Helen Sjöholm

  • Nun ja, mag schon sein. Allerdings war Sting heuer auch schon dort…Und so wirklich kann ich das mit der musikhistorischen Bedeutung nicht nachvollziehen, zumindest nicht in Bezug auf Dalhalla. Natürlich sind die USA sehr viel größer als Schweden, daher auch der Markt größer und damit hatte Emmylou Harris eine weit größere musikhistorische Bedeutung. Wer in den USA groß ist, wird ziemlich sicher auch sonst auf der Welt groß. Übertragen auf Deutschland/Österreich/Schweiz könnte man dann folgern, Helene Fischer hat eine wesentlich größere musikhistorische Bedeutung als Helen Sjöholm, weil sie verkauft ja so viel mehr und das in einem Markt der um einiges größer ist als Skandinavien… Wobei ich jetzt aber keineswegs Emmylou auf eine Stufe mit der guten Jelena stellen will, da sind wirklich Lichtjahre dazwischen…


    Ob Emmylou aus der Sicht der Organisatoren von Dalhalla so viel zählt? Einerseits ist es für die Amerikaner vermutlich ohne große Bedeutung, ob sie in einem unbekannten Steinbruch in Schweden auftritt…(hat es da nicht neulich einen Vorfall gegeben, hat doch Mr. President erzählt…) Und für Dalhalla und für Schweden insgesamt dürften Malena und Helen heuer wirklich die absoluten Top-Stars dort gewesen sein. Nicht umsonst gab es gleich drei Konzerte hintereinander, wovon eines noch zusätzlich angesetzt werden musste aufgrund der hohen Nachfrage. Für Emmylou ist nur eines vorgesehen… Und dort sind die Ticketpreise, wie ich gesehen habe, nun keineswegs in dreifacher Höhe im Vergleich zu den schwedischen Ladies, wie man es bei einem solchen „absoluten Weltstar“ erwarten müsste. Im Gegenteil, da geht es billiger her… Wobei ich keineswegs sage dass der Preis ein Qualitätskriterium ist. Ich sehe aber nicht unbedingt warum das Auftreten von Emmylou Harris ein höheres Prestige für Dalhalla darstellen soll, oder den „Weltruf“ dieses Veranstaltungsorts stärker fördern sollte als Helen und Malena (wobei letztere ja ohnehin schon Weltruf hat).


    Eher ist es doch so, dass das Ansehen verschiedener Stars gegenseitig aufeinander abfärbt. Für Helen ist es zum Beispiel sicher vorteilhaft sich mit Malena sehen zu lassen, und genau solche Konzerte könnte ich mir durchaus auch in Wien, Zürich oder Verona vorstellen… Da wäre Malena natürlich zunächst das Zugpferd, aber nachher gäbe es sicher etliche Besucher die sich sagen: Diese Sjöholm war doch eigentlich sensationell, wie kommt es dass wir die noch nie gehört haben?


    Zu Kåta Maja fällt mir ja ein schwedisches Sprichwort ein, das ich in einer Doku mal gehört habe: Betrunken ist man erst dann wenn man schon am Boden liegt und sich nicht mal da mehr festhalten kann… :D Interessant welche Eigendynamik dieser einstige „hidden track“ von Visor entwickelt (ähnlich wie das immer wiederkehrende Spiralsången). Ich kann das Stück auch kaum anhören, aber dennoch bemerkenswert, welche stimmlichen Facetten Helen da entfaltet… :)


    Aber Scotty, du meinst solche Ulk-Nummern wären Helens Ruf nicht zuträglich? Na also, da kehrst du aber jetzt den Oberlehrer raus, von wegen Kultur und so… Das ist doch gerade einer von Helens wunderbaren Aspekten dass sie derartig vielseitig ist. Sie ist ja ohnehin sehr stark auf der dramatischen Seite, da ist es sicher kein Fehler öfters in den komödiantischen Bereich abzuschweifen, und ruhig auch mal die Contenance abzulegen! Da kannst du natürlich sagen das gehört sich nicht für eine Dame. Ja, sie geht definitiv manchmal unter die Gürtellinie – aber vielleicht ist sie gerade deshalb so glaubwürdig. Umgekehrt kann sie ebenso glaubwürdig eine Lichtgestalt sein, wie in Gabriellas sang… Ich finde jedenfalls, sie hat das Herz am rechten Fleck… Und dass die Leute sie „auch so“ mögen, ja darauf kannst du wetten! :thumbsup:


    Übrigens ist bei Malena auch so ein gewisser Sinn für Komödiantisches vorhanden – was bei ihr manchmal sogar schon etwas übertrieben wirkt, im Gegensatz zu Helen. Aber – ich weiß nicht warum aber ich sagte es ja schon früher mal, ich finde sie trotzdem sehr sympathisch, ich mag sie einfach… Wenn man die beiden so anschaut, sie sind wirklich ein interessantes Gespann. Ich bin mir nicht sicher ob man diese Zusammenarbeit vertiefen sollte, aber manches deutet darauf hin, dass sie ein kongeniales Duo sind. Dabei sind sie äußerlich so verschieden, Malena ist ja wirklich eine athletische Frau und Helen wirkt so klein neben ihr (ist sie ja auch), aber ich fand es zB witzig wie Malena Helen bei Ett herrans underverk aufhob und herumdrehte. Trotz der großen Unterschiede, nicht zuletzt in ihren Stimmen, es ist etwas sehr Interessantes darin… Like an eagle flying with a dove… :)


    Und natürlich, wenn man zwei schwedische Sängerinnen nebeneinander sieht, werden gewisse Assoziationen wach…

  • Da haben wir ja gleich zwei verschiedene Thematiken,,,,,,,


    Okay......zur ersten.......


    Deine Sichtweise ist durchaus interessant, ich kann sie aber in diesem Falle nicht teilen.........Ich will das auch gerne erläutern.....


    Einen Quervergleich Emmylou/Helen und Helen/Jelena kann man hier zunächst mal in keinem Falle ziehen........


    Jelena ist ein deutscher Star.......ihr Wirkungskreis beschränkt sich mehr oder weniger auf das deutschsprachige Gebiet............Helen ist ein schwedischer Star......ihr Wirkungskreis beschränkt sich auf das schwedische und gegebenenfalls noch auf einen Teil des skandinavischen Gebiets.........Insofern sind beide zunächst einmal regional bzw. national bezogene Stars....


    Dass da Jelenas Wirkungskreis in Deutschland,Österreich und der Schweiz wesentlich größer ist, da deutlich mehr Einwohner, hat für mich zunächst mal keine Bedeutung......


    Und das ist für mich generell so.......also auch bei einem amerikanischen Star, sofern sich seine Popularität hauptsächlich nur auf die USA bezieht, und das gibt es ja auch in großer Zahl...........oder, um beim anderen Extrem zu landen, auch bei einem isländischen Star...........Beide bleiben nationale Stars und haben darüber international aber keine große Relevanz, auch wenn der amerikanische Star natürlich um ein Vielfaches mehr Tonträger verkauft als der isländische............Beides bleiben trotzdem NATIONALE Stars......


    Ein internationaler Star oder gar Weltstar dagegen ist jemand, der in allen relevanten Gegenden auf der Welt über eine längere Zeit einen großen Bekanntheitsgrad hatte oder den immer noch hat.......


    Um wieder bei unserem Beispiel zu bleiben.........Jelena und Helen sind in ihren Ländern gefeierte Stars.......jetzt mal unabhängig von ihrem Können.......die Helen ist die bessere Sängerin und die Jelena hat die höheren Verkaufszahlen, was aber BEIDES hier nicht relevant ist...........Relevant ist hier, dass sich ihr Bekanntheitsgrad auf einen bestimmten regionalen Abschnitt beschränkt.....


    Verglichen nun mit einer EMMYLOU HARRIS aber ergibt sich hier nun ein deutlicher Unterschied...........Denn Emmylou Harris ist eine Künstlerin, die in allen Ecken der Musikwelt einen großen Namen hat und auch als Künstlerin überall sehr präsent war und teilweise noch ist........Und das, obwohl sie ja keine Popsängerin, sondern eher eine Country(-Pop)-Sängerin ist, was das Ganze noch bemerkenswerter macht.......


    Ich kann mich noch sehr gut erinnern an die 70er und frühen 80er-Jahre, als ABBA zu den ganz großen Weltstars aufstiegen..........Und nahezu in der gleichen Zeit kam auch Emmylou Harris zu Weltruhm und hatte einen Bekanntheitsgrad, der die ganze Welt umspannte.........Sie war ein Star in den USA genau wie in Deutschland, sie war ein Star in Australien genau wie in Großbritannien, sie war ein Star in Japan genau wie auch in Nordeuropa...........


    Das also ist der markante Unterschied, den ich hier anspreche..........und was sicherlich dadurch auch die musikhistorische Bedeutung einer Emmylou Harris auf der einen Seite und einer Helen oder Jelena oder Malena auf der anderen Seite auch unterscheidet......


    Und hier kommen war dann auch noch zu der Bedeutung aus der Sicht von Dalhalla..........


    Dass hier Helen und Malena als Skandinavierinnen in Schweden 3 Konzerte geben, sofern die Nachfrage besteht, ist etwas absolut normales und nichts ungewöhnliches..........Einer Emmylou Harris ist das natürlich unmöglich, denn sie befindet sich auf einer Europatour, ist heute in Wien und morgen in Prag und übermorgen dann eben in Schweden........Da kann man nicht am gleichen Ort 3 Konzerte geben..........Außerdem ist Emmylou in den vergangenen Jahren auch sehr behutsam mit ihren Live-Aktivitäten umgegangen, was ich für sehr gut halte in einem Alter, wenn man nicht mehr gerade 20 ist........ ;)


    Emmylou hat des Weiteren meines Wissens trotz ihres Starstatus nie Konzerte gegeben zu Mondpreisen, sondern die Preise lagen auch in ihrer größten Zeit immer auf einem sehr normalen Niveau, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Emmylou niemals das Leben einer Diva führte, sondern eine sehr bodenständige Frau ist, die immer auch den Kontakt zu den Fans gesucht hat........ganz im Stile der Country-Mentalität eben.......


    Für Dalhalla hätte eine regionale Sängerin aus einer anderen Region keinerlei Bedeutung.........Also ein Auftritt einer Jelena in Dalhalla wäre völlig deplatziert.........Ebenso wäre es mit einem Ort in Deutschland, wenn da Helen und Malena auftreten würden.........Auch dies hätte für den Veranstalter keine größere Bedeutung.........Zwar würde man in beiden Fällen sicher auch einige Karten verkaufen, aber der Prestigegewinn ginge in beiden Fällen gegen Null


    So treten eben in Dalhalla die Skandinavierinnen auf........und in Deutschland die Deutschrussin........


    Anders aber ist das bei einem Star mit einer musikhistorischen Bedeutung eines Weltstars, wie das bei einer Emmylou Harris ist oder wie das zum Beispiel bei einer Kate Bush oder einer Adele wäre.........Hier wird dann die lokalpolitische Bedeutung eines Künstlers durch die rein musikhistorische Bedeutung ersetzt.........


    Zu der anderen Thematik.........


    Da hast Du mich glaube ich falsch verstanden, Highway.........


    Ich habe Helen dafür nicht kritisiert, dass sie hier auf ihre Comedy-Nummern zurückgreift............Ich habs nicht kritisiert, weswegen ich also auch nicht oberlehrerhaft argumentiert habe....... ;) ..............Sondern ich habe es als eine diskussionswürdige These in den Raum gestellt, ohne es zu werten............Deswegen habe ich ja auch noch das Wort "oberflächlich" in meinem Statement hinzugefügt........ ;)


    Ich denke, dass zumindest die Gefahr besteht, dass Helen in eimem Kreis, der jetzt nicht gerade aus ausgesprochenen Fans von ihr besteht, dadurch sehr schnell auch in eine Schublade gesteckt werden kann, was dann vielleicht für andere Aktivitäten eventuell zumindest nicht so hilfreich sein könnte......


    Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen diese komödiantischen Einlagen und finde sie auch ganz sympathisch.........und dass sie das Herz am rechten Fleck hat, habe ich ja nie in irgendeiner Weise angezweifelt-...... ;)


    Was übrigens dieses Sprichwort betrifft, so kann ich das nur bestätigen und sehe dass genauso...... :thumbsup: ......Wer schon mal mit Russen gefeiert hat, ist da vollkommen abgehärtet......... :thumbsup:

  • Tja, mit Russen zu feiern hatte ich noch nicht das Vergnügen, und auch nicht mit Schweden in der hier beschriebenen Form… Möchte also nicht den Anschein erwecken als wäre das Verständnis von Kåta Maja etwas völlig Alltägliches für mich… :D :D


    Ich wollte auch nicht unbedingt auf einen Vergleich von Helen mit Helene Fischer oder Emmylou Harris hinaus. Aber du hast ja geschrieben, ein Auftritt von Emmylou würde Dalhalla ein größeres Prestige bringen als Malena und Helen…


    Natürlich bedeutet es für sich noch nicht viel wenn man national ein Star ist, weder in den USA noch in Island, aber zumindest hätte man in den USA schon von vornherein ein großes Publikum und damit Verkaufszahlen, die andere nationale Stars nie erreichen könnten… Ähnlich ist es wahrscheinlich auch in Russland…


    Jedoch, was in den USA oder in UK groß ist, tut sich weltweit auch viel leichter, da eben Englisch die universale Sprache ist und man diese fast überall versteht. Wäre etwa Helen in den USA aufgewachsen und hätte dementsprechend immer englisch gesungen – und womöglich auch Country-Lieder wie Emmylou (irgendwie die sinngemäße Entsprechung der schwedischen Folk-Musik), hätte sie natürlich ein weit größeres Publikum ohne größere Anstrengungen erreicht, und zusätzlich auch wahrscheinlich einen weltweiten Bekanntheitsgrad, da amerikanische Country-Musik weltweit eben doch angesagter ist als schwedische Skillingtrycks und Volksballaden…


    Aber ich möchte keineswegs wieder über die Ungerechtigkeit der Musikindustrie jammern – Helen ist eben auch deshalb so speziell weil sie schwedisch ist. Da ist so eine Weite und Unbegrenztheit drin, fast schon etwas Ätherisches... :)


    Ob nun ein Auftritt von Emmylou Harris so viel zum Prestige von Dalhalla beiträgt? Sicher ein bisschen, aber genauso wie Sting, Neil Young, ZZ Top, Scorpions und viele andere die schon dort waren. Und bezogen auf Schweden dürften Helen und Malena schon weit größere Nummern sein als Emmylou. Ansonsten hätte ja Emmylou auch im Ullevi-Stadion auftreten können…


    Zu dem anderen Thema, dem Ruf von Helen in der Öffentlichkeit, würde ich mir nicht so große Sorgen machen. Hier wäre es vielleicht sogar kontraproduktiver gewesen, beim ESC anzutreten, diesen zu gewinnen – und in der Folge als „Schlagersternchen aus Schweden“ abgestempelt zu sein, wie wir schon mal diskutiert haben… Ich sehe auch nicht wirklich die Gefahr, dass „Neukunden“ aufgrund solcher Auftritte abgeschreckt werden, denn die Mehrzahl der Lieder ist eben doch eher dramatisch, auf jeden Fall seriös.


    Aber kommen wir nun wieder zum eigentlichen Thema! Das ist ja wirklich faszinierend… Nun gibt es auch das hervorragende Du måste finnas… Schon oft gehört, und trotzdem, wow!
    https://www.youtube.com/watch?v=ec0-2e69O2A


    Leider noch nicht viel mehr… War die Security so rigoros? Gabriellas sång leider nur als Ausschnitt, und mit dem Smartphone gefilmt…
    https://www.youtube.com/watch?v=i6YPgkWi3CE


    Dabei wurde dieses Lied als einer der Höhepunkte beschrieben, was ich gerne glaube… Helen widmete das Lied Mikael Nykvist, das war klar...


    Und zur Abwechslung eine Nummer von Malena, die Arie aus dem Film The Fifth Element…
    https://www.youtube.com/watch?v=8habpkwFO1k


    Es beginnt klassisch, aber dann – einfach total geil! Eine Paradenummer für ihre Stimme, das nenne ich Avantgarde! :thumbup:


    Ein schöner Konzertbericht einer Besucherin…
    http://dittemitti.se/2017/07/10/dalhalla/


    ich finde es auch toll dass Helen immer wieder Zeit findet, sich nachher von Besuchern fotografieren zu lassen. Ebenso wohl auch Malena…

  • Aus Anlass des 1000. Postings gibt es etwas Besonderes, und nachdem ja Kåta Maja und O Klang och jubeltid schon verwendet wurden, bringe ich ganz schlicht ein Interview mit Helen… Oder besser gesagt ein Porträt von Petter Karlsson, das erstaunlicherweise auf der Website der Danderyds församling zu finden ist, also einer örtlichen Kirchengemeinde…
    https://www.danderydsforsamling.se/helen-sjoholm/#


    Ich hab mich mal mit einer freien Übersetzung versucht, natürlich mit Hilfe des Google Translators. Wer es besser kann darf mich gerne korrigieren… :D


    In den Grundzügen beruht dieses Porträt von etwa Ende 2016 wohl auf einem früheren Interview, das Petter Karlsson schon 2011 für das Hemmets Journal geführt hat… Und ich habe den Eindruck, dieser Petter Karlsson könnte sogar ihr Nachbar sein… Denn als Ruben, damals vier, von seiner Mama erfuhr, dass sie ein Baby im Bauch hatte, rannte er sofort zur Grundstücksgrenze und rief dem benachbarten Journalisten die Neuigkeit zu… Einen Monat später dann die Neuigkeit dass Mama sogar zwei Babies im Bauch hätte…
    http://helensjoholm.nu/_eng/pr…-2011/twins-feel-like-an/


    Hier aber nun das aktuellere Porträt. Ergänzend habe ich noch Ausschnitte aus dem älteren Beitrag aus 2011 eingefügt, da mir scheint dass die Grundlage dafür ohnehin ein einziges längeres Gespräch zwischen Helen und Petter war. Viele Sätze sind praktisch identisch. Ein immer wiederkehrendes Thema darin ist das Herz. Und das ist ja durchaus stimmig bei einem Menschen wie Helen…



    [i]Helen Sjöholm ist der Typ, der sein ganzes Herz ausschüttet, ohne einzelne Bereiche davon auszusparen. Die Kristina aus Duvemåla zu spielen war schwer für sie, der Kummer setzte sich in ihrem Körper fest.
    Nach den Aufführungen standen sie und warteten beim Bühneneingang mit verschränkten Armen und vollgeschriebenen Kollegblocks, die Geschichten eines Lebens in dunkler Verzweiflung enthielten.


    So viel Schmerz - aber auch Herz.
    - Die Kristina zu spielen hätte mich wirklich fast zerbrochen. Ich war mit ganzem Herzen dabei, ohne irgendwelche Kammern in mir frei zu halten. Der Kummer von Kristina setzte sich in meinem eigenen Körper fest. Ich lag den ganzen freien Montag im Bett, heulte und naschte Süßigkeiten. Aber das war nichts im Vergleich zu der Verletzlichkeit, die diese Tennager-Mädchen kannten.


    Denkt daran, Helen Sjöholm war bei der Premiere im Jahr 1995 eine 25-jährige, die zwar schon viel über die Kraft der Musik wusste, aber das Musical konnte ihr wohl kaum als Therapie dienen.


    - Kristina war selbst nur 16 oder 17, als sie Karl Oskar traf. In den Gesprächen mit diesen Mädchen nach den Vorstellungen habe ich die Kraft realisiert, die tatsächlich dieser Geschichte innewohnt: Liebe, Trauer, Trennung, Sehnsucht, Zweifel und Verzweiflung ... Ich meine, Kristina stirbt ja schließlich für ihr Herz. Sie ist bereit Karl Oskar zuliebe ihr Leben für die körperliche Liebe zu opfern.


    20 Jahre später erlebte Helen Sjöholm selbst die Kraft, die in einer starken Beziehung steckt. Als ihre eigenen Kinder geboren wurden, wurde sie fast überrascht von der Stärke der Liebe die sie in sich fühlte.
    - Okay, ich kannte gut alle diese Phrasen, aber ich konnte mir nicht vorstellen welche neuen Räume da geöffnet würden. Sicher, man kann auch für Erwachsene unwahrscheinlich viel empfinden, aber Kinder bedeuten schließlich doch eine ganz andere Art der Liebe die man erleben kann.


    Eine Perfektionistin
    Man erkennt das auch in dem Kontrast zwischen Arbeit und Privatleben. Bei der Arbeit ist Helen Sjöholm die pflichtbewusste Lutheranerin, die nichts dem Zufall überlässt, in ihrer Freizeit ist sie eher eine improvisierte Existenzialistin, die die Magie des Augenblicks genießt, lange Spaziergänge und ein Glas Wein auf der Couch.


    Vielleicht ist es die Lebenseinstellung ihres Vaters, des Ingenieurs, die da durchschlägt.
    - Mein Vater hat immer das Leben genossen, er kann auf einem Holzstück sitzen, ein Buch lesen oder einen Whisky trinken.


    Vielleicht aber auch die Lebenseinstellung ihrer Mutter, der Lehrerin.
    - Mama hatte immer eine enorme Energie, sie ist wirklich eine „Macherin“. Insgesamt war meine Familie in meinem Leben ungeheuer wichtig. Sie hat mir viel Sicherheit und Selbstwertgefühl gegeben.


    "Von starken Frauen und bärtigen Männern erzogen", schrieb ein Reporter einmal. Daß die Männer mit Haaren am Kinn Björn Ulvaeus und Benny Andersson hießen, war kein Irrtum. Es waren genau jene, die damals im ganzen Land herumreisten und tausenden Sängerinnen zuhörten, bevor sie ihre Protagonistin zum Hitmusical fanden.


    Die starken Frauen waren vor allem die Großmütter Britta und Elsa, die beide trotz ihrer Unterschiede die Liebe zu ihren Männern zu schätzen wussten.
    - Es war meine Oma väterlicherseits, Britta, die mich im Alter von drei Jahren in Pflegeheime mitnahm, wo ich für ältere Menschen Skillingtryck-Balladen sang. Eine hübsche, stattliche Frau, die im Alter sozusagen das Mannequin der Pensionistinnenvereinigung wurde. Sie nahm mich auch nach Paris mit.
    Meine Oma mütterlicherseits, Elsa, war eher ihr Gegenteil, eine bodenständige Bauernfrau, das alles im Umkreis von hundert Metern hatte, sogar das Sommerhaus. Ich erinnere mich daran, wie sie schließlich nach Göteborg kam, um meine Vorstellung als Kristina anzusehen. Sie war so stolz, dass sie nicht einmal fragte, wie man die Bettdecke benutzen sollte, die ich ihr im Bett im Gästezimmer hergerichtet hatte. Stattdessen lag sie oben auf den Decken und zitterte die ganze Nacht. Meine Oma mütterlicherseits war auf eine Art wie Kristina, die ihr ganzes Leben in dem kleinen Näsåker verbrachte. Beide Großmütter hatten ihre Ehepartner früh verloren, wurden aber nicht müde, über sie als die besten Männer zu reden, die je existiert hatten. Es gab so viel Zärtlichkeit. Ich hatte das Glück, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der das Herz groß geschrieben wurde.


    Es war in diesem Spannungsfeld, in dem die Künstlerin Helen Sjöholm Gestalt annahm, zwischen dem Spotlight und dem Birkenhain. Zwischen einem sicheren Gefühl von Selbstachtung und dem was sie mal „ein stärkendes Mass an Jante im Rücken“ nannte.
    - Jante ist natürlich meistens schlecht. Aber es bringt dich dazu erstmal nachzudenken, und nicht nur einfach das zu nehmen was vor dir liegt.


    Hör auf dein Herz sang Marie Fredriksson von Roxette, als Helen Sjöholm 15 Jahre alt war. Die Tochter eines Ingenieurs aus Sundsvall wusste instinktiv, dass das wahr ist. Als ihr angeboten wurde in der lokalen Hardrock-Band das Mikrofon zu übernehmen, machte sie sich stattdessen mit dem Pianisten davon, und sie sangen Lieder von Mikael Wiehe und Jazz.


    - Meine Stimme war nicht besonders geeignet für Pop und Rock, das hab ich während meiner Gesangsübungen in der Betriebshalle meines Vaters herausgefunden, als ich dort eigentlich zum Reinigen war. Es war eine so geniale Akustik inmitten der Blechplatten rundherum. Ich sang Porgy und Bess und dachte: Wow, was für ein Sound!


    Zudem hatte sie dann einen Auftritt mit entliehener Unterwäsche. Helens erste Rolle war die des „BH-Sammlers Knut“
    - Ich war zehn Jahre alt, da nahm ich mir Omas BH und sang in der Schule Lasse Berghagens „Flirtige Knut“. „So hab ich bekommen, was ich wollte, noch einen BH!“
    (Anm: Das hier…)
    https://www.youtube.com/watch?v=TQlJgNaIlYA


    Ich erinnere mich, wie sehr ich den Applaus und das Gelächter genoss. Plötzlich wurde mir klar, dass ich auf der Bühne stehen wollte.


    Aber es dauerte lange bis sich ihr Lebensweg herauskristallisierte. Mama brachte sie für eine lange Zeit zum Synchronschwimmen, Reiten und Jazz-Tanz, bis sie schließlich zum Chor fand. Später war sie eine fleißige Ethnologie-Studentin – die aber eigentlich lieber in einem Chor singen und Amateurtheater spielen wollte. Die Suche nach den Wurzeln der Künstlerin Helen Sjöholm zeigt sowohl Höhen als auch Tiefen.


    Das letztere war es etwa, als sie drei mal bei der Aufnahmeprüfung der Bühnenschule durchfiel, als sie 2002 eine langjährige Beziehung beendete oder als ihre Arbeit als Kristina aus Duvemåla sie melancholisch und isoliert machte.
    - Da ich sechs Tage in der Woche gespielt habe, habe ich immer mehr den Kontakt mit meinen Freunden und Freundinnen verloren. Kristinas Trauer fand auch in meinem eigenen Körper statt. Ich war manchmal völlig erschöpft.


    Wie konnte das passieren?
    - Vor allem, weil ich nie nein gesagt habe. Ich habe die ganze Zeit gearbeitet. Wahrscheinlich kam es daher dass ich tief im Herzen die ständige Angst hatte, nicht allen zu gefallen.


    Du versuchst, das gute Mädchen in jeder Situation zu sein?
    - Zumindest war es mal so. Jemand sagte: "Kunst ist nicht für dich, Helen, es ist das Gegenteil. Du hast ein Geschenk erhalten, vor dem du Respekt haben musst." Aber ich... naja ich bin nicht sicher ob ich diese Vision teile. Ich möchte auch Spaß haben. Ein bisschen egoistischer in meinen Entscheidungen sein.


    Und es gelingt ihr ganz gut. Helen Sjöholm ist stärker, reifer und cooler als je zuvor. Einer der Gründe heißt David Granditsky, ihr Mann, den sie bei einer Geburtstagsparty kennengelernt hat.
    - Es war wie das Einstellen eines Radiosenders, der genau meine eigene Wellenlänge sendete. Als David und ich anfingen zu reden war es als hätten wir uns schon gekannt. Wir waren einfach vom gleichen Planeten. Zueinander hingezogen.


    Fortsetzung in Teil 2

  • Fortsetzung von Teil 1


    Warum ist David dein Mann?
    - Wir sind beide Individualisten und können gegenseitig die Notwendigkeit verstehen, uns regelmäßig sehr intensiv unserer Arbeit zu widmen. Wir lieben es, mit Freunden herumzuhängen, aber auch unter uns zu sein, im Haus zu bleiben, anzustoßen oder auf dem Sofa zu sitzen und DVDs ansehen.


    Wir reden über die Risiken, den Durchbruch über Nacht in jungen Jahren zu haben, und merken, dass sie selbst glücklich war, dass ihre Karriere stufenweise begann.
    - Ich konnte mich langsam entwickeln und Dinge ausprobieren. Ich durfte Fehler machen, zurückgehen und es noch einmal versuchen. Und weil ich so viele verschiedene Rollen gespielt habe, bin ich nicht zu einem Produkt geworden, wie es leicht denen passiert die mit einer bestimmten Art von Kunst oder einer bestimmten CD in Verbindung gebracht werden.


    Größtes Missverständnis über dich als Mensch?
    - Vielleicht ist es das dass ich so wie Kristina in Duvemåla wäre: gut, fromm, wertend und ein bisschen traurig. Okay, vielleicht habe ich auch ein paar Sachen davon in mir. Aber ich lasse nie die Melancholie überhand nehmen. Heute sowieso nicht mehr.


    Denn auch im späteren Leben kam der „Flirtige Knut“ ihr zu Hilfe...
    - Lasse Berghagen bat mich, bei einer Revue am China-Theater mitzumachen. Ich war zuerst furchtbar zögerlich, aber Lasse sagte so weise: Ich glaube du wirst viel Spaß bei der Arbeit haben. Und wie befreiend war es dann tatsächlich, etwas zu tun, was die Leute einfach nur zum Lachen brachte!


    Zur neu gefundenen Harmonie trägt auch eine Jahrhundertwende-Villa in Nacka bei. Es stellte sich heraus dass Helen Sjöholm zu ihrer eigenen Überraschung gut im Umgang mit Farbe und Spachtelmasse war. Wenn du nach dem Wasserloch in ihrem Leben fragst, zeigt sie lächelnd auf den See, wo manchmal in der Dämmerung die Biber schwimmen.


    War es gut, Kinder relativ spät im Leben zu haben?
    - Ich kann es nicht sagen, es ist einfach so passiert. Ich bin mit zwei Geschwistern aufgewachsen, und für lange Zeit war es für mich selbstverständlich, dass ich auch viele Kinder haben würde. Dann sind die Jahre vergangen und ... ja, jetzt bin ich einfach sehr froh, Ruben zu haben. (…) Die Zwillinge sind ein toller Bonus. Es wird natürlich intensiv, aber zugleich ist es unglaublich schön, sich auf etwas anderes als auf die Arbeit zu konzentrieren.
    Als Ruben geboren wurde, wurde Vater David schließlich des Paparazzi-Fotografen überdrüssig, der Tag und Nacht in einem Auto vor ihrer Haustür saß. Er klopfte einfach an das Autofenster, bot ihm ironisch eine Tasse Kaffee an und sagte: Hey, wir werden langsam ein wenig müde von dir und deiner Kamera. Vielleicht könnten wir bald Frieden haben?


    Aber meist war es nur komisch. Etwa wenn Autogrammjäger zur Bühnentür am Cirkus strömten (wo Kristina aus Duvemåla gespielt wurde), aber nicht bemerkten, dass das mausgraue Mädchen, das gerade vorbeihuschte, dieselbe war wie der Star, der fast leuchtend in der Mitte der Bühne gestanden hatte, eben noch mit Blumen überhäuft und gefeiert.
    - Ich hatte immer einen kleinen Vorteil dadurch, dass ich nur 160 Zentimeter groß bin. Und ich hab mir privat noch nie viel aus Anziehen und Makeup gemacht. Ich möchte in der Lage sein, schnell wegzugehen und Dinge zu tun, ohne lange vor dem Spiegel zu stehen.


    Denn Kristina zu sein, ist nicht nur ein Privileg. Besonders dann nicht, wenn du im alltäglichen Leben lieber Helen aus Sundsvall wärst, die wie eine gewöhnliche Frau auf die Strasse geht, zum ICA im Hausanzug unter ihrer Jacke spaziert, ungeschminkt und am Montag müde. Es ist ein Balanceakt zwischen Privatleben und Öffentlichkeit.
    Nein, Helen klagt auch nicht über die Arbeitsbelastung. Sie nennt es eher eine Gnade, ständig neue Engagements zu bekommen.


    Das „Herz“ kann auch für einen Beruf mit Leidenschaft stehen, sagt sie.
    - Und es gibt nichts, was von selbst kommt. Sicherlich gab es Auftritte, bei denen ich nicht so gut darin war, aber dann kommt wieder eine Phase wo du das Herz findest. Mach dir ein Versprechen. Fordere dich selbst.


    Einige sagen, dass du zu viele Lieder über Herz und Schmerz singst. Aber Helen Sjöholm stimmt da nicht zu:
    - Für mich ist der Sinn des Lebens, Liebe von jemandem zu erleben und selbst für jemanden zu empfinden. Um mich selbst zu erleben zusammen mit jemandem der mich mag. Es ist ja die Liebe in jeder Form, die uns im Leben nach vorne treibt: Liebe, Leidenschaft, Empathie, unerwiderte Liebe... Das Interessante daran ist, dass Textdichter immer wieder neue Wege finden, an das Thema heranzugehen. Und wenn wir die Liebe in ein Regal wegsperren, leben wir eigentlich einsamer als je zuvor.


    Also magst du lieber Texte über die Liebe?
    - Ja, ich merke es wenn Leute mir schreiben oder in der Stadt auf mich zukommen: „Du ahnst ja gar nicht, wie sehr das Lied mir geholfen hat!“ Es kann eine Frau sein, die eine Strahlenbehandlung gegen Krebs hatte, oder Paare, die in ihrer Beziehung zu kämpfen hatten. Von Gabriellas sång weiß ich zum Beispiel, es wird sowohl bei Hochzeiten als auch bei Beerdigungen gespielt - und es scheint daher in der Not wie auch in der Freude zu funktionieren.


    Hast du selbst durch deine Lieder Hilfe bekommen?
    - Ich war selbst nie körperlicher Gewalt ausgesetzt wie Gabriella, aber ich kann mich nicht der Kraft entziehen, wie die Gesangsgruppe und auch der Dirigent (im Film) ihr Liebe gaben.
    Du är min man war wahrscheinlich weniger nützlich für mich, weil ich immer unabhängig sein will, und ich habe oft gedacht, „Okay, wenn die Beziehung nicht funktioniert, dann sollst du wissen, dass ich meine Sache selbst in die Hand nehme.“ Das Lied ist über die bedingungslose Liebe, die in der Zeit von Kristina aus Duvemåla vorherrschend war, aber heute... na ja, was bedeutet es wirklich, jemand in „Not“ zu lieben? Zu kämpfen, trotz der Tatsache, dass die erste Liebe vorbei ist?


    Nun also, zu Du måste finnas?
    - Nun, das berührt jetzt wirklich die großen Fragen des Lebens. Ich erinnere mich, dass es für die Jugendlichen besonders wichtig war, mit denen ich nach den Vorstellungen gesprochen habe. Sie dachten viel über den Sinn des Lebens und des Todes nach.


    Glaubst du selbst an Gott?
    - Nein, aber obwohl ich nicht religiös bin, habe ich immer das Gefühl, nicht allein zu sein. Ich habe einen starken Glauben an das Leben selbst. Ein Vertrauen, dass es, auch wenn es anders kommt als ich erwartet hätte, doch wahrscheinlich gut werden wird. Und ich suche das Geistige, obwohl ich selbst keinem Glauben anhänge. Daher ist für mich die Natur so etwas wie eine mentale Kirche geworden.


    Eine Erklärung, warum auch eine richtige Bäume-Umarmerin in dem guten Mädchen aus Sundsvall steckt... Seit einiger Zeit beteiligt sich Helen Sjöholm bei Artister för miljö und bei Vi-Skogen - die beide versuchen, einen Samen der Hoffnung in unruhigen Gegenden und Ländern zu säen.
    - Ich hatte das Privileg, nach Ruanda reisen zu können und zu sehen, wie man konkret das Leben der Menschen dort verbessern kann. Es gibt einen großen Platz in meinem Herzen für diese beiden Organisationen.


    Warum ist es wichtig, ein gutes Herz zu haben?
    - Anderen Menschen Gutes zu wünschen ist die Hauptsache im Leben, glaube ich. Wenn es einen Gott gibt, könnte es das Gute in uns selbst sein. Und deshalb hat auch das Christentum auf eine Art und Weise viele gute Dinge zu sagen. Zum Beispiel, so zu anderen zu sein, wie man selbst gerne behandelt werden würde.


    Hast du schon einmal den reinen und einfachen Hass erlebt?
    - Ich sah mal einen Mann am Sergels Torg, der sich furchtbar gegenüber zwei Mädchen mit Koptuch verhielt. Als ich hinging und sagte: „Sag mal was redest du denn da?“, stellte sich heraus, dass es nur die Arbeit eines Schülers war. Es war eine Inszenierung, um festzustellen ob und wie die Passanten reagieren würden. Aber meine Schwester hat vor kurzem erlebt, wie ein Immigrantenmädchen in der U-Bahn unglaublich schlecht von einer älteren Frau behandelt wurde. Ich glaube sowieso da geht es mehr um Angst als um Boshaftigkeit.


    Die Angst wovor?
    - Wir leben in einem enormen Umbruch und ich habe selbst Angst vor Veränderungen. Die Werte, für die wir in diesem Land lange gearbeitet haben, verschwinden, und andere Elemente kommen in unser tägliches Leben. Zugleich weiß ich, dass ich ein sehr privilegiertes Leben führe, was mich wiederum demütig macht, so hoffe ich. Ich gehöre zu denen, die gerne Steuern zahlen, weil ich an die Bedeutung einer solidarischen Gesellschaft glaube. Daher muss ich für die Sicherheit anderer Menschen zahlen.


    TEXT: PETTER KARLSSON
    Foto: ANDERS THESSING


    Name: Marie Helen Sjöholm Granditsky.
    Geboren: 10. Juli 1970 in Sundsvall.
    Familie: Ehemann David, 50, ein Tontechniker an der Hamburger Börs. Sohn Ruben, 9 und Zwillinge, Samuel und Johanna, 5.
    Wohnt: In Haus in Nacka, außerhalb von Stockholm.
    Liest: Simma med de drunknade (dt. Die Birken wissen‘s noch) von Lars Mytting.
    Sieht: The Americans auf Netflix.
    Hört: „Radio Västernorrland, und die Lieder, die Leute mir schicken, entweder um sie zu beurteilen oder weil sie möchten dass ich sie singe.“
    Fährt: Meistens Busse und Bahn. „Ich fahre nicht schlecht, denke ich, aber ziemlich impulsiv und schnell.“
    Essen: Alles und viel.
    Trinken: Tee und Wasser. „Und leider viel Cola.“
    Aktuell: Als Helen Sinclair in Woody Allens “Bullets Over Broadway”-Musical am Göta Lejon in Stockholm. „Wenn du mich fragst welche Assoziationen das Wort Herz in mir auslöst, antworte ich: Das Ensemble, mit dem ich jetzt arbeitete. Dort können wir wirklich über die Liebe reden!"

    Ich komme grad drauf, Petter Karlsson ist jener der auch das Buch ABBA-The Photo Book mitverfasst hat… Und das war ja nicht gerade das schlechteste ABBA-Buch.
    https://sv.wikipedia.org/wiki/Petter_Karlsson


    Na dann… Vielleicht ist das ja der zukünftige Helen Sjöholm-Biograf…


    Und nun hab ich auch ein zweiteiliges Posting… Scotty ich bin dir auf den Fersen! :D

  • Und nun hab ich auch ein zweiteiliges Posting… Scotty ich bin dir auf den Fersen!


    Da muss ich mich nun wohl warm anziehen......... :thumbsup:


    Auf die nächsten 1000, Highway.............Es ist immer wieder spannend, mit Dir zu diskutieren und ab und zu argumentativ die Klingen kreuzen zu lassen........ :D


    Das Interview werd ich mir dann mal in aller Ruhe durchlesen und zu Gemüte führen......


    Eines scheint Helen mit mir ja gemeinsam zu haben..........Viiiiel Cola....... :thumbsup:

  • Gratulation!! Wow.....da ist ja auch schon einiges zusammen gekommen.


    Vielen Dank für diese nette Übersetzung des Interviews. Das macht Helen gleich nochmal so symphatisch. Ebenfalls keinerlei Star Appeal....das ist so großartig. Sie ist eine klasse Frau,
    und wie Chabba schon meinte: Eine Frendin zum Pferde stehlen....sehr schön und sehr symphatisch...und natürlich. :thumbup:

  • Danke für eure netten Kommentare! Und Stockholm, ich sehe gerade, du hast ja auch deinen 1000er absolviert, und das am selben Tag wie ich! Herzliche Gratulation dazu! Bleib uns lange erhalten und lass dich nicht von anderen ärgern! :D


    Argumentativ die Klingen kreuzen ist wohl gut gesagt – ohne das hätte ich hier sicher nicht so viele Postings erreicht.


    Schön, sympathisch und natürlich, ja das ist Helen sicher…


    Und kaum hab ich das Interview gepostet, fallen mir auch schon einzelne Fehler auf… aber ich lass es mal so stehen, denn ich glaube der Sinn erschließt sich doch sehr gut. Ich hab mal diesen Clip von Lasse Berghagen auf mich wirken lassen – und ich kann mir lebhaft die zehnjährige Helen vorstellen wie sie den flirtigen Knut zum Besten gab! :D

  • Danke für eure netten Kommentare! Und Stockholm, ich sehe gerade, du hast ja auch deinen 1000er absolviert, und das am selben Tag wie ich! Herzliche Gratulation dazu! Bleib uns lange erhalten und lass dich nicht von anderen ärgern!


    Argumentativ die Klingen kreuzen ist wohl gut gesagt – ohne das hätte ich hier sicher nicht so viele Postings erreicht.


    Gleich zwei sind also an einem einzigen Tag in den 1000er-Club aufgenommen worden........Aber hallo, Highway und Stockholm....... :thumbup: ......Gratulation


    Nee........ärgern sollte man sich hier wirklich nicht...........Dafür gibt's ja anderswo noch genug Gelegenheiten......


    Dann bin ich da ja wohl auch ein kleines bisschen beteiligt daran, dass ihr heute beide die 1000 erreicht habt....... :whistling: :whistling: :whistling: :whistling:......bescheiden, wie ich bin...... :thumbsup:

  • Ein Hallo in die Runde ...
    ... und auch von mir, Glückwunsch ... zu den 2 x 1000 Postings, Stockholm & Highway Star !!! :thumbsup:
    ... und auf die nächsten 1000 ...ne ! ;)


    Highway Star,


    vielen Dank, für die tolle Übersetzung! Es hätte ruhig noch länger sein können ... :D ... ich war leider zu schnell durch. Es las sich wundebar und spiegelt genau die Helen wieder, wie ich Sie mir charakterlich vorstelle. Eine natürliche, bodenständige, nachdenkliche, lustige, dankbare, tolle Frau, die mit offenen Augen, aufmerksam durchs Leben geht.


    Das mit der Cola ... ist ja wirklich lustig ... bin auch so ein Fall ... zeitweise ... :thumbsup:

  • Hallo ihr Lieben....Danke für die Gratulation....ich selbst habs nicht gemerkt bezw. gesehen... ja, lieber Scotty....tatsächlich hast Du Anteil an diesem Jubi von 1000 Posts.... :lol: na, das kann ja nur spannend werden.....aber ich hatte es dir ja geschrieben was ich mir zu Herzen nehme....

  • Nun ja, interessant dass es so viele Cola-TrinkerInnen gibt… Danke nochmal für eure Rückmeldungen, offenbar hat das Interview ja eine ganz positive Resonanz gefunden… :)


    Für jene denen es zu kurz war… Da könnte ich ja mit mir reden lassen und bald mal eine Zugabe posten, wenn Zeit ist… :D


    Hab mal etwas mehr über diesen Petter Karlsson gelesen. Er hat sich ja anscheined schon als profunder Fußballexperte hervorgetan. Und er hat auch diverse Bücher zum ABBA-Umfeld geschrieben, so etwa über Janne Schaffer (Mitt liv som Schaffer, also „Mein Leben als Schaffer“), aber auch über Stikkan Andersson, und über Evert Taube, Zlatan Ibrahimovich und etliche andere Persönlichkeiten, und vielleicht als Krönung – eine dieser verflixten Wertungen! Na bravo, die hundert wichtigsten Schweden aller Zeiten! Uff! Und das kann er wissen? :S
    https://sv.wikipedia.org/wiki/…s_100_viktigaste_svenskar


    Na da fehlt doch eine, nicht wahr Scotty? :lol:


    Klar, ich würde das auch etwas anders sehen. Fußball ist mir persönlich nicht so wichtig, also könnte man anstelle von Zlatan ruhig… :D :D :D

  • Na da fehlt doch eine, nicht wahr Scotty?


    NA, Highway.........Jetzt solltest Du aber wirklich die Kirche im Dorf lassen...... 8) ;( ;) :D


    Hast Du Dich mal über diesen Petter Karlsson informiert. ????


    Er war in seiner Zeit beim ESPRESSEN an so mancher bösen Märchengeschichte über Agnetha beteiligt.........Oder soll man sagen Schmutzgeschichte ?????......Und er hat dafür von Agnetha auch das Echo bekommen......


    Er war in den späteren 80ern und 90ern ein persönlich guter Freund von Stikkan Anderson........


    Noch Fragen ????


    Agnetha hat damals auch wissen lassen, was sie über ihn denkt.....


    Erst Jahrzehnte später hat die Zeit auch Wunden geheilt.........Man kann vergeben.............Man kann wieder miteinander sprechen..........Man kann sogar dann ein Vorwort in einem Buch schreiben...........Aber vergessen wird man kaum !!!!!


    Mehr will ich dazu nicht schreiben....


    Diese Liste von Petter und seinem Kollegen ist einfach nur lächerlich, persönlich motiviert und somit auch komplett wertlos......


    Das wäre in etwa so, als würde ich eine Liste über die 100 größten Komponisten der Popmusik verfassen und dabei Paul McCartney "vergessen"


    Oder etwa so, als würde ich eine Liste über die 100 größten Fussballclubs der Welt erstellen, und dabei Real Madrid "vergessen"....


    Oder etwa so, als wenn ich eine Liste machen würde über die 100 berühmtesten Physiker aller Zeiten, und würde dann Isaac Newton "vergessen"....


    Gotsseidank sieht die Realität völlig anders aus.......


    Die von Dir angesprochene geniale blonde Künstlerin aus Jönköping wäre selbst in einer Liste der 10 berühmtesten Schweden aller Zeiten noch dabei.............vielleicht als einzige aus ihrer früheren weltberühmten Band .... ;) :P


    Vor einigen Jahren wurde sie übrigens zur berühmtesten Person Jönköpings gewählt.........von der Stadtverwaltung Jönköpings, also ganz offiziell......noch VOR dem berühmten Politiker und UN-Generalsekretär DAG HAMMARSKJÖLD, der übrigens auch in dieser dubiosen Liste ist.......noch vor dem berühmten Maler JOHN BAUER ........und noch vor dem berühmtesten schwedischen Industriellen des 19. Jahrhunderts, JOHAN EDVARD LUNDTRÖM........


    Sehr wohl drin in dieser persönlich motivierten und wertlosen Liste ist allerdings STIG.........Aber mit dem hat der gute Petter damals wohl den ein oder anderen Whisky zusammen getrunken.........und dabei wurde bestimmt auch das eine oder andere Mal über eine Blondine aus Jonköping abgehetzt...


    Vom Fussball hatte Petter Karlsson wohl ebenfalls wenig Ahnung..........Auch da gabs so einige haarsträubende Statements.....


    Mit was man sich doch alles hier im ABBA-Forum auseinandersetzen muss....... :lol:

  • Uff! Diese ganze Hintergrundgeschichte kannte ich natürlich nicht. Aber als ich die Liste sah, hatte ich schon so ein Gefühl in der Richtung wie du das beschrieben hast.


    Das erinnert mich an diese Bücher die neuerdings immer wieder rauskommen, so wie etwa „100 Filme die Sie gesehen haben müssen bevor das Leben vorbei ist“ oder so ähnlich… (wo dann bestimmt auch „Wie im Himmel“ vergessen worden wäre…)


    Das sind dann eben wieder diese persönlichen Wertungen… Und der Clou ist dann auch tatsächlich die detaillierte Reihung der Liste – so wie wir hier das eher zum Spass machen… :D

  • Es gibt wieder ein Interview Leute! Hab noch eines übersetzt, und zwar vom 6.7.2015 aus dem Icakuriren. Das ist wohl das Postwurfblatt des ICA. Aber dennoch, sehr schön und gut geschrieben! Das Gespräch wurde von Tara Moshizi geführt, und zwar in der freien Natur im Nacka Naturreservat. Etwa so könnte man sich das vielleicht vorstellen… zur Einstimmung… :)
    https://www.youtube.com/watch?v=6z23Rj9k5j4


    Ich finde es ist eines ihrer persönlichsten und intimsten Interviews. Mir scheint fast, damit plaudere ich etwas viel über Helen aus, aber andererseits, auf ihrer Site ist es ja auch öffentlich – sogar in einer englischen Version.
    http://helensjoholm.nu/_eng/pr…es-twenty-years-on-stage/



    [i]Die schön singende Sjöholm feiert 20 Jahre auf der Bühne

    Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, eine Künstlerin zu werden. Heute ist sie froh, dass sie nicht aufgegeben hat. Icakuriren geht mit Helen Sjöholm in den Wald und spricht mit ihr über Tränen, Süßigkeiten und eine Sehnsucht nach Stille.


    Das ist mein Büro, sagt Helen Sjöholm und blickt auf das Wasser und den Wald. Wir sind im Nacka Naturreservat außerhalb von Stockholm. Es ist eine malerische Gegend und mit seinen Wanderwegen ein beliebtes Ziel für Waldfreaks, sportliche Leute und Schulkinder. Ein ganzer Bus mit Vorschulkindern ist gerade angekommen, und eine Gruppe Gymnasiasten ist schon da, die sich gerade orientiert. Bei der Parkbank riecht es nach Grillwurst, plastikverpackten Sandwiches und Teenager-Schweiß. Hier, inmitten dieser Athleten und Jugendlichen, hat die Sängerin und Schauspielerin Helen Sjöholm ihr Büro. Oder sagen wir... Büro und Büro, es ist eher so, dass sie rund um den See walkt oder läuft und sich dabei den Kopf mit den Texten für ihre Vorstellungen vollstopft.
    - Ich gehe und rede laut zu mir selbst, bla bla bla, und plötzlich kommt jemand vorbei der sich fragt was ich da wohl mache. Was für ein Theater mitten im Wald!... Ooops! sagt sie, und macht dazu den überraschten Gesichtsausdruck nach.


    Helen Sjöholm hatte ihren Durchbruch mit dem Musical Kristina från Duvemåla, in dem sie die Titelrolle spielte, und welches heuer das 20-jährige Jubiläum feiert. Seitdem kamen mehr Musicals, Varietés und sogar Filme. Zudem hält sie einen Rekord in den schwedischen Charts mit dem Lied „Du är min man“, das 278 Wochen lang in der Liste stand. Dass sie eine Karriere als Sängerin wählen würde, war jedoch alles andere als von vornherein gegeben:
    - Ich hatte eine sichere und wunderbare Kindheit in jeder Hinsicht, aber ich komme nicht aus einer Musikerfamilie. Meine Familie kommt aus zwei Richtungen: einer Bauernfamilie und einer städtischen Familie. Meine Großmütter erlebten beide einen historischen Wandel: Statt bisher nur arbeiten zu können, war man plötzlich auch in der Lage, eine Ausbildung zu bekommen. Also sagten sie zu mir: „Mach eine Ausbildung!“


    Die Wahl fiel auf Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Sprachen und Geschichte. Aber Helen Sjöholm konnte nicht aufhören, an Musik zu denken, und sowohl während ihrer Kindheit als auch im Jugendalter sang sie im Chor, gab Konzerte, ging auf Chorreisen und trat an verschiedenen Stätten ihrer Heimatstadt Sundsvall auf.
    - Es war für musikalisch Interessierte eine gute Stadt zum Aufwachsen, denn damals wurde von dort aus viel für das Radio und das Fernsehen produziert. Ich gab mein erstes Live-Konzert, als ich 17 Jahre alt war, sagt sie und wird etwas nostalgisch in ihrem Blick.
    (Anm. Vielleicht das hier? Bei ca. 32:00)
    https://www.youtube.com/watch?v=ZmbS-xh_Rm0


    - Aber es ist ein großer Schritt, von der Musik zu leben statt nur mit der Musik zu leben. Ich wollte singen und dem Publikum begegnen, aber ich wollte das in Vollzeit machen... Das war nicht möglich bis zu einem relativ späten Zeitpunkt. Es fühlte sich irgendwie unrealistisch an - bis Kristina.


    Mit „Kristina“ meint sie natürlich das Musical Kristina från Duvemåla. Helen Sjöholm war erst 25 Jahre alt, als sie von Björn Ulvaeus und Benny Andersson gecastet wurde. Bis dahin hatte sie mehrmals versucht, an der Schauspielschule aufgenommen zu werden, hatte es aber nicht geschafft. Stattdessen begann sie Geisteswissenschaften an der Universität Stockholm zu studieren, aber „es fühlte sich nicht hundertprozentig an.“
    - Kristina war richtungsweisend auf vielen Ebenen. Ich konnte keine bessere Chance bekommen. Es war meine Ausbildung. Ich lerne auch heute noch Dinge, aber diese fünf Jahre mit dem Musical waren monumental, sagt sie mit Nachdruck in der Stimme.


    Fünf Jahre, wie war das, okay... eine schwindelerregend lange Zeit, wenn du Mitte 20 bist. Helen Sjöholm stand sechs Abende in der Woche auf der Bühne der Oper Malmö. Ihr Leben drehte sich um Arbeit, Arbeit, Arbeit…
    - Am Montag, unserem freien Tag, aß ich Süßigkeiten und weinte auf der Couch. Ich war so müde. Und so mitgenommen. In dem Musical mussten derartig starke Emotionen vermittelt werden. Ein bisschen bin ich jede Nacht gestorben, um viertel vor elf, wenn Kristina starb. Das war die totale Verausgabung. Zur gleichen Zeit begannen die Frauen in meiner Familie, meine Omas, alt und gebrechlich zu werden, und das berührte mich auch sehr stark. Kurz darauf starben sie.


    Wenn du 25 bist, dreht sich das Leben normalerweise um Ausgehen mit Freunden, Reisen, Parties und spontane Dinge zu tun. Hast du nie gefühlt dass du etwas vermisst hast?
    - Ja, ich konnte es fühlen. Ich war jedes Wochenende doppelt gebucht, und so verlor ich den Kontakt mit Freunden. Und sobald ich frei hatte, wurde ich krank. Aber ich habe während dieser Zeit auch so viel gewonnen. Ich habe mich selbst gefunden und habe es gewagt, mich darin geerdet zu fühlen. Sicher, ich habe die Freiheit zu reisen verloren, und konnte nicht den spontanen Launen von Freunden nachgeben, aber mein großes Abenteuer bestand darin, das zu tun was ich in meinem Job tun musste. Ausserdem war ich in einer Beziehung, in der es bereits zwei Kinder von früher gab, und das Familienleben hat mich auch gebunden.


    Wir haben uns in einer kleinen Jausenstation hingesetzt, die mit ihrem schrägen Dach und den dicken Brettern an der Wand an eine Almhütte erinnert. Ein paar Tische von uns entfernt sitzt ein Vater und versucht seinen kleinen Sohn zu einem Sandwich und Festis zu bewegen. Ansonsten sind wir ganz allein im Café. Das einzige Geräusch das zu hören ist, ist das Summen der Kühlvitrine, in der einige ordentlich gefüllte Garnelen-Sandwiches darauf warten, bei jemandem im Magen zu landen.


    Während die 25-jährige Helen Sjöholm sich durch Süßigkeiten und Tränen auf dem Sofa entspannt hat, ist ihre Methode heute eine ganz andere:
    - Ich bin eine Person, die sich entspannt, indem sie aktiver wird. Ich muss ein Projekt haben, also beginne ich etwa einen Großputz oder ich gehe laufen. Und ausserdem haben wir drei Kinder. Die Zwillinge sind drei Jahre alt, so ist es die ganze Zeit volle Kanne. Es ist toll, die beiden zu haben, da sie im gleichen Alter sind. Jede Woche passiert etwas Neues, und es ist toll aufzuwachen und festzustellen, dass zwei hinter der Schlafzimmertür sitzen und mit der Autorennbahn spielen, sagt Helen Sjöholm und blinzelt in die Sonnenstrahlen die durch das Fenster kommen.
    - Ich arbeite jetzt viel, aber das passt mir gut, obwohl ich mich oft müde und manchmal unzulänglich fühle. Aber das ist bei allen so. Mein Mann David ist Tontechniker und wir brauchen Auszeiten für berufliche Dinge, um gleichzeitig auch gute Eltern sein zu können. Wir haben ein Studio im Keller und die Arbeit zu Hause, daher versuchen wir im Urlaub fünf bis sechs Wochen auf einmal frei zu sein, wegzufahren und ein Haus zu mieten. Weil die Arbeit bei uns ein bisschen in den Wänden sitzt, ist es schön, wegzukommen und es für eine Weile gut sein zu lassen.

    Helen Sjöholm ist eine Person, die du gern bei einem Abendessen neben dir sitzen hättest. Sie redet leicht mit allen möglichen Leuten, nimmt rasch Stimmungen auf und und sorgt sich darum dass sich alle rundherum gut fühlen. Es ist eine Eigenschaft um die sie viele beneiden würden, aber sie hat auch ihren Preis. Ständig offen zu sein für die Emotionen anderer stiehlt dir auch Zeit. Und Energie.
    - Ich glaube, ich bin eine Einzelgängerin, wirklich. Im Wesentlichen eine Individualistin. Ich habe ein großes Bedürfnis für mich selbst zu sein, und gerade jetzt bin ich ein wenig zu voll und muss atmen. Ich versuche, während der Fahrt in den Job zu entspannen, und nach der Show gehe ich in den Umkleideraum und schließe ab, statt mit anderen zu plaudern. Die Stille ist das, wonach ich mich sehne, weil ich von dem anderen so viel habe.


    Fortsetzung in Teil 2

  • Fortsetzung von Teil 1


    Weißt du dass es dafür eine etablierte Bezeichnung gibt? Also einer jener Menschen zu sein, die leicht die Gefühle anderer fühlen können und stark von den Stimmungen beeinflusst werden? Es wird HSP genannt.
    - Wofür steht das? Helen Sjöholm-Persönlichkeit? sagt sie und lacht laut.
    Ja, es hätte dafür stehen können. Aber bisher steht es für hoch-sensible Personen. Helen Sjöholm sagt, sie war schon in der Kindheit in der Lage, das traurige Element in den Liedern zu kanalisieren. Als sie diese Lieder sang fand sie ein Ventil für ihre dunkleren Emotionen.
    - Ich hatte immer einen melancholischen, leicht grüblerischen und nachdenklichen Geist. Manchmal ist das ein bisschen schwer, aber da ist auch eine Kraft darin. Wenn du es nicht wagst in den schwierigen Gefühlen zu sein, erlebst du auch nicht die großen positiven Emotionen. Manchmal haben wir ein bisschen zu viel Angst vor dem großen Drama, sagt sie.


    Im Sommer absolvierte die Sängerin eine Tour durch Schweden und trat mit einer Auswahl ihrer Songs auf. Im Herbst kommt die Show „I Love Musicals“, in der sie mit ihrem Freund Peter Jöback einige der beliebtesten Musical-Songs singen wird, unter anderem aus Evita und Sweeney Todd. Danach wartet eine neue Tour mit dem Pianisten Anders Widmark.
    - Ich denke immer, dass es morgen enden wird, aber es ging immer weiter und ich bekomme neue, lustige Anfragen. Ich kneife mich immer wieder in den Arm und versuche, jeden Tag für einen Moment dankbar zu sein.


    Gleichzeitig räumt sie ein, dass das Altern nicht ganz unproblematisch ist in einer Branche, die ständig nach Jugendlichkeit strebt.
    - Ich bewege mich in eine neue Phase als Frau. Viele Rollen im Musiktheater werden oft für junge Menschen geschrieben. Ich war immer die Junge, weil ich mit Leuten gearbeitet habe, die älter als ich waren. Plötzlich gehöre ich zu einer neuen Generation, und es ist faszinierend. Ich habe keine Angst vor dem Älterwerden, aber es werden wahrscheinlich andere Rollen kommen und weniger Arbeit, sagt sie ohne die geringste Spur von Resignation in ihrer Stimme.


    Während unseres Gesprächs kommt Helen Sjöholm oft auf ihre Großmütter zurück. Es ist klar, dass sie eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt haben.
    - Ich kam viel mit ihnen herum, und sie waren inspirierend und haben ein Gefühl der Selbstachtung in mir geschaffen. Sie zeigten mir, dass man die meisten Dinge selbst tun kann. Heute, wenn ich Dinge mit meinen Kindern mache oder wenn ich nur einen speziellen Duft rieche, kann mich das dazu bringen, an sie zu denken. Sie haben hart für ihren Lebensunterhalt gearbeitet, sagt sie.


    Wenn sie dir von ihren Wolken im Himmel zuschauen könnten, was glaubst du, würden sie dann denken?
    - Ich bekäme lange Listen von Dingen, die ich nach ihrer Ansicht tun sollte, aber vor allem wären sie glücklich, dass ich eine Familie habe. Sie wären wohl auch etwas stolz auf meinen Job. „Oba denk da bloß net du warst wos b‘sunders nur woi du do oben stehst und singst!“ imitiert Helen Sjöholm den Dialekt aus Sundsvall (Anm: frei ersetzt durch österr. Dialekt :D ), und fährt fort:
    - Meine Mama-Oma hätte auch gesagt, dass ich öfter den Rasen mähen könnte, damit er vor dem Haus gut aussieht. Und meine Oma väterlicherseits hätte gesagt: „Zieh dir was hübsches an, auch wenn du nur zum Essen kaufen gehst! Bring das auf die Reihe!“

  • Ich finde es ist eines ihrer persönlichsten und intimsten Interviews. Mir scheint fast, damit plaudere ich etwas viel über Helen aus


    Etwas ausplaudern ist immer schlecht, Highway..... 8) ....aber in diesem Falle hat das Helen ja nun schon selbst gemacht, wenn das ein öffentliches Interview war........ :thumbsup:


    Vielen Dank für das Einstellen des Interviews......


    Wenn ich das so lese.....und es ist nicht das erste Mal, dass ich sowas gelesen habe.......dann frage ich mich immer auch, ob der Preis, den Helen damals mit KRISTINA bezahlt hat, nicht ein bisschen zu hoch wahr.....


    Wie gesagt, das ist nur eine persönliche Wahrnehmung........Ich hab Helen ja schon ein paarmal gesehen, nicht nur auf BAO-Konzerten, sondern bin ihr auch auf solchen Events wie der MAMMA-MIA-Restaurant-Eröffnung im Januar 2016 begegnet..........und sie macht da eigentlich immer einen fröhlichen, sympathischen und fast etwas aufgedrehten Eindruck (das meine ich jetzt nicht negativ)..........Auf der anderen Seite frage ich mich dann manchmal auch, ob das die Helen ist, so wie sie wirklich sein will.......


    Wenn ich lese, dass sie da 5 Jahre lang jeden Montag weinend auf der Couch in ihrem Zimmer gelegen hat und jedes Mal um die Uhrzeit, wenn an den anderen 6 Wochentagen KRISTINA gestorben ist, sie dann auch an ihrem freien Tag mitgelitten hat, dann ist das schon eine harte Sache..........


    Mit Sicherheit war KRISTINA ein wichtiges Sprungbrett für ihre Karriere...........aber sie musste dafür einen hohen Preis bezahlen.......Das sagt sie ja auch selbst.........Irgendwie hat KRISTINA ihr da auch einen Teil ihres Lebens und ihrer Zeit als junge Frau geraubt........


    Ob der Preis da zu hoch war oder nicht, kann wohl nur sie selbst beantworten......und das vielleicht auch erst in einigen Jahren........


    Vielleicht hilft ihr da auch ihre späte Mutterschaft........obwohl sie vielleicht auch gerne manchmal eine jüngere Mutter wäre.....


    Ansonsten ein sehr schönes Interview.....

  • Du machst dir ja da direkt Sorgen um Helens Wohlergehen... :)


    Ob der Preis für Kristina zu hoch war, wird wohl nur Helen selbst beantworten können, aber ich glaube da wäre ihre Antwort eindeutig… Nein!


    Auf jeden Fall war es so dass sie mit einem unwahrscheinlichen Enthusiasmus dabei war und sich mit der Rolle stark identifiziert hat. Und wenn man in Betracht zieht was für eine sensible Person sie eigentlich ist, kann ich mir diese Folgen durchaus vorstellen. Aber ich glaube Kristina war ihr so wichtig, dass sie es durchgezogen hat. Sie wollte an diesem großen Epos mitwirken und es mit gestalten. Und das Resultat war ja auch so unglaublich überzeugend und mitreißend. Mangels einer offiziellen DVD-Version kann ich nur auf die Clips von Minnesota hinweisen…


    Übrigens war es wohl nicht so dass sie an den freien Montagen immer um 22.45 „gestorben“ ist, aber sie empfand es so auf der Bühne. Es ging ihr in dieser Zeit nicht so gut, wie sie sagte, aber mittlerweile hat sie sich wohl schon längst davon erholt. Und doch hat diese Zeit Helen bestimmt geprägt… Nicht unbedingt zu ihrem Nachteil, würde ich sagen.


    Deine Eindrücke von Helen als fröhlich, sympathisch und aufgedreht – ich würde es vielleicht eher temperamentvoll nennen - finde ich durchaus stimmig. Aber was meinst du denn, wie Helen wirklich sein will? Irgendwie höre ich da so einen Unterton raus, als wäre das aus deiner Sicht nicht ganz in Ordnung, sie hätte etwa lieber früher Kinder haben sollen… Nun ja das musst du schon ihr überlassen. Nicht alle können so ein Timing haben wie Agnetha… :D


    Vielleicht halten wir uns, weil wir gerne Frauen singen hören, für echte „Frauenversteher“ – aber ich glaube da sind uns Helen, Agnetha oder Frida doch voraus… :D

  • Deine Eindrücke von Helen als fröhlich, sympathisch und aufgedreht – ich würde es vielleicht eher temperamentvoll nennen - finde ich durchaus stimmig. Aber was meinst du denn, wie Helen wirklich sein will? Irgendwie höre ich da so einen Unterton raus, als wäre das aus deiner Sicht nicht ganz in Ordnung, sie hätte etwa lieber früher Kinder haben sollen… Nun ja das musst du schon ihr überlassen. Nicht alle können so ein Timing haben wie Agnetha…


    Vielleicht halten wir uns, weil wir gerne Frauen singen hören, für echte „Frauenversteher“ – aber ich glaube da sind uns Helen, Agnetha oder Frida doch voraus…


    Also, wenn WIR beide keine "Frauenversteher" sind, Highway.........wer bitte dann ????.......... :thumbsup: :lol:


    Den Satz mit den Kindern hast Du da wohl etwas missverstanden, denn den habe ich ganz direkt und ohne Unterton gemeint..........Ich habe ja geschrieben......


    "obwohl sie vielleicht auch gerne manchmal eine jüngere Mutter wäre"


    Es war also keine Rede davon, dass ICH "etwas nicht in Ordnung finden würde", sondern dass HELEN es wohl manchmal bedauert, dass sie keine frühere Mutter war und ist..........Das ist ein rein persönlicher Eindruck von mir"...............


    Vielleicht beneidet sie ja da auch Agnetha wegen deren Timing...... ;) .......aber das ist ein anderes Thema


    Mit dem anderen Satz, dass ich mich frage, ob das "die Helen ist, wie sie wirklich sein will"...........meinte ich etwas anderes......


    Ich konnte Helen ein bisschen beobachten damals im Januar bei der MM-Restaurant-Eröffnung von Stockholm...........und ich hatte den Eindruck, dass Helen sich immer sehr temperamentvoll zeigt, dass sie sich aber in Augenblicken, wo sie sich unbeobachtet fühlt, eigentlich viel lieber die Ruhe suchen würde..........


    Helen ist ja eine Künstlerin, die man in Deutschland so schrecklich uncharmant als "Rampensau" bezeichnet, was WIKIPEDIA übrigens mit "Bühnenkünstler mit Leib und Seele" übersetzt, was es sehr genau trifft..........Sie liebt die Bühne und sie liebt den Applaus auf der Bühne........


    In Wirklichkeit aber liebt sie die Ruhe und Stille........was sie auch in diesem Interview kurz erwähnte.........Und da ergibt sich dann in solchen Momenten, wo sie eben nicht auf der Bühne steht, sich aber trotzdem im Licht der Öffentlichkeit befindet, eine Diskrepanz, bei der ich nicht weiss, ob sie sich darin wirklich immer wohlfühlt......


    Wie gesagt......das ist meine persönliche Wahrnehmung

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