Passt "The Visitors" wieder in die heutige Zeit?

  • ...Du meinst wahrscheinlich vor allem "I let the music speak" ( was den Musical- Charackter betrifft). Ich glaube, es wäre noch sehr viel mehr dazu zu sagen gewesen und es wäre auch mehr neues gekommen, wenn die Band sich als Kollektiv hätte verstehen können nach den privaten Divergenzen. Aber ohne Agnetha wäre es kaum möglich gewesen....Ein Fluch oder ein Segen? Ich weiß es nicht.

  • Zitat

    Original von olav. Tja...schwer zu sagen, ob die Band keinen Bock mehr hatte oder warum auch immer Sie die Fans nicht informierten. Am ehesten bin ich geneigt, Björn einfach zu glauben, daß die Luft raus war und die 4 sich "erst mal" eine Pause gönnen wollten. Ich kann es nicht begründen, aber ich glaube, daß Sie alle wirklich erst einmal eine Schaffenspause wollten und das das ehrlich intendiert war. Das es dann anders kam, ist uns allen ja bekannt.


    Ich glaube eher, dass die vier das Ende zunächst selbst gar nicht bewusst wahrgenommen haben. Wenn man über so einen langen Zeitraum an einem Projekt zusammenarbeitet, sagt man nicht einfach, o.k. die Luft ist raus, wir hören auf. So ein Ende stelle ich mir als langwierigen Prozess vor, besonders bei Leuten, die mit viel Herzblut und Engagement ein Projekt ausfüllen. Wahrscheinlich ergab es sich ganz von selbst, andere Projekte wurden wichtiger, die beiden Herren schrieben ihr Musical und die beiden Damen nahmen Solo Platten auf. Und irgendwann war es ihnen dann bewusst, das ABBA Geschichte war.


    Zitat

    Original von olav.
    Bedenkt man aber, welche enorme Popularität ABBA dann nach einer langen Pause plötzlich erfuhr und das es ( auch hier im Forum) neue Generationen an echten Fans gibt, die entweder ungeboren oder zu jung waren, um schon eigene Erinnerungen an die Band zu haben, so spricht das unzweifelhaft für das Überdauern dieser Qualität. Nicht jeder muß Sie fachlich erkennen können, aber die Intuition beim Hören scheint Massen von Menschen zu überzeugen. Und das bis heute. Und es gibt beileibe genug andere Bands, aber ob die in 30 Jahren nch ein Thema sein werden? Spekulation....is' klar. Aber eher nicht. Oder was meint Ihr?


    Schwierig zu sagen. Es gibt sicher auch heute noch gute Bands, vorallem jenseits der Charts. Aber die Musikwelt und die Hörgewohnheiten der Konsumenten verändern sich zusehends. Das ist einfach nicht mehr mit früher vergleichbar. Was man vielleicht sagen kann, das man die Qualität einer Band in Zukunft sicher nicht mehr an den Verkaufszahlen festmachen kann.



  • Hi Teleny,


    Gute Ergänzung bzw. Antwort. In etwa wollte ich etwas ähnliches mit meinen Briefings ausdrücken.


    Deinen zweiten Aspekt halte ich für sehr wesentlich:


    Die Verkaufszahlen sind nicht mehr vergleichbar mit denen von vor 20 - 30 Jahren. Sehr richtig. Wer heute mit ca. 2000 verkauften Alben nicht an der Spitze steht, hat den Job verfehlt. Das geht, weil es Medien wie myspace oder youtube gibt. Schier unglaublich, daß Du das Ouvre von ABBA problemlos auf youtube abspielen kannst und das gegen die ganz einfache monatliche Telefonrechnung. Mit einer speziellen Software kannst Du alles direkt auf Deiner Festplatte speichern und es entstehen keine weiteren Kosten. Vor 2 Dekaden undenkbar. Dennoch gibt es Musiker, die Dank youtube auf einmal weltberühmt wurden, ohne je ins Studio gegangen zu sein oder irgendetwas verkauft zu haben. Und da wäre jetzt gerade mein Einwand an Deine richtige Beobachtung: qualitativ gute Musik wird (trotz und wie Du es ausdrückst) "veränderter Hörgewohnheiten" erkannt und richtet sich nicht nach den Verkaufszahlen. Ich bin sicher, daß ABBA in der heutigen Zeit keine Millionen verdient hätte, aber wären Sie deshalb weltberühmt geworden und Ihre Scheiben vermutlich Ladenhüter...Aber da das äußerst Einfache in der Musik ( wie z.B. bei ABBA) vielleicht die größte Kunst ist, wird es alle veränderten Hörgewohnheiten auch weiter überdauern. Und das erklärt auch die Existenz dieses Forums, wenn man sich klar macht, daß die Band, dem dieses Forum gewidmet ist, seit nunmehr 28 Jahren nicht mehr in seiner ursprünglichen Form existiert. Und wenn man sich klar macht, daß mit deren Musik weiterhin (viel) Geld verdient wird. Und das muß einen Grund haben. Ich hörte vor ein paar Tagen die Gruppe "The Sweet". Zwar war ich nie deren Anhänger und auch Brian Connolly und Mick Tucker sind längst tot, aber die Band existiert weiter. Deren "Fans" sind Nostalgiker und " 50 +" ....Die ABBA-Fans findet man auch bei den unter Zwanzigjährigen....


  • Um Abba Musik kostenlos zu genießen braucht man nicht mal Youtube. Alle veröffentlichten bzw. unveröffentlichten Songs sind im Internet downloadbar. Und trotzdem verkauft sich Abba auch noch auf CD. Das ist die eigentliche Leistung.:mrgreen:
    Es ist natürlich spekulativ, was aus ABBA geworden wäre, wenn sie erst in der heutigen Zeit gestartet wären. Sicher nicht die Band, die wir heute kennen und schätzen. Denn der andauernde Erfolg ist meiner Meinung nach eine Mischung aus verschiedenen Aspekten. Und ein gehöriger Schuss Nostalgie gehört da auch dazu.


    Zitat

    Original von olav
    Und das erklärt auch die Existenz dieses Forums, wenn man sich klar macht, daß die Band, dem dieses Forum gewidmet ist, seit nunmehr 28 Jahren nicht mehr in seiner ursprünglichen Form existiert. Und wenn man sich klar macht, daß mit deren Musik weiterhin (viel) Geld verdient wird. Und das muß einen Grund haben. Ich hörte vor ein paar Tagen die Gruppe "The Sweet". Zwar war ich nie deren Anhänger und auch Brian Connolly und Mick Tucker sind längst tot, aber die Band existiert weiter. Deren "Fans" sind Nostalgiker und " 50 +" ....Die ABBA-Fans findet man auch bei den unter Zwanzigjährigen....


    Ach, ich würde dieses Phänomen jetzt nicht unbeding auf ABBA beschränken. Ich kenne viele junge Leute die die Musik der 70er und 80er mögen. Hier im Forum ist auch ein 17jähriger der gern Boney M. oder Dschinghis Khan hört. Das hat einfach damit zu tun, dass diese Musik Spaß macht und man auch mitsingen kann. Aber singe mal heute Lady Gaga oder Rammstein nach. Was soll daran Spaß machen?;-) Diese Musik ist einfach nur auf Rhythmus ausgelegt und nicht auf schöne eingängige Melodien.

  • Hallo zusammen und zurück in diesem ausführlichen Thema.
    Bevor es auf ABBA kommt, muss ich ein paar Worte über Lady GaGa verlieren:


    Zitat

    Original von Teleny
    ... aber singe mal heute Lady Gaga oder Rammstein nach. Was soll daran Spaß machen?;-) Diese Musik ist einfach nur auf Rhythmus ausgelegt und nicht auf schöne eingängige Melodien.


    Och also ich komme ganz gut mit Lady GaGa zurecht. Ich fand sie anfangs ja auch reichlich merkwürdig (siehe auch den entsprechenden Thread in der Rubrik "Hörenswert"), aber mittlerweile gefällt mir ihre Musik richtig gut. Es giibt so viele Leute, die auf ihr rumhacken, aber sie versteht es nunmal, sich auch in der heutigen Zeit (mit youtube etc.) reichlich erfolgreich zu verkaufen. Klar wirken einige Dinge merkwürdig, aber wer hat denn den Weg zu längeren Musikvideos etc geebnet? Eine heute gefeierte Musiklegende namens Michael Jackson. Und was extravagante Kostüme angeht, die gab es auch schon zu ABBAs Zeiten, wenn auch - das bin ich gerne bereit, zuzugeben - nicht so freizügig wie das Lady GaGa tut.
    Aber man tut ihrer Musik Unrecht, wenn man sie als melodielos bezeichnet, denn vom Grundaufbau her enthalten die Lieder durchaus schöne Melodien. Es gibt Piano-Versionen von z.B. "Paparazzi" und "Bad Romance" in denen dies sehr deutlich wird. Oder nimm mal "Telephone" und nicht zu vergessen "Alejandro", das mich schon beim ersten Hören an ABBAs "Fernando" erinnerte.
    Wenn man von Björn das Lob bekommt, Wahnsinnsmelodien zu schreiben, so wie er ihre Hitsingle "Pokerface" gelobt hat, dürfen wir gespannt sein. Das nur zu Lady GaGa.




    Jetzt aber mal wieder zu "The Visitors":


    Das Album spaltet nach wie vor die Seiten, denn es ist ganz genau wie min vän das schon gesagt hat ein "erwachsenes" ABBA-Album. In erster Linie könnte man sagen, ein Fortschritt. Jedoch hat die Gesellschaft der Plattenkäufer dies wohl nicht interessiert, schließlich war man von ABBA leichte Unterhaltung und bestenfalls noch Herzschmerz-Lieder gewohnt. Vielleicht fragten sich manche, warum auch ABBA in ernster werdenden Zeiten nun ernster wurden und sich etwas von ihrer Linie entfernten, pure Unterhaltungsmusik zu produzieren. Das wirkt erwachsen, aber ungewohnt.
    Vielleicht wäre das Album auch ein Kassenschlager geworden- aber dann wohl eher im Ostblock, denn die Leute dort konnten sich mit den politischen Themen, die in den Stücken angeschnitten wurden, wesentlich besser identifizieren als die Leute des Westens, die mit den Sorgen der östlichen Nachbarn eher weniger am Hut hatten. Denn hier stellt sich doch die Frage: Gibt es Pressungen des Albums aus dem Osten? Habe ich bislang nie gesehen...


    Pet, ich muss Dir zustimmen, was "The Piper" angeht, schon beim ersten Hören packte mich eine Gänsehaut, denn trotz der wunderbaren Melodie war das doch ein extrem ernstes Thema, mit einer Figur der alle anderen geistes- und willenlos folgen. Ich musste ernsthaft an Hitler denken und habe später einen Kommentar von Björn zur Entstehung des Texts gelesen, in dem er erwähnte, dass er die Angst enthalte, dass die Zeit einmal komme, in der die Leute wieder nach solch einer Figur schreien und sich eine solche Persönlichkeit wünschen. Und schauen wir uns doch mal um- in welchem Land herrscht denn bitte poltische Zufriedenheit? Mir fällt auf Anhieb keins ein...


    Und dann so ein Album.. vielleicht war es der richtige Abgang für die Gruppe, die damit alle ihre Kritiker widerlegen konnte, die innerhalb des Music Movement die fehlende Stellungnahme von ABBA zu politischen Themen kritisierten. Sie haben gezeigt, dass sie durchaus über solche Dinge nachdenken und dass ihnen nicht egal ist, was auf der Welt passiert. Die Kunst ist, das aus der Musik herauszulesen.



    Um ganz ehrlich zu sein, ist "The Visitors" mitnichten das Album, dass die besten Party-Hits von ABBA enthält, aber es ist ein seriöses Album der Gruppe, in das ich gerne alleine reinhöre.
    Und ich bleibe auch dabei, dass "When All Is Said And Done" ein weltweiter Single-Erfolg nach "One Of Us" geworden wäre. Wer da die Singles ausgesucht hat, hatte wohl nicht den besten Tag...


    Soviel dazu von mir heute.
    Liebe Grüße,
    Daniel

  • Daniel, ich hatte dieses Video hier im Kopf, von wegen Lady Gaga und nachsingen: :giggles:


    http://www.youtube.com/watch?v=hut-79kf4Xk&feature=related


    Die Melodieteile bei Lady Gaga sind auch meist geklaut, wie du selber schon bei "Alejandro" festgestellt hast. Und von wegen Freizügigkeit in den 70ern, schaue dir mal bitte Fotos von Amanda Lear an oder auch das Plattencover von Boney M.s LP "Love For Sale". Der Unterschied ist eigentlich nur der, das die Freizügkeit von damals ein Stück ästhetischer wirkte, als das das heute der Fall ist.



    Zu Visitors ist nur zu sagen, dass der kommerzielle Erfolg ausbleiben musste, weil die Musik unkommerziell ist. In irgendeiner ABBA Doku wird das glaube ich auch ähnlich gesagt. "Vielleicht mussten Abba aufhören, weil ihre Musik unkommerziell wurde.."
    So ähnlich jedenfalls. Dem kann ich nur voll zustimmen.

  • Naja also Lady GaGa hin oder her, am besten wir verlagern das in ihre Ecke unter Hörenswert, bevor sich hier noch jemand beschwert. :giggles:


    Wegen "The Visitors":
    Ich bin mir wegen dem Kommerz nicht so ganz sicher, weil ich finde, dass sie in Teilen 1982 wieder zurück auf ihren alten Weg gekommen sind, bzw. sich in 2 verschiedene Richtungen entwickelt haben.


    "The Day Before You Came" finde ich persönlich ziemlich unkommerziell und verstehe deshalb auch die Auskopplung als Single nicht, weil es einfach nicht so leicht in ein Schmea passt, dass viele Anhänger hat. Bei "Under Attack" sieht das ganz anders aus, da erinnern ABBA an die frühreren ABBA, bei "Cassandra" ist das absolut nicht anders.
    Ich glaube die Singles wurden nicht mehr so gut ausgwählt wie in den Jahren zuvor.

  • "Under Attack" ist schon außergewöhnlich. Dieser neue Sound und dann diese verzerrte Stimme von Agnetha. Das gab's vorher nicht. Schon kommerzieller als andere Sachen auf dem Album, aber dennoch befremdlich für Abba. So empfand ich das jedenfalls damals. Und "Cassandra" war ja nicht Bestandteil des Albums. Vielleicht hätte man "Cassandra" als Single A Seite wählen sollen. Ich gehe aber mit bei solchen Songs wie "I Am The City" "You Owe Me One" und "Just Like That". Da scheint sich wirklich eine Rückkehr zu gefälligeren Sound anzukündigen. Nur haben sie diesen Weg dann nicht mehr beschritten. Und es hätte auch nicht funktioniert. Abba waren damals einfach out und sie haben im richtigen Moment aufgehört.

  • Trotz Warnhinweis, dass dieses Thema veraltet ist, die Musik ist es sicherlich nicht. In diesem Thema wurde in der Vergangenheit schon massiv und tiefgründig diskutiert wie in kaum einem anderen Thema des ABBA-Forums und inzwischen haben wir viele neue Forenmitglieder dazubekommen.


    Da The Visitors neben Super Trouper mein absolutes Lieblingsalbum von ABBA ist, bin ich gespannt, wer noch etwas dazu zu sagen hat. Inzwischen gibt es die Deluxe-Version, wir kennen das Medley "From A Twinkling Star To A Passing Angel", wir kennen Interviews zur Albumentstehung, der Stimmung bei den Aufnahme und wir wissen, was danach kam: 6 weitere Stücke, davon 5 veröffentlicht (als Bonus auf der Deluxe-Ausgabe).


    Was meint ihr, wie aktuell ist The Visitors noch, auch nach kaltem Krieg, Mauerfall und Wiedervereinigung?

  • Hallo Daniel


    Interessant, dass Du das Thema "Visitors" wieder aus der Versenkung hervorgeholt hast


    Es ist je in der Vergangenheit schon sehr viel über dieses Thema geschrieben worden mit allen seinen Facetten und Ausschweifungen und ich möchte jetzt nicht weiter auf seine gesellschaftskritische Bedeutung eingehen, da dass ja in der Vergangenheit ausreichend diskutiert wurde.
    Ich habe nur mal überflogen, was so in der Vergangenheit geschrieben wurde, und muss dann allerdings sagen, dass es nach meiner Meinung. nirgendwo so viele Überinterpretationen gibt wie bei diesem Album


    Sicher ist "Visitors" das kontroverseste Album ABBAs, es ist vielleicht auch das musikalisch interessanteste, viele sehen es auch als die Krönung des Schaffens von ABBA. Es wird Endzeitstimmung hineininterpretiert. Aber in der Reminiszenz wird auch vieles von dieser Stimmung verklärt.


    Ich nehme jetzt mal die Bonustracks dazu, da sie ja die gleiche Zeit repräsentieren und auch auf der Deluxe-CD beinhaltet sind.
    Schon wenn ich lese, dass manche das Lied "Under Attack" für eine verklausulierte Botschaft der Gruppe auf ihre innere Zerrissenheit halten, dann muss ich sagen, dass hier doch eine völlige Überinterpretation vorliegt, für die es aber auch nicht einen einzigen greifbaren Anhaltspunkt gibt.
    "Under Attack" ist ein vielschichtiges Lied mit einem hochinteressanten Text über den Hilferuf einer Frau, einer beginnenden Hörigkeit zu entgehen, deren Gefährlichkeit sie genau weiss. Ein Text, hochkomplex und bis heute wohl von manchen nicht wirklich verstanden. Aber daraus eine verschlüsselte Botschaft der Gruppe zu machen, dafür gibt es keine Anhaltspunkte.
    Ahnlich bei dem Song "Visitors", dem ebenfalls oft versteckte Botschaften angedichtet werden. Hier schrieb Björn von der Angst sowjetischer Dissidenten, die durch die teilweise indisch arrangierte Musik noch plastischer dargestellt wurde. Aber von versteckten Botschaften keine Spur.
    So ist das auch mit den anderen Liedern, deren Texte und vor allem auch deren Musik und Arrangements unglaublich kreativ und ambitioniert sind. Gesellschaftskrititische Texte wie bei "Soldiers" oder "Like an angel" lösen sich mit extrem persönlichen Liedern ab. Und da sind ABBA für mich am stärksten.

    Grandios das Lied "Slipping through my fingers", das Björn über seine Tochter Linda schrieb und das Agnetha über ihre Tochter Linda so emotional sang. Für mich neben "One of us" der Höhepunkt des eigentlichen Albums.
    Ebenfalls großartig die Trennungshymne von Frida und Benny "When all is said and done", das von Frida sehr emotinal gesungen wurde.
    Und dann natürlich das kommerziell erfolgreichste Lied "One of us", was für mich ein Lied ist, das eher die traditionelle ABBA-Musik repräsentiert und nach meiner Meinung den legendären ABBA-Hits der Vorjahre in absolut nichts nachsteht.
    Diese traditionellen ABBA-Rhythmen werden auch von "Head over Heels" repräsentiert, ebenfalls ein Lied in bewähretem ABBA-Stil über eine Frau in einem Kaufrausch....von Frida im dazugehörigen Video großartige gespielt und von Agnetha ebenso großartig gesungen.


    Visitors ist also ein unglaublich vielschichtiges Album mit Werken, die ihrer Zeit voraus waren.
    Aber gleichzeitig ist Visitors eben eine Album, das mit unzähligen Schlagwörtern behaftet ist.
    Es gilt als kühl, als schwermütig, ja teilweise sogar als deprimierend, als düster. Genau aus diesen Gründen wird dieses Album heute auch als so faszinierend betrachtet. Und das ist es zweifellos.


    Aber gleichermassen wird es auch bezeichnet als das Vermächtnis ABBAs....quasi als ihre Art alles zu beenden. Aber ist es das wirklich ?? Und auch hier sage ich. ...Nein, das ist es nicht. Auch hier wird zuviel hineininterpretiert. "Visitors" ist einfach eine Art Entwicklung, die die Gruppe über die Jahre gemacht hatte, eine Art Metamorphose wie sie zum Beispiel auch andere Gruppen wie Beatles usw gemacht haben. irgendwo in diesem Thread ist der Verglecih einer Entwicklung zwischen "Visitors" und dem Beatles-Album "Seargeant Pepper" gemacht worden....und das halte ich für sehr zutreffend. Dass "Visitors" dann tatsächlich das letzte Album-Vermächtnis der Gruppe war, war sicher nicht der künstlerischen Entwicklung sondern ausschliesslich der persönlichen Entwicklung der einzelnen Mitglieder der Gruppe geschuldet.


    Es wird auch gesagt, dass ABBA das Gespür dafür verloren hätten, die richtigen Singles zu veröffnetlichen. Das sehe ich völlig anders. Ich finde, dass auch hier die "richtigen" Singles veröffentlicht wurden. Über "One of us" gibt es ohnehin keine Diskussionen...."Under Attack" ist ein Lied, dass die Brücke schlägt zwischen "neuer" Musik und den älteren ABBA-Titeln, das nur bis heute nicht richtig verstanden wurde und in dem Bennys Sythesizer etwas zu dominant eingesetzt wurde .


    Und dann kommen wir zum Meisterwerk schlechthin.....zu "The day before you came".....für mich eines der vollendetsten Werke von ABBA überhaupt und ein wahrer Meilenstein. Dominiert von Bennys Synthie und vor allem von der charismatischen Stimme Agnethas, die dieses Lied zu einem Gänsehaut-Ereignis macht. Welch ein Schwanengesang einer Gruppe.
    Also ich kann auch alle Single-Erscheinungen von damals nachvollziehen.


    Visitors steht nach meiner Meinung also nichr als Synonym für das Ende einer Gruppe, sondern es ist lediglich jenes Album, das zeitlich zusammengefallen ist mit der persönlichen Trennung von 4 Individuen und Künstlern.
    Auch die vorher in diesem Thread geführte Diskussion, warum Agnetha und Frida später nicht bei Chess involviert wurden, geht daher völlig an den Tatsachen vorbei. Warum sollten sie das ? Agnetha und Frida hatten ihre eigenen Projekte, die meiner Meinung nach in keiner Weise weniger wichtig, weniger bemerkenswert und weniger erfolgreich waren wie Björns und Bennys Aktivitäten. Natürlich haben Björn und Benny auch noch mal im Popbereich mit Gemini ihr Glück versucht, aber sie mussten dann erkennen, dass zumindest in diesem Bereich ihre Genialität eindeutig vor allem auch von Agnetha und Frida abhängig war.


    Was ist also von Visitors abschliessend zu sagen ?


    Passt es in die heutige Zeit ?......Absolut ja........wenn man sieht, was heute in der Welt alles passiert, ist es aktueller denn je


    Ist es ein solches geniales Album, zu dem es immer gemacht wird ?.......Absolut ja.......es ist in seiner Vielschichtigkeit nahezu beispiellos


    Ist es auch das beste aller ABBA-Albe ?.......Das ist sicher Ansichtssache.......für mich allerdings nein..........Es ist für mich ein grandioses Album, dem aber zwei wichtige Dinge fehlen..........einmal ist es diese Leichtigkeit, die viele ABBA-Alben trotz seiner oft sehr tragischen Texte ausgeglichen haben.........und zweitens ist es der Fakt, dass es das magische Erlebnis der gemeinsamen Stimmen von Agnetha und Frida nicht gibt.


    Also für mich ist Visitors ein Meisterwerk.........aber Arrival oder The Album blelben für mich, was ABBA betrifft unerreicht.........oder auch Super Trouper schon alleine wegen dem Erlebnis "The winner takes it all"

  • Mir geht es ähnlich. Als das Album damals erschien war ich um die 16, wir "gaben Gas, wollten Spaß"! Ich glaube, ich war nach dem ersten Auflegen der Platte auch etwas verstört. Die ersten Auskopplungen liefen ja bereits im Radio. Die waren ja ganz ok. Aber dann begann die Platte mit dem sehr gewöhnungsbedürftigen "The Visitors". Völlig untypisch für die damalige Zeit.


    Inzwischen haben alle meine Platten eine Geschichte. Und mit dem Abstand des Alters, vielleicht auch unterbewusst mit dem Wissen, was danach kam, hat sich das Album zu meinem persönlichen emotionalen Platz 1-Album entwickelt.


    Und all den einzelnen Einschätzungen von Scotty oben kann ich nur im vollsten Umfang zustimmen.


    Dabei wurde "Slipping Through My Fingers" lange Zeit sicher wenig beachtet, von einem 16jährigen wie mir damals sowieso. Aber auch in der allgemeinen Musiköffentlichkeit.
    Seitdem es aber quasi zu einem Höhepunkt des MM-Musicals avancierte (kein Disney-Regisseur hätte besser und wirkungsvoller an dieser Stelle das Herz und die Tränendrüsen, nicht nur von Müttern mit Töchtern, berührt), ist es ebenso auch auf dem Album für mich persönlich präsenter.

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