Tributebands, die zweite: Mit was für Kompromissen könnt ihr leben?

  • Was würde euch bei einer ABBA-Tributeband am wenigsten stören? 8

    1. Bühne sieht wie ein Studio aus (1) 13%
    2. Musiker spielen backstage (0) 0%
    3. Live-Versionen; aus den letzten Alben wird nichts gespielt (0) 0%
    4. Sequenzen und Zuspielungen (nicht alles ist per Hand gespielt) (4) 50%
    5. Klingt nicht 100% wie ABBA, aber das würde mich am wenigsten stören (2) 25%
    6. Klingt nicht 100% wie ABBA, aber das fällt mir sowieso nicht auf (1) 13%

    Meine erste Frage bezüglich der Authentizität von Tributebands schien wohl thematisch ein bißchen sehr unpassend gewesen zu sein. Es ist ja auch nicht einfach zu beantworten, wie authentisch man es gern hätte, sogar für viele, die selbst Musiker sind. Daher möchte ich das Thema ein bißchen abwandeln.


    Auch hier gilt wieder: Grundsätzliche Haßpostings gegen Tributebands (z. B. weil es ABBA nur einmal gibt und alle Tributebands schändliche Usurpatoren sind) haben mit dem Thema dieses Threads nichts zu tun und somit in diesem Thread nichts verloren! Hartnäckige Zuwiderhandlungen kann und werde ich der Forumsleitung melden. Danke.



    Bei einer Tributeband kann man nicht alles – absolut authentischen Klang, 100%-Livespiel ohne Zuspielungen und Besetzung und Aufwand, die sich in Grenzen halten – auf einmal haben. Zwei davon gehen gleichzeitig, alle drei nicht, das heißt, ein Opfer wird man bringen müssen.


    Womit könnt ihr am ehesten leben?


    Zur Erklärung:


    Authentischer Studioklang wie vom Album, alles sichtbar live gespielt, aber Bühne vollgestellt und sieht wie ein Studio aus: Dieses Niveau fährt die Genesis-Tributeband The Musical Box in Verbindung mit einem originalgetreuen Bühnenbild.


    Der Sound ist absolut authentisch. Alles von "Ring Ring" bis "The Day Before You Came" klingt bis zum letzten kleinen Pieps, bis zu kaum merklichen Bewegungen im Klang einzelner Noten exakt wie vom Album. Und jede einzelne Note ist per Hand gespielt – mit Ausnahme des Schlagzeugs bei den Post-The Visitors-Songs, bei denen der Schlagzeuger selbst erklärt, daß diese Songs schon in ABBAs Originalfassung eine Drummachine haben, selbst dann per Hand die neben ihm stehende Linn LM-1 startet und bedient und sein eigentliches Schlagzeug gänzlich in Ruhe läßt. Es könnte so schön sein...


    ...wenn nicht die ohnehin schon große Bühne so voll mit Musikern und Instrumenten und Zeugs wäre, daß die eigentlichen "ABBA" davor fast schon verschwinden. Irgendwo ist ein kleines Orchester, das nicht mal für die Hälfte der Songs gebraucht wird. Nur für ein einziges Lied ("I Have A Dream") kommt ein Kinderchor auf die Bühne. 20 Backing-Sänger und -Sängerinnen ahmen den Phil-Spector-mäßigen Overdub-Wahn von Benny und Michael nach ("Lay All Your Love On Me", "Move On", "Happy New Year" etc.), aber auch die sind in vielen Songs nicht vertreten. Und ein gutes Drittel der Bühne nimmt eine gigantische Synthesizerburg ein, die alleine schon insgesamt mehrere Tonnen wiegt, mehr als eine Viertelmillion Euro gekostet hat und mehrere Stunden für den Aufbau gebraucht hat, und hinter der drei oder vier Keyboarder (von denen höchstens noch die Köpfe zu sehen sind, so hoch stapeln sich die Synths) herumwirbeln, als wären sie nicht auf einer Bühne, sondern auf der Kommandobrücke eines Flugzeugträgers. Damit das Publikum sieht, daß die vier auch wirklich spielen und nicht nur so tun, weil man ihre Hände kaum sieht, hängen über der Synthesizerburg mehrere riesige Spiegel, die einen Blick von oben erlauben. Bei den ganz frühen Sachen haben die wiederum nichts zu tun. In keinem einzigen Song ist die ganze Kapelle aktiv, irgendjemand steht immer tatenlos herum oder könnte von der Bühne gehen.


    So wirklich tragen diese Mehr-Techniker-als-Musiker zur guten Laune, die eine ABBA-Tributeband ja erzeugen soll, auch nicht bei. Sie stehen unter ungeheurem Streß, weil sie das, wofür Benny mehrere Tage oder Wochen Zeit hatte, in einem Durchgang schaffen müssen. Die elektronischen Instrumente, die sie spielen, sind außerdem schon uralt, gerade nach heutigen Maßstäben nicht (mehr) sehr zuverlässig und könnten jederzeit zicken oder ganz ausfallen, teilweise sind Ersatzteile und Ersatzgeräte annähernd unmöglich oder nur gegen horrende Summen zu bekommen, und Rückfallebenen gibt es nicht immer, wenn überhaupt. Nebenher sind es wahrscheinlich auch sie, die z. B. Gesangseffektketten bedienen. Entspannen können sie sich höchstens bei den Songs aus ABBA, Waterloo und früher, die überhaupt keine Elektronik enthalten; da stehen sie dann dumm herum und haben gar nichts zu tun.


    Dieser Wahnsinn ist notwendig, um gerade die ABBA-Songs von 1976 bis 1982 so originalgetreu wie irgend möglich in ihren Studioversionen auf die Bühne zu bringen ohne irgendwelche Zuspieler mit Halbplayback, also komplett live und handgemacht. Zur Erinnerung: The Musical Box spielen auch Studioversionen. Aber die frühen Genesis sind auch einfacher auf dem Niveau nachzuahmen als die bis zum Gehtnichtmehr überproduzierten späten ABBA. Und die frühen Genesis hatten auf der Bühne exakt dieselben Instrumente wie im Studio und haben auf Overdubs im Studio weitgehend verzichtet, was beides auf die späten ABBA nicht mal annähernd zutrifft.


    Authentischer Studioklang, alles live gespielt, annehmbares Bühnenbild, aber einiges an Musikern unsichtbar backstage untergebracht: Im Prinzip wie oben, nur daß das, was das Bühnenbild stört, nicht auf, sondern hinter der Bühne steht. Es ist klanglich superauthentisch, es sieht nicht aus, als hätten Benny Andersson, Stevie Wonder und Jean Michel Jarre ihre kompletten Studios auf die Bühne gestellt, es gibt auch keine Riesenspiegel, die Musiker von oben zeigen, die das Publikum eigentlich gar nicht interessieren, und es ist immer noch komplett live gespielt – nur sieht das Publikum nichts davon und kann es auch nicht beurteilen. Man hätte auch zuspielen können.


    Alles live gespielt, annehmbares oder gar originalgetreues Bühnenbild mit immer noch ziemlich vielen Musikern und Instrumenten, aber Live- statt Studioversionen, und die letzten drei Alben werden gar nicht gespielt: Im Prinzip ein Kompromiß, eine Abmilderung der ersten Variante. Statt der live eigentlich überhaupt nicht spielbaren, überproduzierten Studioversionen, die jeder aus dem Radio kennt, spielt die Band Livefassungen. Das reduziert den Arrangement-Aufwand, das reduziert den Bedarf an Musikern und Equipment, aber gerade unter nicht so "eingeweihten" Fans sind die Live-Versionen möglicherweise nicht so sehr bekannt und populär.


    Und: ABBA sind nicht bis zum Schluß live aufgetreten. Damit gibt es von den Songs aus den 80ern, also aus Super Trouper, The Visitors und Opus 10, keine Live-Versionen. Das heißt wiederum, daß die Tributeband aus diesen Alben keine Songs spielen kann. Würde die Band nun versuchen, Songs aus diesen letzten Alben zu spielen mit der reduzierten Live-Besetzung und -Ausstattung, würden sie Versionen spielen müssen, die ABBA selbst nie gespielt haben, die also nicht "original ABBA" und damit nicht authentisch sind.


    An dieser Stelle sollte den Nichtmusikern gesagt werden, daß der 1:1-Nachbau des Bühnenbildes sowohl von 1977 als auch von 1979, also bis hin zu allen Musikinstrumenten, immer noch ein so gigantischer Aufwand ist, daß das zu Recht noch keine Band gemacht hat.


    Authentischer Klang, annehmbares Bühnenbild, aber Sequenzen und Zuspielungen: Das Bühnenbild ist übersichtlich, übliche Besetzung mit neben "Benny" höchstens einem weiteren Keyboarder mit maximal zwei Keyboards. Der Sound ist verdammt nah an ABBAs Albumversionen. Um das aber in dieser Besetzung zu erreichen, kommen die 20 oder mehr zusätzlichen Gesangsspuren (eingesungen von den vier Sängern der Band) und die diversen zusätzlichen Synthesizerspuren als Zuspielungen (eingespielt, wenn es ging, von den Keyboardern der Band, aber auf Equipment, das ihnen gar nicht gehört, und das sie erst recht nicht auf der Bühne dabei haben; teilweise auch von anderen Leuten, etwa wenn ein bestimmter benötigter Synthesizer nur in Übersee aufzutreiben war und der Besitzer die benötigten Parts einspielen mußte). Wie gesagt, es gibt Grenzen für das, was mit einer solchen Besetzung möglich ist, und alles, was diese Besetzung nicht live spielen kann, wird eben zugespielt. Das heißt nicht, daß die tatsächlich anwesenden Musiker nicht live singen und spielen.


    Es gibt heute schon ABBA-Tributebands, die so ein Teilplayback verwenden, auch wenn die immer noch authentischer sein könnten.


    Alles live gespielt, annehmbares Bühnenbild, aber es klingt nicht 100% wie ABBA: Das trifft aktuell so auf die meisten ABBA-Tributebands zu. Wieder eher normale Besetzung mit maximal einem Keyboarder, der nicht Benny ist. Jede einzelne Note wird von den Musikern auf der Bühne live gespielt. Aber so wirklich wie von Platte/CD klingt das nicht, das merkt sogar ein Laie.


    Den Laien wird es eventuell sogar kaum stören, weil er eh nicht darauf achtet, ob jetzt auch die Instrumente genau wie damals klingen, solange die Songs "die richtigen" sind, eventuell die Stimmen der Sängerinnen genehm sind und die Band allgemein für gute Laune sorgt.


    Kann aber auch sein, daß er es sehr wohl bemerkt, sich aber vielleicht im klaren darüber ist, daß ein penibel genauer Nachbau von ABBAs Studioversionen bis ins kleinste Detail, noch dazu ohne Halbplayback, ein unmenschlicher Aufwand ist, auf jeden Fall aber diese Lösung sowohl einer Armee von Soundtüftlern auf der Bühne als auch Zuspielern und Teilplayback vorzieht, wenn die Band trotzdem Spaß macht.

  • Hallo "Doctor"
    Das ist sicherlich ein sehr komplexes Thema, was Du hier bezüglich Tributebands ansprichst.


    Ich persönlich habe ABBA live gesehen, weswegen das Sehen einer Tributeband nicht gerade das ist, was ich mir jetzt am meisten wünschen würde, was aber nicht einer generellen negativen Einstellung gegenüber Tributebands entspricht und was ja im übrigen auch nicht Gegenstand dieses Themas ist. Ich sage das nur, um deutlich zu machen, dass ich mich diesem Thema nur sehr bedingt nähern kann.


    Ich möchte dabei hier auch erwähnen, dass es für diesen Thread nicht unbedingt von Vorteil ist, wenn Du in Deinem Eingangsposting gleich mit einem Anruf bei der Forenleitung „drohst“, bevor hier überhaupt eine einzige Antwort eingegangen ist. Ich denke, dass das die Motivation auf eingehende Antworten nicht unbedingt positiv beeinflusst.


    Ich habe zwar gesehen, dass ein ähnliches Thema hier schon Mal zu solchen Diskussionen geführt hat, dies aber hauptsächlich wegen einem einzigen Mitschreiber, was also sicher dann nicht berechtigt, hier in diesem Thread dann gleich so einzusteigen.
    Das ist eigentlich nicht die Form, die ich mir hier in so einem Forum so unbedingt wünsche.


    Jetzt noch zur Thematik……..zu der ich im Moment nicht so viel schreiben will, weil ich mir da erst noch mal Gedanken drüber machen müsste. Aber zunächst mal soviel……


    Was mich wohl am wenigsten stören würde, ist, wenn das das Bühnenbild gewisse Anzeichen eine Studios haben würde. Entscheidend ist sicher, dass der entsprechende Sound stimmen muss, wobei ich jetzt nicht einen Gleichklang der Stimmen meine…….das wäre in der Nachahmung von Agnetha und Frida auch völlig hoffnungslos………aber der Sound muss stimmen, da darf es keine extraorbitante Unterschiede geben. Ebenfalls auch bei signifikanten Merkmalen bestimmter Lieder wie das Intro bei Gimme! Gimme! Gimme! oder zum Beispiel ganz bestimmte Klavierparts bei bestimmten Songs usw.
    Das steht über allem……..der Sound muss in etwa stimmen , muss in etwa mit dem Gesang stimmig sein…….……..das Bühnenbild würde mich dann da eher weniger stören.

  • Ich möchte dabei hier auch erwähnen, dass es für diesen Thread nicht unbedingt von Vorteil ist, wenn Du in Deinem Eingangsposting gleich mit einem Anruf bei der Forenleitung „drohst“, bevor hier überhaupt eine einzige Antwort eingegangen ist. Ich denke, dass das die Motivation auf eingehende Antworten nicht unbedingt positiv beeinflusst.


    Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich weiß, daß sehr viele hier im Forum Tributebands gegenüber stark abgeneigt sind und auch nicht davor zurückschrecken, das in Threads kundzutun, in denen das überhaupt nicht das Thema ist. Ich wollte damit nur verhindern, daß mein Thread zu einem Thema, das mir sehr stark am Herzen liegt, entgleist und zweckentfremdet wird als Grundsatzdiskussion für und hauptsächlich wider Tributebands.


    Und in jedem anständigen Forum gibt es gegen Off-Topic-Diskussionen eine Regel unter denen, die man mit dem Registrieren eines Nutzerkontos abnickt.


    Jetzt noch zur Thematik……..zu der ich im Moment nicht so viel schreiben will, weil ich mir da erst noch mal Gedanken drüber machen müsste. Aber zunächst mal soviel……


    Was mich wohl am wenigsten stören würde, ist, wenn das das Bühnenbild gewisse Anzeichen eine Studios haben würde. Entscheidend ist sicher, dass der entsprechende Sound stimmen muss, wobei ich jetzt nicht einen Gleichklang der Stimmen meine…….das wäre in der Nachahmung von Agnetha und Frida auch völlig hoffnungslos………aber der Sound muss stimmen, da darf es keine extraorbitante Unterschiede geben. Ebenfalls auch bei signifikanten Merkmalen bestimmter Lieder wie das Intro bei Gimme! Gimme! Gimme! oder zum Beispiel ganz bestimmte Klavierparts bei bestimmten Songs usw.
    Das steht über allem……..der Sound muss in etwa stimmen , muss in etwa mit dem Gesang stimmig sein…….……..das Bühnenbild würde mich dann da eher weniger stören.


    Das heißt, dich würde es weder stören, wenn die Band Zuspieler verwenden würde und nicht alles händisch gespielt wäre, noch, wenn vorne auf der Bühne 6 oder 7 Musiker und backstage hinterm Vorhang weitere 10 stünden, die das Publikum nicht sieht.

  • Ich denke, das ich in meiner Antwort weder gesagt habe, da mich Zuspieler nicht stören noch dass mich eine Armada von Musikern Backstage nicht stören, sondern ich wollte damit ausdrücken, dass ein den Gegebenheiten angepasstes Bühnenbild mit entsprechender Ausrüstung an Geräten und Musikern weit weniger problematisch wäre als etwa ein angepasster Sound.


    Zu dem anderen Punkt wegen Deiner "Vorsichtsmaßnahme"..........ich mag auch sehr die kontroverse Diskussion über alle möglichen Themen, solange sie sachlich bleibt und wenn sie dann sogar noch mit einer Prise Humor geführt wird......umso besser.......und habe hier auch schon die Erfahrung gemacht, dass es hier einen oder zwei im Forum gibt, der einer sachlichen Diskussion nicht wirklich aufgeschlossen ist. Dann sollte man eben die Diskussion mit demjenigen beenden. Aber eine pauschale Vorankündigung der Meldung an die Forenleitung kommt nicht wirklich gut, ist völlig unnötig und schreckt die meisten verständlicherweise eher vor weiteren Diskussionen ab

  • Zu deinm ersten Absatz: Um den Studiosound von ABBA praktisch unverändert auf die Bühne zu bringen, reicht es nicht, wenn es ein bißchen nach Studio aussieht. Da stelle ich mir eher vor: Hinten vom Publikum aus rechts auf der schon sehr großen Bühne steht die Keyboardburg. Drei Meter tief, sieben oder acht Meter breit (das Schlagzeug muß scon außermittig stehen), an die 30, 40, 50 Synthesizer bis hin zu zwei riesigen weißen Synthesizerorgeln, die für jeweils an die 100.000 € aus Japan importiert wurden und jeweils über 350 Kilo wiegen. Dahinter vier Synthfreaks am Herumspringen zwischen den Geräten. Als wenn das noch nicht reichen würde, hängt schräg darüber der Spiegel, der die "Die tun doch nur als ob"- Fraktion Lügen strafen soll.


    Immer noch besser als die Alternativen?


    Zum zweiten Absatz: Natürlich bin auch ich für freien Meinungsaustausch. Aber Internetforen sind im Gegensatz zu Gesprächen nun mal thematisch gegliedert. Ein Thema, ein Thread. Da wird nicht mitten im Thread das Thema gewechselt, weil irgendjemand über was anderes reden will. Neues Thema: neuer Thread.


    Hier ganz konkret ist das Problem, daß sehr viele Leute Tributebands kategorisch ablehnen. Und ich befürchte nicht nur, daß sie meinen Thread komplett hijacken mit einer Anti-Tributeband-Diskussion, die nicht das Thema des Threads ist, sondern das ist in meinem ersten Thread tatsächlich beinahe passiert.


    Ich habe einfach begründete Angst, daß mein Thread zu einem sehr spezifischen Thema, das mich brennend interessiert und mir sehr am Herzen liegt, gekapert wird von Tributeband-Hassern, die entweder nicht wissen, was "off-topic" ist, oder denen es völlig egal ist. Dann motzen 80% der Poster gegen Tributebands, 20% verteidigen sie, alle schreiben off-topic, und absolut niemand schreibt irgendwas zu meinem Thema, um das es eigentlich ging. Dann hätte ich mir den Thread auch ganz sparen können.


    Wenn ihr unbedingt für und wider Tributebands im allgemeinen diskutieren wollt, dann macht dafür einen eigenen Thread auf. Aber kapert nicht meine Threads dafür, in denen es um etwas ganz anderes geht. Denn das ist ein Regelverstoß.


    Im übrigen ist diese Diskussion an sich wieder komplett off-topic, und ich möchte sie möglichst nicht in diesem Thread fortführen. Denn hier geht es um etwas ganz anderes.

  • Mit Deinem letzten Satz, dass es nun wieder .....wie Du schreibst......off-Topic ist, hast Du sicher Recht, aber das hast Du halt selber mit Deinem Thread-Einstieg so provoziert.


    Was die Thematik betrifft.......ich hatte ja geschrieben, dass ich mich dieser Thematik nur bedingt nähern kann, da ich dem Thema Coverbands zwar nicht generell negativ gegenüber stehe, aber im Falle ABBA ich das für ein nahezu unmögliches Unterfangen halte und für mich persönlich auch nicht wirklich wünschenswert, da im Falle ABBAs aufgrund des ganz speziellen Zusammenspiels zwischen Gesang, Sound und Arrangements das kaum einigermaßen akzeptabel hinzubekommen ist im Gegensatz zu vielen anderen berühmten Gruppen, wo das wohl wesentlich leichter geht, auch vielleicht aufgrund der Tatsache, dass bei anderen Gruppen das Thema Gesang einfacher zu covern ist.....da kannst Du das Beispiel Roxette nehmen.


    Auch bin ich kein professioneller Musiker, der jetzt beurteilen kann, ob man da wirklich diesen Mammutaufwand betreiben müsste, so wie Du ihn da beschreibst mit 50 Synthesizern usw. Das erscheint mir alles ein wenig überfrachtet und somit auch sinn- und zweckentfremdet.


    Sollte das so sein, wie Du es beschreibst, müsste man da wirklich die Sinnfrage stellen und wäre auch finanziell mehr als fragwürdig.


    Meine abgegebene Meinung betraf ja auch nur meine Präferenz im ganz übergeordneten Sinne und man müsste dann wohl schon zu solchen Kompromissen greifen, wie Du sie in Deinem Absatz "Authentischer Klang" beschrieben hast.


    Das ganze müsste dann aber in einem gewissen "eng gesteckten" Rahmen bleiben.......Aber wie gesagt, im Falle ABBA bin ich da mehr als skeptisch, ob da so was funktionieren kann aufgrund der speziellen Komplexität der Gruppe.

  • Alles live gespielt, annehmbares Bühnenbild, aber es klingt nicht 100% wie ABBA: Das trifft aktuell so auf die meisten ABBA-Tributebands zu. Wieder eher normale Besetzung mit maximal einem Keyboarder, der nicht Benny ist. Jede einzelne Note wird von den Musikern auf der Bühne live gespielt. Aber so wirklich wie von Platte/CD klingt das nicht, das merkt sogar ein Laie.


    Ich halte diese Variante für die sinnvollste und wohl auch relativ gut umzusetzende Variante.

  • Auch bin ich kein professioneller Musiker, der jetzt beurteilen kann, ob man da wirklich diesen Mammutaufwand betreiben müsste, so wie Du ihn da beschreibst mit 50 Synthesizern usw. Das erscheint mir alles ein wenig überfrachtet und somit auch sinn- und zweckentfremdet.


    Mitnichten.


    Benny hatte ja nicht unbedingt wenige Synthesizer bei ABBA im Einsatz. Zum einen kann keiner dieser Synthesizer das Klangspektrum eines anderen dieser Synthesizer perfekt nachbilden, so daß die sich nicht gegenseitig ersetzen können. Zum anderen können einige davon bis heute nicht adäquat durch modernere Synthesizer imitiert werden. Allein schon deshalb muß streng genommen jedes Gerät, das bei ABBA im Studio verwendet wurde, auch auf die Bühne.


    Dann gibt's Fälle, in denen ein Synthesizer mehrfach gleichzeitig zu hören ist. "Arrival" ist so ein Fall mit bis zu 8 gleichzeitigen Spuren vom Polymoog. Um das live nachzuspielen, braucht man folglich 8 Polymoogs. (Mal davon abgesehen, daß es schwierig genug ist, einen zu kriegen, geschweige denn acht.)


    Oder wenn ein Synth zwar immer nur einmal zu hören ist, aber immer mal wieder mit anderen Synths zusammen. In einem Song steht der Synth günstig am einen Ende der Burg, in einem anderen Song müßte er am anderen Ende der Burg stehen, weil ihn da ein anderer Keyboarder braucht, der aber keine vier Meter langen Arme hat. Lösung: einen zweiten aufstellen.


    Dann haben einige der ABBA-Synthesizer keinen Speicher für Klangeinstellungen. Zur Zeit von Minimoog, ARP Odyssey und ARP Avatar gab es das noch nicht. Mit Soundspeicher drückst du einen Taster und hast einen völlig anderen Sound. Ohne mußt du die Sounds jedes Mal Stück für Stück per Hand einstellen und zusammenbauen. Und das dauert. Anders Eljas hat das ja 1977 beispielsweise am Minimoog tatsächlich gemacht. Aber wenn's schnell gehen muß, kann man den Synth nicht unbedingt genau einstellen, und im Lärm einer Live-Situation kann man nicht gut gegenhören, ob der Sound so ist, wie man ihn haben will. Wenn's also schnell und klanglich präzise sein soll oder man gar keine Zeit zum Soundschrauben hat, hilft nur eins, was manche Musiker auch tatsächlich so praktizieren: für jeden Sound ein eigener Synth. Mindestens einer, denn manchmal treffen auch hier die obigen Absätze zu.


    Zugegeben, eine solche Burg ist reine Utopie, denn nicht nur sind alle dafür notwendigen Synthesizer als Klassiker entsprechend teuer, sondern einige wird man nie in diesen Stückzahlen kriegen, wenn überhaupt. Aber sie dürften weit authentischer klingen als alles, was heute normalerweise zum Einsatz käme.

  • <<ABBA sind nicht bis zum Schluß live aufgetreten. Damit gibt es von den Songs aus den 80ern, also aus Super Trouper, The Visitors und Opus 10, keine Live-Versionen.>>


    Doch, gibt es, aus der Dick Cavett Show. Immerhin haben sie da live gespielt, auch Lieder aus Super Trouper und The Visitors.


    LG,
    Manuel

  • Mag sein. Aber nach dem, was ich über den Auftritt gelesen habe, hält sich die Begeisterung der Fans über die Dick-Cavett-Versionen teilweise arg in Grenzen. Eine Tributeband sollte sich also stark überlegen, ob sie es sich antut, diese Versionen live zu replizieren. (Das heißt, diese Versionen wirklich 1:1 bis ins Detail zu replizieren, wird auch schon schwierig genug, ist aber kein Vergleich zu den Studioversionen.)


    Außerdem: Wenn eine gewisse Bootleg-CD mit 13 Tracks den kompletten Auftritt abbildet (bin mir nicht sicher, ob ich einen Link darauf setzen sollte), dann haben ABBA gewisse wichtige Songs auch bei Dick Cavett nicht live aufgeführt. LAYLOM etwa oder WAISAD. Die sind also bis heute nie von ABBA selbst live gespielt worden, von denen gibt es also bis heute keine offizielle ABBA-Live-Version, ebensowenig wie von den Songs, die mal Opus 10 werden sollten. Oder sind ABBA auch irgendwo mit TDBYC und/oder UA live ohne Zuspieler aufgetreten?

  • .... an die 30, 40, 50 Synthesizer bis hin zu zwei riesigen weißen Synthesizerorgeln, die für jeweils an die 100.000 € aus Japan importiert wurden und jeweils über 350 Kilo wiegen. Dahinter vier Synthfreaks am Herumspringen zwischen den Geräten. Als wenn das noch nicht reichen würde, hängt schräg darüber der Spiegel, der die "Die tun doch nur als ob"- Fraktion Lügen strafen soll.

    Lieber Doctor, die Spiegel halte ich für überflüssig. Wer würde vermuten, dass eine Band Tasteninstrumente für eine Viertelmillion Euro auf die Bühne sttellt, dann aber nur so tut, als würden sie gespielt werden?

  • Zitat von »The Doctor«



    Alles live gespielt, annehmbares Bühnenbild, aber es klingt nicht 100% wie ABBA: Das trifft aktuell so auf die meisten ABBA-Tributebands zu. Wieder eher normale Besetzung mit maximal einem Keyboarder, der nicht Benny ist. Jede einzelne Note wird von den Musikern auf der Bühne live gespielt. Aber so wirklich wie von Platte/CD klingt das nicht, das merkt sogar ein Laie.

    Bei einigen ABBA-Tributebands, die ich gehört habe, wäre die Aussage "es klingt nicht 100% wie ABBA" eine arge Schmeichelei. Da klang es nur ein bisschen nach ABBA; in einem Fall klang es so, als würde Roxette Abba-Songs nachspielen, bei fast allen Songs dominierte eine verzerrte E-Gitarre. Da stimmte fast gar nichts, was den Sound betrifft, das ABBA-ähnlichste war da noch die Haarfarbe der beiden Sängerinnen (es gab nur zwei, also keine Background-Stimmen). Das Publikum war aber zu meiner Überraschung gutwillig bereit, eine solche Qualität zu akzeptieren; es erkannte immerhin die Songs als Abba-Songs und konnte mitsingen. Ähnliches gilt ja auch für Arrangements der Songs im Musical und Film "Mamma Mia". Da wird das Abba-Songmaterial sehr frei gecovert, und oft werden die Leadparts von Mädchen mit mehr oder weniger (für mich) furchtbarer, typischer Musical-Stimme gesungen bzw. geschmettert und damit für meinen Geschmack verhunzt.
    Vielleicht werden die Songs von ABBA eines Tages in "großen Häusern" aufgeführt, wie z.B. im Festspielhaus Baden-Baden, und dann gleich 14 Abende en suite für ein erlesenes Publikum, das pro Ticket 150 Euro zahlt. Dann wären die betriebswirtschafltichen Voraussetzungen für den "ganz großen Aufwand" gegeben. d.h. für den Versuch, ganz nahe an die 100prozentige Werktreue ranzukommen. Das ist aber heute noch Utopie (und wird es vielleicht immer bleiben, weil Benny und Björn wohl nie den Status eines Giuseppe Verdi zuerkannt bekommen werden). Unter heutigen Bedingungen muss man schon froh sein, wen eine Triubteband "einigermaßen" nach Abba klingt.

  • Ist zwar relativ irrelevant, aber interessant.


    Lieber Doctor, die Spiegel halte ich für überflüssig. Wer würde vermuten, dass eine Band Tasteninstrumente für eine Viertelmillion Euro auf die Bühne sttellt, dann aber nur so tut, als würden sie gespielt werden?


    Ein ABBA-Tribute-Publikum ist, was das Musizieren angeht, überwiegend relativ "ungeleckt". Zunächst mal können die nicht einschätzen, was das ganze Tastenequipment gekostet hat – das können nur Leute, die sich wirklich mit klassischen Synthesizern befassen, und selbst unter Tastenspielern tut das einer von mehreren tausend.


    Das "Die tun nur so als ob" kommt aus derselben Richtung: Was ein Keyboarder macht – ganz besondere, was ein Synthesizerspieler macht –, ist äußerst abstrakt, auch deshalb, weil es nicht immer eine deutliche Korrelation gibt zwischen dem, was der Musiker tut, und dem, was man da hört, jedenfalls weniger als bei akustischen Instrumenten. Folglich steht der Keyboarder unter Playback-Generalverdacht, weil für den Laien nicht immer erkenntlich ist, in welchem Zusammenhang das Gehörte und die Bewegungen des Musikers stehen, und weil viele vom Hörensagen "wissen", daß das geht und einige Keyboarder das tatsächlich machen. (Letzteres stimmt ja auch.) Dann müssen die ganzen alten Gerätschaften auf der Bühne auch nicht unbedingt Synthesizerklassiker sein, die ein Heidengeld gekostet haben, sondern dann hat der Zuschauer eher eine aus rein optischen Showgründen angehäufte Ansammlung von Dachbodenfunden und Attrappen vor seinem geistigen Auge. Mit größter Wahrscheinlichkeit sehen sie die Synths ja auch nur von hinten oder von der Seite, Klaviaturen und andere Bedienelemente sind also unsichtbar.


    Der Spiegel, den ich in der Form tatsächlich schon bei Konzerten über Synthesizerburgen gesehen habe, soll zunächst mal zeigen, was in der Burg tatsächlich passiert. Wenn das Publikum von oben sieht, wie die Keyboarder herumhuschen und die Synths bedienen, will sagen, auch tatsächlich auf den Klaviaturen spielen, die man dann ja auch von oben sieht, dann sollte da schon etwas eher eine Korrelation erkennbar sein, zumindest aber, daß die Musiker in der Burg nicht grundlos herumwirbeln. Für diejenigen mit Ahnung von der Materie ist ein Bonus, daß sie das ganze Ausmaß des verwendeten Equipments erkennen, und auch, daß das wirklich alles zum Einsatz kommt.


    Gut, daß das nicht einfach nur Showdeko ist, sollte eigentlich halbwegs klar sein, wenn man bedenkt, wie so eine Burg das Bühnenbild verschandelt. Sogar Anders Eljas hatte nie auch nur annähernd soviel Equipment um sich herum. Daß das da alles steht und die Band tatsächlich den Aufwand auf sich nimmt, das alles zu transportieren und stundenlang auf- und abzubauen, muß also einen anderen Grund haben als das optische Ausstaffieren der Bühne, weil es wie gesagt eher eine optische Abwertung ist. Das muß also alles funktionsfähig sein und auch genutzt werden.

  • Gut, daß das nicht einfach nur Showdeko ist, sollte eigentlich halbwegs klar sein, wenn man bedenkt, wie so eine Burg das Bühnenbild verschandelt. Sogar Anders Eljas hatte nie auch nur annähernd soviel Equipment um sich herum. Daß das da alles steht und die Band tatsächlich den Aufwand auf sich nimmt, das alles zu transportieren und stundenlang auf- und abzubauen, muß also einen anderen Grund haben als das optische Ausstaffieren der Bühne, weil es wie gesagt eher eine optische Abwertung ist. Das muß also alles funktionsfähig sein und auch genutzt werden.

    Okay, kann ich z.T. nachvollziehen. Man würde allerdings bei heutigem Stand der Technik wohl kaum einen Spiegel benutzen, sondern eine schwenkbare Kamera über die Synthesizer-Burg hängen und das Treiben des Keyboarders gelegentlich als Zwischenschnitt auf der Großleinwand neben der Bühne zeigen.

  • Ich denke aber nicht an 1 Keyboarder mit 2 bis 4 Keyboards. Was ich gesehen habe, waren 4 Keyboarder mit dutzendweise Synthesizern, die sich über mindestens 7 Meter Bühnenbreite verteilten. Wesentlich kleiner wäre ein realistisch klingendes Keyboard-Setup in einer ABBA-Tributeband nicht.


    Für eine einzelne schwenkbare Kamera bräuchte man einen Dolly-Kran, der weit über die Bühne reicht.

  • Also mit dem Zebra-Synthesizer in der HZ-Version kommt man mit etwas Mühe und genauem Hinhören recht nah an viele Abba-Sounds heran.
    Die Sounds aus LAYLOM habe ich selbst schon damit nachprogrammiert. Wenn man dann einen Mac unauffällig auf der Bühne versteckt, sollte man schon sehr vieles abdecken können.


    Fragt sich natürlich, wie weit man ins Detail gehen will, und wie weit der Eigenanspruch der Band es erfordert, ins Detail zu gehen. Soll es "ungefähr ähnlich" klingen oder tatsächlich den Sound des von ABBA im Studio verwendeten Equipments bis in die kleinste Nuance, bis ins kleinste technische Detail replizieren?


    Am Sound der bei LAYLOM dominanten Yamaha GX-1 sind sehr viele Elemente beteiligt, die man eigentlich alle emulieren müßte. Damit es auch wirklich nach einem diskret aufgebauten, spannungsgesteuerten Analogsynthesizer klingt, müssen die Oszillatoren nicht nur frei schwingen, sondern ganz leicht driften und jittern – einerseits unabhängig pro Stimme, andererseits müssen dabei aber pro Stimme Sinus, Sägezahn, Rechteck/Puls und Dreieck trotz allem immer perfekt phasenstarr zueinander laufen, und zwar in derselben Phasenlage zueinander wie bei den VCOs der GX-1, die diese vier Wellenformen plus Weißem Rauschen gleichzeitig ausgeben.


    Hinter jedem Oszillator steht erst ein 12-dB/Oktave-Hochpaßfilter, dann ein 12-dB/Oktave-Tiefpaßfilter, die beide nicht annähernd wie das Filter eines Oberheim SEM klingen, das von so ziemlich jedem virtuell-analogen Synthesizer mehr oder weniger emuliert wird (bis auf die fehlende Fähigkeit zum Überblenden zwischen den Modi), sondern subtile, aber merkliche Verzerrungen produzieren, die man bei LAYLOM wunderbar hören kann. Erschwerend kommt hinzu, daß Oszillatoren, Filter, Verstärker und Verstärkerhüllkurven jeweils pro Stimme vorhanden sind, es aber pro Tone (also bei polyphonen Klängen pro acht Stimmen) nur eine Filterhüllkurve für 16 Filter (die Modulationsintensität für HPF und LPF läßt sich nicht separat regeln – die läßt sich gar nicht regeln, weil sie in die Hüllkurve integriert ist). Noch dazu hat kein Digitalsynthesizer der Welt Hüllkurven, die so schnell sind wie die der GX-1: meines Wissens Minimum 1/100 Sekunde von Initial Level bis Attack Level, 1/100 Sekunde von da auf Sustain Level, am Ende 1/100 Sekunde von Sustain Level auf Initial Level. Wenn Sustain Level = Attack Level ist, kann die GX-1 Blips von 1/50 Sekunde, wovon Benny sehr wohl Gebrauch gemacht hat.


    A propos Filter, bei den Oszillatoren sind bei zwei Wellenformausgängen (Rechteck/Puls, Sägezahn) nochmals eigene Filter nachgeschaltet, so daß jeder Tone nur 1 Oszillator (mit 4 Wellenformen gleichzeitig + Rauschen), aber 4 Filter hat. Pro Manual kann man zwei Tones mischen und das Gemisch noch einmal filtern. Wenn du 2 Oszillatoren verwendest, mußt du je nach Sound damit rechnen, bis zu 9 Filter dahinter zu setzen – willkommen in der Welt der virtuellen Modularsynthesizer.


    Was auch zum Klang der GX-1 besonders bei ABBA beiträgt, ist, daß sie nicht über Line-Ausgänge (die sie gar nicht hat) direkt ins Pult gespielt wurde, sondern über ihre beiden riesigen Röhrenkabinette abmikrofoniert wurde. Heißt: Verstärkeremulation für Röhrenverstärker, von denen es gar keine dedizierten Emulationen gibt, Lautsprecheremulation, Emulation der Mikrofonierung.


    Ältere Sachen können noch härter zu emulieren sein, nämlich, wenn der Polymoog zum Einsatz kommt. Der hat von der Oktavteilertechnik (der Unterschied zu den normalerweise bei polyphonen Analogsynthesizern verwendeten Voicecards ist hörbar) bis hin zum Resonator so einiges, was nur äußerst schwer bis gar nicht emulierbar ist. Von den klanglichen Artefakten, die beim Entrauschen des Polymoog und dem Wiederaufpolieren des nach dem Entrauschen dumpfen Klangs entstanden sind, will ich gar nicht erst anfangen.


    Um einmal einen Maßstab für Originaltreue aufzuzeigen: Es gibt aktuell keinen Synthesizer auf dem Markt, weder echt analog noch virtuell-analog noch Software, der so nah an einen ARP Odyssey Mk. I (Flötensound in "Gimme! Gimme! Gimme!") kommt wie Korgs Nachbau des ARP Odyssey nach den Originalschaltungen, dessen Filter sich zum Glück auf die Bauform der ersten Generation schalten läßt. Mit nichts anderem kann dieser Sound überzeugend produziert werden, ist es doch kein VCO, den man da hört, sondern das selbstoszillierende 4023-Filter, und so klingt sonst nichts anderes. Aber selbst dem Korg ARP Odyssey wird von Kennern der Materie attestiert, daß er nicht annähernd wie ein originaler ARP Odyssey aus den 70ern klingt.


    Ein zweiter Keyboarder wäre natürlich nicht schlecht, aber alles andere ist Größenwahn.


    Wenn man einerseits absolut jeden noch so kleinen Part der originalen Studioversion 1:1 wie auf der Platte replizieren will, andererseits aber alles 100% echt live per Hand ohne Sequencer und ohne Audiozuspielungen spielen will, braucht man früher oder später zwingend mehr als vier Hände gleichzeitig auf elektronischen Tasten.


    Andererseits, wie ich schon sagte, kann man dann "The Day Before You Came", "Under Attack" und dergleichen nicht spielen, weil man in das Dilemma gerät, daß nach der eigenen Philosophie die Drums vom Schlagzeuger per Hand gespielt werden müssen, aber ABBA damals selbst eine Drummachine verwendet haben, die im Sinne 100%iger Authentizität folglich auch von der Tributeband verwendet werden müßte.

  • Lieber Doctor,


    dein Synthesizer-Fachwissen scheint profund und ich bin ein bisschen froh hier jemand gefunden zu haben, mit dem man über die Programmierung von Abba-Synthsounds fachsimpeln kann. ^^


    Aber wenn Du wirklich ein Ergebnis, das heisst eine funktionierende Abba-Cover-Band mit ordentlichen Sounds haben willst, wirst Du Kompromisse eingehen müssen. Die Details, auf die Du da wert legst, werden 97% der Hörer gar nicht wahr nehmen.


    Ich würde tatsächlich versuchen mich, soweit es geht, zu nähern. Das ist spannend und heldenhaft genug. ;)


    Vielleicht sollten wir mal ein paar Ergebnisse austauschen? Ich hab wie gesagt ein paar Versuche mit dem HZ-Zebra versucht und bin glaube ich zu 85% dran. Mich würde Dein Anspruch an 1:1 viel zu sehr belasten, da komme ich ja niemals zu einem Endergebnis.


    Nicht mal Abba konnte live den eigenen Studio-sound auf der Bühne hundertprozentig herstellen. Warum solltest Du das dann tun?


    Hier passt das Zitat des großen Philosophen Oliver Kahn 8| wunderbar: "Die Perfektion ist der Feind des Anfangens."

  • Lieber Doctor,


    dein Synthesizer-Fachwissen scheint profund und ich bin ein bisschen froh hier jemand gefunden zu haben, mit dem man über die Programmierung von Abba-Synthsounds fachsimpeln kann. ^^


    Aber wenn Du wirklich ein Ergebnis, das heisst eine funktionierende Abba-Cover-Band mit ordentlichen Sounds haben willst, wirst Du Kompromisse eingehen müssen. Die Details, auf die Du da wert legst, werden 97% der Hörer gar nicht wahr nehmen.


    Leider sind es häufig nicht nur "Details", und leider werden häufig nicht nur "Kompromisse" gemacht. Sogar bei ganz großen Namen höre ich häufig drastische Abweichungen vom Original, die selbst mit vorhandenem Equipment und annehmbarer Zeitinvestition vermeidlich gewesen wären.


    Ich empfehle an der Stelle meine drei langen Konzertrezensionen vom Winter 2015 (A Tribute to ABBA · A4u · ABBA – The Show).


    Vielleicht sollten wir mal ein paar Ergebnisse austauschen? Ich hab wie gesagt ein paar Versuche mit dem HZ-Zebra versucht und bin glaube ich zu 85% dran.


    Ich glaube, das wird nicht viel bringen. Ich selbst nutze keinerlei Softwaresynthesizer, ausschließlich digitale Hardware (vielleicht wird irgendwann ein Analoger bei mir landen, und auch dann wird das kein Speicherloser aus den 70ern sein), und spiele auch nicht in einer Tributeband, auch deshalb, weil ich weiß, daß ich da meinen Eigenanspruch weder finanziell noch zeitlich umsetzen können würde.


    Prozentzahlen für Originaltreue empfindet sowieso jeder anders. Was für einen umgesattelten Konzertpianisten 100% sind, empfindet ein eingefleischter Synthesizer-Nerd mit entsprechend trainiertem Gehör und Detailwissen als nicht einmal 40%.


    Nicht mal Abba konnte live den eigenen Studio-sound auf der Bühne hundertprozentig herstellen. Warum solltest Du das dann tun?


    Vom Originalinterpreten erwarten die Fans auch mal einen kreativen Umgang mit dem eigenen Material.


    Von einer Tributeband erwarten die Fans, daß es sich genau so anhört, wie sie es gewohnt sind. Wenn sie die Musik von ABBA nur aus dem Radio bzw. von den Studioalben kennen, heißt das, sie erwarten eine exakte Reproduktion der originalen Studioversionen, weil es die sind, die sie kennen. Wenn eine Tributeband die Wembley-Version von "Gimme! Gimme! Gimme" spielt, wird einigen Hardcore-Fans, die diese Version kennen, das Herz aufgehen – die breite Masse, die die Wembley-Version nicht kennen, werden sich fragen, was das jetzt sein soll. Sie hören vielleicht nicht jedes Detail einzeln. Aber wenn irgendwas irgendwie anders ist, klingt das Ganze auf einmal nicht mehr, wie sie es gewohnt sind, sondern "komisch".


    Das sieht nur aus in einem Musikfandom, das eher klein ist, in dem aber die Hardcore-Fans, die auch Live-Versionen kennen, identifizieren können und vielleicht sogar bevorzugen, bei weitem die Mehrheit stellen.

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