Das gesangliche Arrangement und die Melodielinie von THE DAY BEFORE YOU CAME

  • THE DAY BEFORE YOU CAME war das letzte Lied, das ABBA aufnahmen........ihr Schwanengesang.........in einer Zeit, als bei ABBA die Dinge schon längst anders liefen wie früher.......


    Benny und Björn hatten sich emotional langsam von ABBA verabschiedet, weil sie von der Idee eines abendfüllenden Musicals eingenommen waren..........und für Frida waen Aufnahmen mit ABBA inzwischen zu einer persönlichen Härteprüfung geworden, nachdem sie von Benny verlassen worden war......


    Im Studio war die Atmosphäre inzwischen sehr kalt geworden....jeder ging seine eigenen privaten Wege......alles war sehr schwer geworden.....


    Trotzdem brachten ABBA gerade in dieser Zeit einige ihrer allergrößten Werke zustande, ...stellvertretend möchte ich ONE OF US, THE DAY BEFORE YOU CAME oder das unveröffentlichte JUST LIKE THAT nennen.......


    Nachdem sich nun in diesen Tagen das Thema THE DAY BEFORE YOU CAME in einem anderen Thread wieder mal angeboten hat, möchte ich es hier in einem gesonderten Thread nochmals bzw. wieder aufgreifen.........und zwar aus der Sicht der gesanglichen Arrangementierung bzw. der daraus erfolgten erheblichen Änderung seiner Melodielinie........und hier im speziellen um den kreativen Anteil Agnethas in diesem Kontext.......


    Wie wir ja alle wissen, haben Benny und Björn damals Agnetha gebeten, das Lied in einer anderen Form einzusingen, um die Stimmung um diese einsame Frau noch stärker zu betonen, worauf Agnetha einwilligte.....


    Aber dann liess Agnetha Benny und Björn wissen, dass der Ansatz des Liedes mit seinem gewählten Arrangement nicht stimmen würde und so nicht funktionieren könnte und in seinem Arrangement etwas geändert werden müsse...........So würde sie jedenfalls das Lied nicht singen, weil es so nicht stimmig wäre....


    Das größte der Probleme an der Grundmelodie von Benny und Björn war dabei das völlige Fehlen eines Refrains, was kombiniert mit der speziellen gewünschten gesanglichen Darstellung des Liedes, das Lied langweilig werden liess, weil diese "Aufzähl-Charakteristik" desSongs eine viel zu große Monotonie aufkommen liess......


    Agnetha hatte dann diese Idee mit einem völlig veränderten Arrangement, was auch einen Teil der bisherigen Melodie deutlich veränderte.....


    Ihr Ansatzpunkt dabei war, die viel zu große Monotonie dieser "Aufzähl-Charakteristik", in der der Tagesablauf dieser einsamen Frau erzählt wird, mit einem Refrain im "Aznavour-Style" aufzubrechen.....


    Dies bedeutete, in das Lied einen Teil einzubauen, in der dieser fehlende Refrain quasi ersetzt wird durch ein stilistisches Mittel, mit dem am Ende der Strophen eine Melodielinie eingefügt wird, bei der das Lied gesanglich und stimmtechnisch so erhöht wird, das es praktisch einen fehlenden Refrain quasi ersetzt, bevor die Melodielinie dann kontinuierlich nach unten geht.........


    Dieses Stilmittel bot sich für THE DAY BEFORE YOU CAME geradezu perfekt an, weil es hier großartig als Kontrast zum sich immer wieder wiederholenden Klangbild der vorangegangenen Zeilen fungieren konnte, die dann nicht etwas monoton wirken, sondern viel eher die Spannung aufbauen, die dann in diesem künstlichen Refrain (Aznavour-Refrain) aufgelöst werden können.....


    Um es auch praktisch deutlich zu machen......


    Es sind durch dieses neue stimmliche Arrangement 2 Teile im Lied, die in der ursprünglichen Fassung Bennys in dieser Form so nicht enthalten waren.......


    Ich verlinke sie mal an den entsprechenden Stellen.......


    Hier direkt verlinkt .....doppelter "künstlicher" bzw. "Aznavour-Refrain" 40 Sekunden von 3.52 bis 4.32


    https://www.youtube.com/watch?v=1HnOFwqpLRQ&t=3m52s


    ...und hier auch der erste Teil des gleichen Melodieteils......"Aznavour-Refrain" 20 Sekunden von 2.10 bis 2.30


    https://www.youtube.com/watch?v=1HnOFwqpLRQ&t=2m10s


    Weiterhin wurde das Lied in der nun modifizierten und veränderten Version nach Ende jeder Zeile anders arrangiert, was heissen soll musikalisch verstärkt.......was diesen speziellen Effekt in den Strophen ergibt......Ebenso galt das für das Schlagzeug, was ja in diesem Fall kein echtes Schlagzeug war......


    Dieser "künstliche" Refrain durch Agnetha am Ende der 2. und 3. Strophe bzw. 4 Strophe nahm dem Lied dann seine vorherige Monotonie und alles zusammen ergab dann die spezielle Charakteristik dieses Liedes.....


    Das kann man wunderbar an folgenden Stellen hören, und ich kopiere hier nochmal besagte Stellen aus einem anderen Thread hier herein...........


    Zunächst wurde das musikalische Arrangement bei den beiden Zeilen


    At five I must have left, there's no exception to the rule
    A matter of routine, I've done it ever since I finished School


    ganz leicht verstärkt, was quasi die Spannung noch mehr aufbaute.........danach erfolgte dieser sogenannte "künstliche" Refrain, indem Agnetha nun das folgende neue Teil stimmlich deutlich überhöhte, indem sie mit der Stimme hochging und das nächste Wort ganz langgezogen sang.......also.......


    Theeeeeeee train back home again


    und dann anschliesend die Melancholie des Liedes in diesem "künstlichen" Refrain betonte, indem sie in den nächsten beiden Zeilen stimmlich ganz kontinuierlich nach unten ging....also bei......


    Undoubtedly I must have read the evening paper then
    Oh yes, I'm sure my life was well within it's usual frame


    mit dem dann die 2. Strophe abschiessenden ..


    The day before you came


    Auch das Arrangement des Zwischenspiels zwischen 2. und 3. Strophe wurde verändert mit dem klassischen und wortlosen Gesang von Frida...........


    ...und dann das gleiche in der 3. Strophe


    Leichte musikalische Verstärkung bei...


    I must have gone to bed around a quarter after ten
    I need a lot of sleep, and so I like to be in bed by then


    ...der "künstliche" Refrain" mit dem mit der Stimme hoch gehenden und langgezogenen....


    AAhhhiiiiiii must have read a while


    und


    The latest one by Marilyn French or something in that style
    It's funny, but I had no sense of living without aim


    wo Agnetha dann wieder kontinuierlich mit der Stimme nach unten geht, wodurch die melancholische Stimmung erzeugt wird.....


    ....und dann wieder mit dem abschliessenden....


    The day before you came


    Dieser "künstliche" Refrain wurde dann gleich nochmal in der 4.Strophe wiederholt, die dann praktisch nur noch aus diesem besteht mit.......


    And turning out the light
    I must have yawned and cuddled up for yet another night


    ....was dann auch der Höhepunkt des gesamten Liedes ist.....


    Das Lied hatte nun eine andere Charakteristik, als es vorher der Fall war, als das Lied noch ohne stimmliche Begleitung und in der ursprünglichen Arrangementierung war.........und war nun absolut stimmig.........Heute ist es einer der größten ABBA-Klassiker.....


    Irgendwann werden wir wohl auch die ursprüngliche Aufnahme mal hören ohne "Aznavour-Refrain".......so wie es sich ursprünglich angehört hat........was dann sicher ein sehr faszinierender Vergleich sein wird......


    Wenn man sich das Lied anhört, wird man ganz zweifellos diese speziellen Höhepunkte des Liedes identifizieren können, die gerade diese beschriebenen Stellen dem Lied seine besondere Würze geben....


    Das alles war natürlich wunderbar in der gesanglichen Arrangementierung möglich, weil THE DAY BEFORE YOU CAME eines jener Lieder ist, dessen Melodie AUSSCHLIESSLICH durch Agnethas Gesang transportiert wird.........und nicht in der musikalischen Begleitung identifiziert werden kann......


    Für mich sind das alles sehr spannende Begleiterscheinungen zu diesem genialen Lied, wo man auch wunderbar sehen kann, welche Entwicklungsstufen es genommen hat.....


    Benny hat das Lied ja nun auf seinem Piano nachgespielt, wodurch erstmals seine Melodie nicht durch den Gesang interpretiert wurde,........Er hat dabei aber diese Stilistik des gesanglichen Arrangements von damals in sein Pianospiel übernommen, wodurch es auch eines der schönsten Stücke auf seinem Piano-Album ist...........


    Der Zauber ist für mich allerdings nur durch den Gesang Agnethas spürbar........

  • THE DAY BEFORE YOU CAME ist zweifellos erst durch dieses Umarrangieren von Agnetha zum für mich besten ABBA Song aller Zeiten geworden.
    Ihre Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, weswegen sie eigentlich auch als Mitkomponistin hätte erwähnt werden sollen. Aber das haben die Herren der Schöpfung schon vorher nie gemacht, warum sollten sie es dann tun. :S

    Irgendwann werden wir wohl auch die ursprüngliche Aufnahme mal hören ohne "Aznavour-Refrain".......so wie es sich ursprünglich angehört hat........was dann sicher ein sehr faszinierender Vergleich sein wird......

    Diese ursprüngliche Aufnahme würde ich zu gern auch einmal hören.


    Benny hat das Lied ja nun auf seinem Piano nachgespielt, wodurch erstmals seine Melodie nicht durch den Gesang interpretiert wurde,........Er hat dabei aber diese Stilistik des gesanglichen Arrangements von damals in sein Pianospiel übernommen, wodurch es auch eines der schönsten Stücke auf seinem Piano-Album ist...........


    Der Zauber ist für mich allerdings nur durch den Gesang Agnethas spürbar........

    Die Piano-Version ist für mich eines der Highlights auf Bennys Album. Aber Gänsehaut wie beim Original kriege ich keine. Das hat einerseits mit Agnethas Gesang zu tun, aber auch mit dem genialen Synthesizer-Sound den Benny da produziert hat.

  • Ganz spannend das so zu lesen Scotty. Ich kenne Aznavour relativ gut, auch daher finde ich es so spannend, wurde bei diesem Lied diese Technik angewandt.


    Beim Text von Björn (einer seiner Besten finde ich), merkt man den Musical Einfluss, da ganz klar eine Geschichte erzählt wird. Raffiniert ist, dass man nicht genau weiß, was passierte dann "WHEN you came." Die Frau ist traurig. Ist sie wieder verlassen worden, oder tot??? Björn wurde schon befragt und freut sich immer über das Interesse, schweigt sich aber aus.


    Das Lied ist in meinen Top 3, gerade weil für mich die melancholische Stimmung, der Text, die Synthesizerlastigkeit (die viele stört, was ich verstehen kann, ber für mich hier gut paßt) und dann diese Hammerinterpretation von Agnetha sich perfekt zusammenfügen. Das Arrangement ist genial. Arrangieren konnte diese Band einfach sehr gut...


    Agnetha "ist" für mich diese Frau. Sehr toll.


    Die Piano Version mag ich sehr, weil die Melodie so stark ist, auch solo, aber für mich sind die beiden Versionen SO verschieden, ich vergleiche die nicht miteinander sondern liebe sie beide. "Nebeneinander".

  • Als ich jetzt nur diese beiden Ausschnitte anhörte, die Du eingestellt hast, Scotty, bekam ich gleich Gänsehaut! ^^


    Die Melodie ist so Intensiv und die Melancholie von Agnethas Gesang und interpretation ist so fantastisch!
    Deine Erklärung dazu, Scotty, lösen dann das besondere Gefühl, wenn ich mir das Lied anhöre auch noch zusätzlich aus :thumbup:


    Mir gefällt die Instrumentalversion von Benny auf seinem Piano Album auch sehr gut, aber mir geht es da wie Maruca, ich möchte sie gar nicht vergleichen, sondern für sich alleine stehen lassen.
    In den Archiven liegen bestimmt ja noch die verschiedenen Arrangements zum Lied und wir hören ja auch auf Bennys Piano Album, für welches sich Benny entschieden hat. ^^
    Agnetha hat also durch ihren Gesang und ihr Gefühl, die Melodie in die richtige Linie/Spur gebracht!
    Ich glaube, sie hat in der schon vorhandenen Melodie etwas gespürt, was mit einigen Veränderungen dann auch zum Vorschein kam...
    (ich kann es jetzt gar nicht anders beschreiben)


    Sie sagen ja heute selber, das sie damals schon in Endzeitstimmung waren und alles nicht mehr so leicht viel. Die ganzen privaten Umstände taten ihren Teil natürlich dazu, aber sie hatten alle Vier keine Lust, oder besser gesagt, Energie mehr auf ABBA. Und wenn man mit dem Kopf schon beim nächsten Projekt steckt und die Atmosphäre einen bedrückt und so schwer ums Herz macht, dann spürt man wohl, das es nicht mehr geht!


    Aber in der Zeit haben sie auch ihre besten Melodien geschrieben, die damals weit ihrer Zeit voraus war und heute Zeitlos sind. Damals war die Popwelt wohl dieser Dramaturgie in den Melodien nicht gewachsen und ABBA immer als Gute-Laune-Musik gesehen und wurden teilweise enttäuscht.
    Damals!
    Heute erkennt Jeder der die ABBA Musik liebt, was für geniale Melodien sie auch ausserhalb der Charthits geschrieben haben.


    Und das haben alle Vier geschafft!
    Sie haben immer professionell und perfektionistisch an jeder Melodie und Arrangements und Gesang gearbeitet! Am Ende fehlte einfach die Energie am ganzem Konzept "ABBA" festzuhalten.
    Das Leben geht weiter, die Einzelnen entwickeln und verändern sich und es machte zusammen einfach keinen Spass mehr...
    Schade nur, das es tatsächlich nicht nur eine Pause blieb.
    Aber private, berufliche Veränderungen haben ABBA leider nie mehr aufleben lassen.


    Aber TDBYC ist eines der ganz grossen Melodien, Arrangements und stimmliche Perfektion, die für mich ganz oben in der genialsten, perfekten Popliga schwebt!

    THE DAY BEFORE YOU CAME ist zweifellos erst durch dieses Umarrangieren von Agnetha zum für mich besten ABBA Song aller Zeiten geworden.
    Ihre Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, weswegen sie eigentlich auch als Mitkomponistin hätte erwähnt werden sollen. Aber das haben die Herren der Schöpfung schon vorher nie gemacht, warum sollten sie es dann tun.

    Agnetha war und ist einfach zu bescheiden. Ich weiss nicht, warum sie nicht mit erwähnt wurde, wenn sie grossen Einfluss zu den einzelnen Titel nahm, aber ich vermute, ihr war das nicht wichtig. Sie arbeitete einfach immer schon sehr gern im Studio! Das war für sie keine Arbeit, sondern Spass. Sie hörte etwas in den Melodien, wusste, wie sie es Singen musste, konnte, wollte. Arbeitete daran, bis sie es gefunden hatte, wie es klingen sollte und war auch dann erst zufrieden!
    Ob sie nun mit dabei erwähnt wurde, welchen Anteil sie daran hatte, war ihr anscheinend nicht so wichtig.
    Schön wäre es gewesen, wenn Benny und Björn sie erwähnt hätten. Aber wir wissen ja nicht, was damals so ausgemacht oder besprochen wurde.


    Benny und Björn haben ja, nach eigener Aussage, Agnetha immer versucht zu überreden, auch eigene Musik auf Alben von ABBA zu schreiben. Sie selbst, sagte ja mal, das sie ihre Melodien nicht für ausreichend hielt. Sie fand sie nicht gut genug neben Benny und Björn.
    Ich hoffe, sie weiss heute, was für geniale Melodien sie geschrieben hat und wie viel darunter wären, die mit ABBA zu Weltruhm geworden wären!
    Man sollte sich vielmehr im Leben trauen und auch mal was riskieren...
    aber Agnetha´s Prioritäten lagen viel mehr im privaten Bereich!
    Sie war bestimmt auch der Meinung, wenigsten einer sollte für die Kinder mehr da sein....

    Irgendwann werden wir wohl auch die ursprüngliche Aufnahme mal hören ohne "Aznavour-Refrain".......so wie es sich ursprünglich angehört hat........was dann sicher ein sehr faszinierender Vergleich sein wird......

    Darauf bin ich auch sehr gespannt...

    Benny hat das Lied ja nun auf seinem Piano nachgespielt, wodurch erstmals seine Melodie nicht durch den Gesang interpretiert wurde,........Er hat dabei aber diese Stilistik des gesanglichen Arrangements von damals in sein Pianospiel übernommen, wodurch es auch eines der schönsten Stücke auf seinem Piano-Album ist...........


    Der Zauber ist für mich allerdings nur durch den Gesang Agnethas spürbar........

    Der perfekte Zauber ist auch für mich nur mit dem Gesang Agnetha´s verbunden. Das weckt in mir noch mehr Emotionen, Gefühle und Gänsehaut aus. Keine andere Künstlerin kann das bei mir so auslösen!


    Auch wenn die Zusammenarbeit damals nicht mehr so leicht und locker war, wie ABBAs Anfangszeiten, waren sie aber trotzdem eine Viererkette...
    Obwohl Agnetha TDBYC alleine singt, hat man das Video und die Fotosession doch gemeinsam gemacht. Man hätte das ja auch seperat einspielen können!
    Deshalb möchte ich hier noch Fotos einstellen, die von diesem Tag sind. Und auch ein Foto von Benny, wo er wohl mit Kopfhörern die bis dahin komponierte Melodie von TDBYC anhörte und wohl selbst noch nach was suchte, was Agnetha dann fand... so sehe ich es...

  • Ihre Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, weswegen sie eigentlich auch als Mitkomponistin hätte erwähnt werden sollen. Aber das haben die Herren der Schöpfung schon vorher nie gemacht, warum sollten sie es dann tun.

    Wenn Agnetha tatsächlich zu diesem oder weiteren Songs ein Arrangement beigetragen haben sollte, ist sie selbst schuld, dass sie nirgends erwähnt worden ist.

  • Sehr schöne Beschreibung Nissi! So könnte es wirklich gewesen sein! Und natürlich hätte Agnetha da mehr auf ihrer Urheberschaft bestehen sollen – immerhin müsste ja Benny dann bei dem Piano-Album einräumen, dass manche Kompostitionen auch von Agnetha mit gestaltet wurden. Immerhin wird ja immer wieder Björn erwähnt, obwohl er als Texter wohl nur wenig Anteil an dem Piano-Album hatte… :D


    Aber auch die Piano-Version von TDBYC löst etwas in mir aus, Benny hat das sehr gut umgesetzt.


    Als Song war dieses Stück wohl am Anfang gewöhnungsbedürftig, weil es kein typischer ABBA-Song war. Aber ich sehe in der gewissen Monotonie Parallelen zu The Name of the Game. Das spätere Lied gefällt mir trotzdem besser.


    Für mich war es vom textlichen her immer eine „Vorgeschichte“, aber wie es dann weiterging, konnten ABBA leider nie mehr musikalisch umsetzen… Das wäre ja bei einer folgenden LP eine Idee gewesen. Viele Bands machten Stücke in Fortsetzungen. Andererseits wäre dann die innewohnende Frage gelöst worden, und gerade das machte ja auch einen Teil der Faszination von TDBYC aus.

  • Highway ich glaube Björn wird erwähnt, weil ABBA Lieder immer Benny und Björn als Komponisten und Björn/Stig als Texter in den Credits hatte. B&B haben ja zusammen arrangiert (obwohl die Musik hauptsächlich von Benny stammt). Gerade deswegen finde ich aber auch: wenn man dem Björn Credit geben kann für das Mitkomponieren, dann hätte man auch Agnetha mit hineinnehmen sollen! :wacko: Sicher bei TDBYC und TYFTM!

  • Scotty, eine sehr nette und detaillierte Analyse dieses Meisterwerks. Gerade die von dir als Aznavour-Style bezeichneten Stellen finde ich auch extrem gut. Mich stört auch der Drumcomputer kaum, man möchte glatt meinen, dass selbst diese Entscheidung zwar einerseits eine technische Spielerei der aufkommenden Computermusik war, andererseits dieser bewusst in seiner digital perfekten Monotonie die Stimmung noch zusätzlich unterstreicht.


    Eine Aussage sehe ich natürlich wieder einmal nicht ganz so wie Du.

    Benny hat das Lied ja nun auf seinem Piano nachgespielt, wodurch erstmals seine Melodie nicht durch den Gesang interpretiert wurde,........Er hat dabei aber diese Stilistik des gesanglichen Arrangements von damals in sein Pianospiel übernommen, wodurch es auch eines der schönsten Stücke auf seinem Piano-Album ist...........


    Fairer Weise sollte man sagen, Benny hat erstmals öffentlich die Melodie instrumental für die Öffentlichkeit aufgenommen (nicht den Gesang von Agnetha nachgespielt!). Ich denke dann sollte man auch sagen, dass Agnetha die von Benny komponierte Melodie nachgesungen(!) hat, welche damals sicher auch im Studio von Benny als Leadingtrack für den erst später aufzunehmenden Gesang eingespielt wurde. Schließlich konnte er ja bekanntermaßen seine Kompositionen nur so weitergeben.


    ;)

  • Beim Text von Björn (einer seiner Besten finde ich), merkt man den Musical Einfluss, da ganz klar eine Geschichte erzählt wird. Raffiniert ist, dass man nicht genau weiß, was passierte dann "WHEN you came." Die Frau ist traurig. Ist sie wieder verlassen worden, oder tot??? Björn wurde schon befragt und freut sich immer über das Interesse, schweigt sich aber aus.


    In der Tat hat sich Björn darüber immer ausgeschwiegen, weswegen man seine Intention bei dem Schreiben des Textes nicht kennt....Und ich bin auch der Meinung, es ist einer seiner Besten........Aber sehr wohl wissen wir, wie Agnetha diesen Text interpretiert hat.....


    Das Spannende dabei ist ja, dass sie nach eigener Aussage Björn nie über dessen Intention des Textes befragt hat, sondern den vorliegenden Text mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen interpretiert hat, weswegen mit höchster Wahrscheinlichkeit Björns Interpretation des Textes als Lyriker und Agnethas Interpretation des Textes als gesangliche Interpretin nicht identisch sind.....


    Das aber wiederum ist eine der großen Stärken dieses Liedes....wie übrigens auch bei THE WINNER TAKES IT ALL......weil dadurch somit eine extrem hohe Authentizität bei der gesanglichen Interpretation möglich war.....


    Agnetha selbst sagte dazu, dass sie das Lied aus der Sicht einer eigentlich sehr einsamen Frau interpretiert hat, die ihr Leben in einem sehr geplanten und durchstrukturierten Alltag gelebt hat, der aber ohne jede Überraschungen und Spontaneität war.....und deren Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wird durch das Kennenlernen eines Mannes........Dinge, die gestern wichtig waren, verlieren heute völlig ihre Bedeutung......Dinge, die heute das Leben repräsentieren, waren gestern überhaupt nicht existent..........Und das führt auch zu der Erkenntnis der eigenen Einsamkeit, die bis gestern überhaupt kein Thema war..........Das war Agnethas Intention, wie sie das Lied gesungen hat.......


    Versionen, dass Agnetha das Lied aus der Sicht einer erneut verlassenen Frau singt oder dass diese Frau gar nicht mehr am Leben ist, sind NICHT zutreffend, was Agnethas Interpretation betrifft.........


    Ob Björn als Lyriker das Lied genau so interpretiert hat oder haben wollte, das weiss nur er selbst.......


    Aber das ist ja auch wieder das Spannende......Wir wissen nicht, wie Björn den Text gemeint hat, als er ihn geschrieben hat......aber wir wissen, wie Agnetha den Text interpretiert hat, als sie ihn gesungen hat.....


    Agnetha war und ist einfach zu bescheiden. Ich weiss nicht, warum sie nicht mit erwähnt wurde, wenn sie grossen Einfluss zu den einzelnen Titel nahm, aber ich vermute, ihr war das nicht wichtig. Sie arbeitete einfach immer schon sehr gern im Studio! Das war für sie keine Arbeit, sondern Spass. Sie hörte etwas in den Melodien, wusste, wie sie es Singen musste, konnte, wollte. Arbeitete daran, bis sie es gefunden hatte, wie es klingen sollte und war auch dann erst zufrieden!
    Ob sie nun mit dabei erwähnt wurde, welchen Anteil sie daran hatte, war ihr anscheinend nicht so wichtig.
    Schön wäre es gewesen, wenn Benny und Björn sie erwähnt hätten. Aber wir wissen ja nicht, was damals so ausgemacht oder besprochen wurde.


    Highway ich glaube Björn wird erwähnt, weil ABBA Lieder immer Benny und Björn als Komponisten und Björn/Stig als Texter in den Credits hatte. B&B haben ja zusammen arrangiert (obwohl die Musik hauptsächlich von Benny stammt). Gerade deswegen finde ich aber auch: wenn man dem Björn Credit geben kann für das Mitkomponieren, dann hätte man auch Agnetha mit hineinnehmen sollen! Sicher bei TDBYC und TYFTM!


    Hier haben Nissi und Maruca sicherlich beide sehr genau den Punkt getroffen......


    Die auf Andersson/Ulvaeus bezeichneten Credits waren im Prinzip ihre eigene Marke, für die sicher das Beispiel LENNON/McCARTNEY eine gewisse Vorbildfuktion hatte.........Denn John Lennon und Paul NcCartney machten das ja ähnlich und sie nahmen damals ja auch eine gewisse Vorbildfunktion für B+B ein.......Die Beatles firmierten ihre Lieder generell mit "Lennon/McCartney", sofern auch nur einer an dem Lied beteiligt war.....YESTERDAY ist da das beste Beispiel, das als Komponisten Lennon/McCartney ausweist, obwohl es AUSSCHLIESSLICH von Paul McCartney geschrieben wurde........Der Punkt war dann eben, dass bei ABBA der Einfluss von Agnetha auf die Arrangements der Lieder immer sehr groß war von den Anfamgszeiten mit einem HASTA MANANA bis eben zu einem THE DAY BEFORE YOU CAME..........Die geschäftliche männliche Dominanz bei ABBA in den Personen Stig, Benny und Björn tat aber hier ihr Übriges.....


    Sicher muss man Webmark Recht geben, wenn der schreibt, dass Agnetha quasi selbst daran mit Schuld ist, weil sie nicht auf Crediterwähnung gedrängt hat........Hier hat Nissi ja einige sehr treffende Zeilen geschrieben und es war nun leider einmal so, dass für Agnetha dieses Thema damals einfach keine wirkliche Relevanz hatte.........Für sie waren andere Fragen wichtig....


    Umso mehr wäre es sicher angebracht gewesen im Sinne einer sauberen, ehrlichen, fairen und wahrhaftigen Darstellung den tatsächlichen Gegebenheiten auch in der Nennung der Credits Ausdruck zu geben....


    THE DAY BEFORE YOU CAME ist zweifellos erst durch dieses Umarrangieren von Agnetha zum für mich besten ABBA Song aller Zeiten geworden.
    Ihre Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, weswegen sie eigentlich auch als Mitkomponistin hätte erwähnt werden sollen


    So sehe ich das auch, Charly..........Diese Sequenz repräsentiert auch für mich den eindeutigen Höhepunkt des Liedes


    Fairer Weise sollte man sagen, Benny hat erstmals öffentlich die Melodie instrumental für die Öffentlichkeit aufgenommen (nicht den Gesang von Agnetha nachgespielt!). Ich denke dann sollte man auch sagen, dass Agnetha die von Benny komponierte Melodie nachgesungen(!) hat, welche damals sicher auch im Studio von Benny als Leadingtrack für den erst später aufzunehmenden Gesang eingespielt wurde. Schließlich konnte er ja bekanntermaßen seine Kompositionen nur so weitergeben.


    Ich verstehe, was Du damit ausdrücken willst, Heiner.......


    Worauf ich aber hinauswollte ist einfach die Tatsache, dass Benny dieses spezielle gesangliche Arrangement auch auf sein Pianospiel übertragen hat...........Nachgespielt ist diese Melodie dann sicherlich, ausgehend eben von der veröffentlichen ABBA-Version.......eben nur mit einem anderen Medium sprich seinem Piano..........Dagegen kann man sicher nicht sagen, dass Agnetha dieses Lied "nachgesungen" hat, einfach aus dem Grund, weil sie der erste Mensch war, die dieses Lied überhaupt jemals gesungen hat, sprich, sie ist die Originalsängerin und hat hier eine Melodie, an der sie selbst kreativ mitgearbeitet hat und Einfluss genommen hat, gesanglich als Erste interpretiert,.....


    Das wollte ich aber in diesem Kontext nicht in Konkurrenz sehen, sondern einfach der Tatsache Ausdruck verleihen, dass Bennys Pianospiel sich auf das gesamte gesangliche Arrangement von 1982 bezieht, so wie er es nun gespielt hat.....

  • Danke für deine ausführliche Beschreibung, Scotty!


    THE DAY BEFORE YOU CAME ist definitiv mein Lieblingslied von Abba. Danach kommen fast alle anderen Songs, daher konnte ich einfach (noch) nicht an der Umfrage "Eure Top 3" mit machen ?(


    Ich war elf Jahre alt, als der Song 1982 veröffentlicht wurde und war sofort begeistert. Meine Begeisterung hat auch nie nach gelassen! Es ist wie ein Theaterstückt an Dramaturgie kaum zu übertreffen, einfach toll. Mir geht Agnethas Gesang und der Rhythmus unter die Haut, getoppt wird das Ganze durch die opernhafte Einlage von Frida. Einfach magisch!


    Leider hatte ich mit 11 noch keine vernünftige Stereoanlage, so dass ich den magischen Zauber der Produktion erst viel später richtig genießen konnte. Ähnlich ging es mir bei UNDER ATTACK. Ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht der einzige war, dem es so erging. Vielleicht war das auch ein Grund, warum die Songs damals in der breiten Öffentlichkeit nicht so angekommen ist. Es ist auf jeden Fall ein absolutes Meisterwerk!

  • Ja Maria, das weiss ich schon dass Benny und Björn, manchmal auch Stig Anderson und Tim Rice, immer als Komponisten der einzelnen Stücke aufscheinen müssen. Umso mehr scheint es jetzt komisch, dass Agnetha zwar einen größeren Anteil als Björn an dem hat, was Benny nun am Klavier spielt, aber dieser Anteil nicht genannt wird. Da hätte sie eben früher drauf schauen sollen…


    Aber leider war damals das Rollenbild der Frauen noch anders, und so war Agnetha wohl zufrieden mit der damaligen Situation.

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