglicherweise anders gelaufen wären und ohne die es vielleicht auch ABBA nicht gegeben hätte.


    Björn wurde am 25. April 1945 auf der Insel Hisingen nahe der Stadt Göteborg an der schwedischen Westküste geboren.


    Seine Eltern, Gunnar und Aina, hatten im Jahr zuvor geheiratet. Während sie in einem Drogeriemarkt arbeitete, war er selbständiger Bootsbauer geworden, nachdem der Krieg sich dem Ende näherte. Gunnar war allerdings vor Beginn des Krieges schon einmal verheiratet und hatte mit dieser Frau ebenfalls einen Sohn, der Kontakt riss aber wohl ab, als diese Ehe geschieden wurde. Die Familie Ulvaeus wuchs dann noch im Jahr 1948 um Björns Schwester Eva.


    Der Nachnahme Ulvaeus war dabei übrigens gar nicht der Geburtsname von Björns Papa... das war der weit verbreitete Name Andersson. Aber Gunnar und seine beiden Brüder Esbjörn (der älteste Onkel Björns) und Lennart wollten diesen Massen-Namen nicht. Esbjörn nannte sich daraufhin Ulfsäter und Gunnar und Lennart griffen auf den Namen Ulvaeus zurück.


    Schon früh zog die kleine Familie Ulvaeus in das nahegelegene Västervik, in dem Björn seine Jugend verbringen sollte. Dies lag nicht an der sicherlich schönen Wohnlage, sondern vor allem an einer beruflichen Veränderung von Gunnar Ulvaeus: Als kleiner Junge half Björn noch des Öfteren in der Schiffsfabrik seines Vaters aus. Diese lief bedingt durch die aufkommende Rezession aber immer schlechter und wurde dann geschlossen. Übergangsweise fand Gunnar eine Beschäftigung in einer Glasfabrik, bis sein Bruder Esbjörn ihm eine Stelle in einer Papiermühle in Västervik beschaffen konnte. In dieser hatte er selbst sich zunächst hochgearbeitet, ehe er den Betrieb später übernahm.


    Es war eine bittere Pille, die Gunnar da schlucken musste und die auch eine prägende Erfahrung für den Jungen Björn werden sollte: Der Traum von der Selbständigkeit war geplatzt und er war auf die Freundlichkeit seines Bruders angewiesen, der ihm diese Stelle in der Papiermühe beschafft hatte. Diese frühe Erfahrung des Scheiterns gab Gunnar seinen Kindern mit, indem er ihnen immer wieder eintrichterte, wie wichtig es sei, zielstrebig zu arbeiten und immer nach Top-Ergebnissen zu streben, sei es beruflich, in der Schule, als auch im Privatleben. Diese Einstellung hat Björn wohl 1:1 übernommen, wenn man seinen weiteren Lebensweg so verfolgt.


    Björns Eltern waren nicht besonders musikalisch, die Familie seines Onkels allerdings schon: Sein ein Jahr älterer Cousin Joen konnte Klavier und Trompete spielen und hatte auch diverse Skiffle-Platten zu Hause, als diese Musik in den Mitt-/ Spät-50ern in Schweden populär wurde. Nach einem denkwürdigen Weihnachtsfest im Jahr 1957 stand für Björn fest, dass auch er ein Instrument lernen wollte. Und so bekam er im Frühjahr 1958 zu seinem 13. Geburtstag eine Gitarre von seinen Eltern geschenkt - mit der man ihn danach immer zusammen sah.


    Mit seinem Cousin formte er dann eine Skiffle-Gruppe und lernte darüber Joens Freund Tonny Roth kennen, der Björns bester Freund der folgenden Jahre werden sollte. Regelmäßig traf sich die Gruppe um Björn für ihre Proben, bis 1961 Joen Västervik verließ, um studieren zu gehen. Hansi Schwarz, Mitglied der Gruppe Mackie's Skiffle Group, bekam hiervon Wind und wollte Tonny Roth als neuen Bassisten für die Band verpflichten - der hatte aber eine Bedingung: Dass auch sein Kumpel Björn in die Gruppe aufgenommen würde. Hansi war nicht sonderlich begeistert, hatte er doch schon 3 Gitarristen in der Gruppe und für einen vierten eigentlich gar keinen Platz. Es ist diesem besonderen Einsatz von Tonny zu verdanken, dass Björn damals seine Gitarre nicht an den Nagel hängen musste, da er keine feste Gruppe mehr hatte.


    Diese besondere Erfahrung dürfte auch keine 10 Jahre später eine ganz besondere Bewandtnis entwickelt haben, als Björn von Stig Anderson die Rolle als Hausproduzent für Polar Music angeboten bekam. Björn willigte nur unter der Bedingung ein, dass Benny ebenfalls verpflichtet wurde und verzichtete dafür sogar auf 50 % des Gehalts. Zweifellos dürfte ihm die frühe Erfahrung solcher großen Freundschaft dabei in den Kopf gegangen sein, als der junge Tonny Roth ihm zu seiner Rolle in der Skiffle Band im Jahr 1961 verhalf.


    Schließlich war es Björn, der in der Band als Jüngster immer mehr die Verantwortung übernahm und sich als Anführer hervortat. Mit dieser jungen Truppe, die ihren Namen öfter wechselte: The Partners, The West Bay Singers, The Hootenanny Singers, sollte er dann die ersten Schritte in das professionelle Musikgeschäft machen, als die Gruppe nach der Teilnahme an einem Talentwettbewerb im Herbst des Jahres 1963 von Stig Anderson aufgesucht wurde, um einen Plattenvertrag abzuschließen.




    Ich finde, wenn man sich so mit der Jugend von Björn beschäftigt, entdeckt man tatsächlich einige prägende Erlebnisse, die in seinem späteren Lebensweg noch große Auswirkungen haben.


    Mich würde es freuen, wenn ihr noch Ergänzungen zu dem Thema bringen könnt, oder eure Meinung schreibt. Die Informationen hier habe ich dem Buch Licht und Schatten entnommen und mit eigenen Worten versucht, wiederzugeben.

  • Ich finde, wenn man sich so mit der Jugend von Björn beschäftigt, entdeckt man tatsächlich einige prägende Erlebnisse, die in seinem späteren Lebensweg noch große Auswirkungen haben.


    ABBAfan Daniel....diese Aussage würde ich auch unterschreiben.
    Der Beitrag macht echt Lust auf mehr....müsste einfach wieder öfter in Björns "Bio" stöbern.....gut das wir hier immer mal wieder darauf aufmerksam werden.
    Auch Deine eigenen Worte lesen sich prima.
    Muss mir unbedingt noch mal ein Album von "The Hootenanny Singers" zulegen...!
    Es gibt Songs die mir richtig gut gefallen.
    Aber es muss noch Wünsche geben...
    Ergänzung:
    Habe gerade gelesen auf "ABBA-The official Site", das es bei der Aufnahme des Songs "Blomman" 1966 für die "The Hootenanny Singers", die erste musikalische Zusammenarbeit von Björn und Benny gab.
    Benny spiele bei diesem Song die Orgel,......damit habe ich heute Abend meine Beschäftigung gefunden--lesen + hören....was kann schöner sein....!
    Ab und zu braucht es einem Impuls.

    STAY SAFE AND TAKE CARE

    Einmal editiert, zuletzt von Wolf-Moon () aus folgendem Grund: -Ergänzung-

  • Interessante Thematik, die Du hier ja schon sehr treffend in komprinierter Form beschrieben hast, Daniel....


    Zufügen könnte man vielleicht noch, dass Björn schon in jungen Jahren eine sehr rationale und auch selbstsändige Denkweise inne hatte, was er unter anderem auch damals unter Beweis stellte, als er im Auftrag seines Onkels in jungen Jahren schon sehr auf sich alleine gestellt in England weilte, wo er für eine eventuelle Karriere in der Firma seines Onkels erste Erfahrungen sammeln und aufgebaut werden sollte.....


    Interessant an dieser Vita von Björn finde ich auch, wie spät er zu der Musik kam, die er erst als Jugendlicher endeckte, wie Du das schon beschrieben hast und die ihm nicht in die Wiege gelegt wurde wie Agnetha und Benny, denen die Musik praktisch direkt bei der Geburt in die Wiege gelegt wurde, ebenso Frida das Faible für Singen.....


    Björn entdeckte dann die Musik in seiner Jugend für sich, aber er war nie dieses musikalische Universalgenie, wie es Agnetha war und auch nicht dieses musikalische Genie, wie es Benny war.........Björn war auch ein guter Sänger, aber er verfügte nicht über die Magie in seiner Stimme,wie es bei den beiden Ladies bei ABBA der Fall war............aber


    ...trotzdem hatte Björn bei ABBA eine sehr zentrale Rolle, die unabdingbar für den Erfolg der Gruppe war, so wie dies auch bei den anderen drei der Fall war.......


    Björn vereinigte viele wichtige Eigenschaften und Funktionen, die für den Erfolg von ABBA wichtig waren.........Oft wird er ja nur als der Co-Komponist von ABBA oder als der Texter von ABBA wahrgenommen, der musikalisch aber weniger wichtig war. Aber hier wird vergessen, wie entscheidend er schon sehr früh die Gruppendynamik der Gruppe mitbeeiflusste......


    Björn hatte vor allem durch sein Gespür, verbunden mit seiner Rationalität, eine sehr verbindende Funktion, die für den Erfolg für ABBA sehr wichtig war......


    So verband er zum Beispiel geradezu perfekt die beiden musikalischen Genies, Agnetha und Benny, zu einer Einheit in vielen, vielen Studiosessions bei ABBA.......Ich weiss nicht, inwieweit das funktioniert hätte, wenn Agnetha und Benny ein Duo gewesen wären, denn die Genien von Agnetha und Benny waren durchaus sehr unterschiedlich und standen sich oft etwas diametral gegenüber.......Hier der verspielte, aber doch auch etwas rationale Genius von Benny, und dort der sehr stringente und klare, aber unglaublich intuitive Genius von Agnetha.........Björns Verdienst war es, dies mit seinem rationalen Denken wunderbar zusammenzubringen, es zu moderieren, es zu ergänzen, und mitzuhelfen, es zu einer Einheit zu machen........Auch sein perfektionistisches Denken half ihm dabei


    Björn (und nicht Benny) war es auch, der als Erster die Magie der beiden gemeinsamen weiblichen Stimmen von Agnetha und Frida erkannt hatte, wodurch der Sound von ABBA in die genau richtige Richtung entwickelt wurde.....


    Björn hatte auch eine sehr ausgleichende Funktion bei ABBA, gleich in mehrfacher Hinsicht.......


    Unglaublich wichtig und für den Erfolg von ABBA unerlässlich war dabei seine ausgleichende Wirkung, die beiden sich diametral voneinander entfernt befindlichen Pole von ABBA in der Gruppendynamik, nämlich Agnetha und Stig, unter einen Hut zu bringen.......Von diesen beiden gegenüberliegenden Polen in der Gruppendynamik von ABBA gingen immer unglaubliche Kräfte aus, die Björn als Lebenspartner von Agnetha und beruflicher Partner von Stig, teilweise ausglich.........


    Auch für das demokratische Gleichgewicht innerhalb der Gruppe zwischen weiblichen und männlichen Gruppenmitgliedern war Björn sehr wichtig, denn mit einer männerdominierten Arbeitsweise hätte ABBA niemals funktionieren können.........Björn nahm sich da auch selbst zurück .........Hier kamen Björn aber wohl auch die privaten Bande innerhalb der Gruppe zugute....


    Und schliesslich waren die Texte der ABBA-Lieder, die zu einem sehr großen Teil Liebeserklärungen oder Liebesbeschreibungen von Björn an Agnetha waren, sowohl in positiver als auch in sehr melancholischer Weise, je nach dem Verlauf ihrer Partnerschaft, eine der wichtigen Essenzen in der ABBA-Musik......... Viele ABBA-Lieder, und zwar nicht nur jene, die Agnetha gesungen hat, sondern auch viele, die Frida gesungen hat, beschreiben in der ein oder anderen Form Björns Gefühle gegenüber Agnetha wie zum Beispiel auch ein Lied wie OUR LAST SUMMER, das ja nicht eine x-beliebige Romanze in Paris beschrieben hat, sondern die eine verklausulierte Beschreibung von Björns Tage mit Agnetha in Paris waren, bei denen sie zum letzten Mal diese "Unschuld" ihrer frühen Liebe gefühlt hatten.....


    Alle diese Dinge, die ich hier beschrieben habe, haben zweifellos in der Jugendzeit von Björn ihren Ursprung..........Erfahrungen, die dann in der Freundschaft zu Benny, in der Liebe zu Agnetha, und in der Bekanntschaft zu Frida, ihre Fortsetzung fanden.........


    Und Björn hatte auch als Kompomist seine Anteile an der Musik......Anteile, die im Vergleich zu Benny in der Öffentlichkeit immer etwas vergessen werden......


    Björn hatte REIN MUSIKALISCH in letzter Konsequenz wohl nicht diesen Einfluss bei ABBA, den Agnetha und Benny auf die Musik von ABBA hatten.........und er hatte nicht die Stimme, die Agnetha und Frida hatten.........aber seine Rolle bei ABBA war ebenfalls unverzichtar wie auch jene von Agnetha, Frida und Benny........Und dafür wurde sicher in seiner Jugend die Basis gelegt......


    Das sind so einige meiner Gedanken zu Björn und meine Meinung, wie seine Jugendzeit sein späteres Denken beeinflusst hat, nach der Du ja gefragt hattest, Daniel........

  • Die Informationen über Björns Elternhaus überraschen mich jetzt schon etwas. Ich nahm immer an, dass mindestens ein Elternteil einen Studienberuf hatte. Heißt es nicht oft, dass Björn Jura studieren wollte? Ich ging davon aus, dass dieser Wunsch auch vom Elternhaus geprägt war, es ist ja oft so, dass Eltern dieses Studium dann auch finanziell unterstützen müssen.
    Haben die Eltern dann anfangs Björns Musikerkarriere unterstützt oder wovon lebte Björn die ganze Zeit bis zum Erfolg mit Abba?

  • Toller Thread! Ich lese mit!


    Ich glaube es stimmt, das Björns Eltern eher aus Arbeiterkreisen stammten (in keiner Weise wertend gemeint!)... Könnte mir gut vorstellen, dass sie sich für Björn und Eva eine Karriere wünschten, von der sie nur träumen konnten.

  • Björns Großfamilie lebte relativ wohlhabend, weil es sich bei der Firma von Onkels Esbjörn um eine der größten Papierfabriken des Landes handelte.........Geld war also immer da


    Die Eltern von Björn hofften, dass Björn ein Studium für Ingenieurwissenschaften macht, da speziell sein Vater davon "träumte", dass es Björn einmal in dem Metier schaffen würde, wo er selbst gescheitert war, nämlich im weitesten Sinne als Ingenieur im Schiffsbau....


    Onkel Esbjörn hatte eher andere Pläne und liebäugelte mit dem Gedanken, Björn zu seinem Nachfolger aufzubauen......


    Björns Pläne aber waren, wie wir wissen, anders, wovon alle Beteiligten damals nicht wirklich begeistert waren.........


    Finanziell bestanden aufgrund der familiären Situation keine Probleme......

  • Jetzt hab ich doch diesen Thread erst jetzt entdeckt :sleeping: :rolleyes:


    Vielen Dank für die Informationen aus Björns Leben, so schön zusammengestellt ^^


    Immer mehr her damit, ist immer sehr interessant zu lesen!


    Ich hab auch mal gelesen, das Björn ein Jurastudium angefangen hat...


    ...hab's gefunden:
    Im Christer Borg Buch steht, das Björn 1967 ein Studium Volkswirtschaft & Jura begonnen hat und deshalb auch bei Stig's Musikverlag arbeitete! Das tat er, weil er das Musikgeschäft von der Pike auf lernen wollte. Er hat einfach, seit er seine erste Gitarre bekam, darauf hingearbeitet! Ich glaube, er wusste von dem Moment an, was er machen wollte. Es war nicht ganz einfach und der Weg hätte auch leicht woanders enden können.
    Aber Björn's Erziehung und Umfeld halfen ihm, seinen Traum zielstrebig zu erreichen! Er ist ein Perfektionist, Realist & Optimist & wusste in seinem Leben wohl fast immer genau, was er wollte und wohin er wollte!
    Nicht immer waren seine Entscheidungen richtig, aber wer kann das schon von sich behaupten?

    Einmal editiert, zuletzt von Nissi ()

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